Sanieren – nun aber wirklich!

Jahrzehntelang war ausschließlich der Neubau im Fokus der Immobilienwirtschaft. Das soll sich nun dank des EU-Green-Deal ändern. Fast 40 Millionen Gebäude warten in Europa auf ihre Sanierung.

Jahrelang hat sich jede Regierung bemüht, die Sanierungsquote bei den Immobilien zu erhöhen. Hoffnungslos. Sie blieb – ein bisschen besser als in Resteuropa – bei einem Prozent. Im Klartext: Statistisch gesehen wird ein Gebäude in Österreich einmal in 100 Jahren saniert. Jetzt erhält die Regierung Schützenhilfe aus Brüssel: Mit dem EU-Green-Deal werden Sanierungen obligatorisch, wenn die Eigentümer die Taxonomie-Kriterien erreichen wollen. Zum Beispiel, um den Wert des Gebäudes zu erhalten oder günstigere Refinanzierungen zu bekommen.

Die obligatorischen Sanierungen haben zwei Ziele, die es zu erreichen gilt: Senkung des Energieverbrauchs und Erhöhung der Resilienz gegenüber dem Klimawandel. Also, optisch hübsche Sanierungen sind nicht mehr gefragt, es gilt, die Qualität des Gebäudes beweisbar zu verbessern. Wir brauchen Unternehmen, die hochwertige Sanierungen anbieten, die auch wirklich Verantwortung übernehmen, die angestrebten Verbesserungen zu erreichen. Wir brauchen natürlich auch Banken, die diese Sanierungen finanzieren, wenngleich die wirtschaftlichen Vorteile vordergründig den Mietern über die Betriebskosten zugutekommen.

Hilfreiches Zertifikat
Mit dem ÖGNI-Zertifikat „Gebäude im Betrieb“ kann so eine Sanierung nicht nur geplant und die Realisierung überwacht werden, es ist auch ein Gutachten, das zum Beispiel den Risikomanagement-Abteilungen der Banken hilft, die Genehmigung der notwendigen Finanzierungen abzunicken. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten sollte die Taxonomie-Überprüfung ein sattes „Grün“ zeigen, und damit haben alle Beteiligten eine große Freude: die beauftragten Firmen, die ein weiteres Referenzprojekt vorzeigen können, sowie der Bestandshalter, der mit einem „grünen“ Gebäude nicht nur den Wert erhalten, sondern auch neue Interessenten gewinnen kann, die sich gerne in einem taxonomiefähigen Gebäude einmieten wollen, da das für den eigenen ESG-Bericht Gutpunkte bringt. Und natürlich die Banken, die ein weiteres Projekt in ihrem Taxonomie-Report von der „roten“ in die „grüne“ Liste übertragen können.

Sehr geehrte Damen und Herren, gerade bei Bestandsgebäuden ist die Unterscheidung bei der Zertifizierung zwischen „Platin“ und „Gold“ nicht entscheidend. Wir sprechen von – idealerweise – lange bestehenden Gebäuden, in anderen Zeiten geplant und trotzdem so flexibel, dass sie Generationen von technischer Gebäudetechnik und unterschiedlichen Nutzungen verarbeiten konnten. Ästhetische Gesichtspunkte, in Zertifikaten nicht abgebildet, entscheiden. Die Einbindung in die Umgebung ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die ÖGNI wünscht sich, wie immer, dass Gebäude Funktionalitäten zeigen, die die Wertigkeit des Viertels, in dem das Gebäude steht, unterstützen. Entscheidend ist die Taxonomie-Bewertung. Ist sie grün, steht dem Bestandshalter der europäische Finanzierungs- und Investorenmarkt offen. Denn vergessen wir nicht das oberste Ziel des EU-Green-Deals: Finanzströme in Europa zukünftig auf nachhaltige Projekte, Produkte und Unternehmen zu lenken. Die ÖGNI weiß nicht nur darüber Bescheid, sie unterstützt Sie auch kräftig bei der Umsetzung.

Peter Engert, ÖGNI-Geschäftsführer

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