Die Insolvenz ist mit Gesamtverbindlichkeiten in der Höhe von fünf Milliarden Euro die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte – vor jener der Alpine. Zurück bleiben Baustellen, unklar ist das Schicksal der Tochterfirmen.
Für Rekorde war die Signa seit jeher bekannt – und der Kreis schließt sich auch mit der gestrigen Insolvenzanmeldung. Nachdem auch der US-Hedgefonds Elliott bezüglich einer Kapitalspritze in der Höhe von 500 Millionen Euro abgesprungen war, war der Gang zum Handelsgericht unausweichlich. Mit fünf Milliarden Euro legte die Signa gemessen nach Gesamtverbindlichkeiten die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte hin, allein die heimischen Banken bleiben auf Krediten in der Höhe von 2,2 Milliarden Euro sitzen. Damit stellt die Signa-Pleite jene der Alpine Bau vor zehn Jahren weit in den Schatten. Von der Insolvenz betroffen sind laut den Kreditschützern AKV, KSV1870 und Creditreform 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger. Signa hatte ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt und bietet eine 30-prozentige Quote.
Nun gilt es das komplexe Geflecht aus hunderten Einzelgeflechten in mehreren Ländern zu entwirren. Eine Herkulesaufgabe für die beiden bestellten Masseverwalter Christof Stapf und dessen Stellvertreter Michael Neuhauser. Am 19. Dezember findet die erste Gläubigerversammlung und Berichttagsatzung statt. Zwar wurde ein Liquidationswert von lediglich 314 Millionen Euro angesetzt, doch ob es bei den fünf Milliarden Euro Verbindlichkeiten bleiben wird, ist unklar. Denn laut einer Studie der Investmentbank JP Morgan würden sich die Schulden der zwei größten Töchtern Signa Prime und Signa Development – sie sind aktuell nicht insolvent – auf rund 13 Milliarden Euro belaufen, von denen 7,7 Milliarden Euro Kredite seien, die zur Hälfte variabel verzinst worden sind. Und auch die Signa Prime versucht derzeit, bei Investoren dringend benötigte liquide Mittel zu erbringen, wobei aber nach wie vor offen ist, ob das auch gelingen wird. Viele Darlehen seien jedenfalls mit Immobilien und Grundpfandrechte besichert. Ob sich die Werte im Fall von Notverkäufen auch erzielen lassen, ist allerdings fraglich.
Unklar ist auch, wie es mit den zahlreichen Baustellen in Österreich und Deutschland weitergehen wird. Prominentestes Projekt in Wien ist dabei das Lamarr-Warenhaus in der Mariahilferstraße, von dem bereits der Rohbau steht. Erst im Juni ist mit viel Pom die Dachgleiche gefeiert worden, damals erklärte Benko, er wolle das Lamarr behalten. Laut Habau seien die Bauarbeiten zu 99 Prozent abgeschlossen, wobei weitere Schritte derzeit evaluiert würden. Auch in Deutschland bleiben Baustellen übrig, die größte ist derzeit der Elbtower mit 245 Metern, bei dem aufgrund ausbleibender Zahlungen die Bauarbeiten gestoppt wurden, wie auch bei mehreren weiteren Hamburger Projekten. Ebenso in München, wo der dortige Oberbürgermeister Dieter Reiter aufgrund des Baustopps an der Alten Akademie sämtliche weitere Signa-Planungen auf Eis gelegt hat.
Ungemach droht Benko nun auch von den Gesellschaftern, die nun eine Klage gegen Benko wegen möglicher Insolvenzverschleppung in Erwägung ziehen, da sie sich nicht ausreichend über das tatsächliche Ausmaß der Krise informiert fühlen. Bei der Frage der persönlichen Haftung Benkos, der keine offizielle Funktion außer jener des „nicht operativen“ Beiratsvorsitzenden innehatte, werde nun durchleuchtet, welche Rolle er defacto tatsächlich ausgeübt hatte. Denn auf dem Briefpapier nannte er sich sehr wohl „Chairman and Founder“, zudem soll er laut Insidern jede wichtige Entscheidung selbst getroffen haben.