Wien ist nicht nur die lebenswerteste Stadt auf der Welt, sie hat auch hervorragende Rahmenbedingungen für Unternehmer. Allein im Vorjahr haben sich über 200 ausländische Betriebe in der Bundeshauptstadt angesiedelt.
Viele Menschen ziehen nach Wien, vor allem aus den Bundesländern. Sei es das Studium oder schlicht der Umstand, dass man in Wien große Chancen hat, den Job zu finden, den man sich wünscht und den es im Heimatbundesland vielleicht so nicht gibt. Das alles macht Wien zu einem Pool für hochqualifizierte Arbeitskräfte. In Zeiten eines latenten Fachkräftemangels ist das ein wesentliches Asset. Eines, das auch viele ausländische Unternehmen dazu bewegt, in Wien einen Standort zu eröffnen oder zu expandieren. Es sind auch nicht nur die gut ausgebildeten Arbeitskräfte, es ist auch die Rechtssicherheit, die Wien zu einer Top-Destination für Betriebe aller Art macht. Das zeigt auch die Bevölkerungsprognose 2022 bis 2050 der Österreichischen Raumordnungskonferenz, die für Wien ein Plus von 5,5 Prozent ausweist – während andere Bundesländer, allen voran Kärnten, zunehmend an Bevölkerung verlieren. Meistens ziehen die Menschen in die Ballungszentren, am häufigsten nach Wien. Und Wien hat einen weiteren Vorteil. Nämlich die Lage zwischen den Ländern Westeuropas und CEE und die hervorragenden Kontakte in beide Regionen, die zum Teil seit hunderten Jahren bestehen. Das macht Wien für internationale Unternehmen, die sowohl die Wertschöpfung als auch die Sicherheit schätzen, zu einem gefragten Standort.
Aufwind nach Covid
Laut der Stadt Wien haben sich im Vorjahr 225 neue ausländische Unternehmen quer durch alle Wirtschaftsbereiche in Wien angesiedelt, was rund 2.673 Arbeitsplätzen und 442 Millionen Euro an Investitionen entspricht – das bislang zweitbeste Ergebnis nach 2019, wo sich 266 internationale Betriebe in Wien angesiedelt haben. Von den 2021 angesiedelten Betrieben stammen 17 übrigens aus den Vereinigten Staaten. Ein Beispiel dafür ist das US-Technologie-Unternehmen Dynatrace, 2005 in Linz gegründet und mittlerweile an der NYSE (New York Stock Exchange) notiert. Im vergangenen Jahr eröffnete das global tätige Unternehmen mit Firmensitz in Boston in Wien ein neues Forschungs- und Entwicklungslabor im The Icon Vienna am Wiener Hauptbahnhof. Die meisten Betriebe kamen allerdings aus Deutschland. Zudem befinden sich unter den Neuansiedlungen heuer Betriebe aus Ländern, die zuvor noch nicht in Wien vertreten waren, darunter erstmals Betriebe aus Tunesien und Kamerun.
Sanftes Landen in Wien
Einen neuen Unternehmensstandort zu wählen ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn es andere Parameter zu beachten gibt als jene, die man aus dem Heimatland gewöhnt ist. Auch eine geeignete Immobilie findet sich schwer, wenn man nicht vor Ort ist und den Wiener Markt nicht kennt. Ebenso sind oft arbeits- und gewerberechtliche Fragen zu klären, manchmal auch Widmungsthematiken, sofern man ein Grundstück selbst entwickeln will. Die Stadt Wien will expansionswilligen Unternehmen unter die Arme greifen, sei es, wenn es um Standortsuche geht, sei es in arbeits- und versicherungsrechtlichen Belangen, und fördert diese Unternehmen auch. Was die Wahl des perfekten Standorts für Unternehmer betrifft, nutzt die Stadt dabei Synergieeffekte. Mit der Dachmarke Vienna Business Districts, einer Kooperation der Wirtschaftsagentur Wien und der Wirtschaftskammer, soll dabei nicht nur der Wiener Wirtschaftsstandort gestärkt werden, sie wurde auch im Stadtentwicklungsplan 2025 festgeschrieben. Eigene District-Manager für die Regionen Ost, Süd und Nord bieten hier maßgeschneiderte Beratungsleistungen an, inklusive einer Auswahl an Möglichkeiten, wo man sich ansiedeln kann. Neben den von der Stadt Wien definierten modernen Business-Clustern, etwa Technologiezentrum Seestadt, Vienna Bio Center oder Vienna Innovation Area, finden sich in Wien auch zahlreiche Entwicklungen gewerblicher Developer. Um den passenden Standort zu finden, steht auch eine Gewerbeimmobilienbörse zur Verfügung.
Vernetzen bringt Vorteile
Es sind aber nicht nur konkrete Beratungsleistungen, mit denen Wien die Bundeshauptstadt für internationale Betriebe schmackhaft machen will, es ist auch die Möglichkeit, sich zu vernetzen und damit das eigene Business-Netzwerk zu erweitern. Etwa das Festival „ViennaUP ’22“, bei dem heuer im Rahmen von 60 Einzelevents in den Bereichen Technologie, Umwelt, Soziales und Frauen als Business-Leaderinnen an unterschiedlichen Locations in elf Wiener Gemeindebezirken knapp 10.000 Besucher aus 67 Nationen teilgenommen haben. Die internationalen Start-ups reisten unter anderem aus Pakistan, einigen afrikanischen Ländern, den USA oder Kanada nach Wien. Ein besonders hoher Anteil kam aus dem CEE-Raum. Ebenso die Creative Days Vienna, die auf die Verzahnung von Digitalisierung und Kreativwirtschaft abgezielt haben. Der Vorteil des Networkings: Man findet als Unternehmen, das sich in Wien ansiedelt, auch gleich potenzielle Kunden und Geschäftspartner – und den berühmten Blick über den Tellerrand, der dann wiederum neue Geschäftsmodelle bringen kann.
Wien steigert Service
International tätigen Unternehmen muss man aber auch Anreize bieten, um sie nach Wien zu bekommen. Nicht nur durch Förderungen oder Beratungen hinsichtlich der Standortwahl oder eine Börse für geeignete Gewerbeimmobilien. Schließlich sind auch arbeitsrechtliche Themen von Bedeutung. Im Vorjahr hat etwa die Wirtschaftsagentur Wien gemeinsam mit der MA35 mit dem „Business Immigration Center“ (BIO) eine neue Anlaufstelle für internationale Betriebe geschaffen, wobei auch das Arbeitsmarktservice Wien in vielen Verfahren eingebunden wird. Damit soll es auch ausländischen Arbeitskräften, die mit den Betriebsansiedelungen logischerweise ebenso kommen, erleichtert werden, sich in Wien anzusiedeln. Ergänzt wird das mit dem seit elf Jahren bestehenden Expat-Center, wo sich ausländische Arbeitnehmer über viele verschiedene Themen informieren können.