Erstes Reallabor für modulare Heizsysteme im urbanen Gebäudebestand vorgestellt.
Das Wiener Technologieunternehmen Roots Energy hat am Mittwoch sein neues Hauptquartier im 14. Wiener Gemeindebezirk eröffnet. Das „Roots Haus“ soll als europaweit erstes Reallabor die modulare Umstellung auf erneuerbare Heiz- und Kühlsysteme im urbanen Gebäudebestand demonstrieren. Auf sechs Etagen und rund 900 Quadratmetern wird dort das sogenannte Roots System weiterentwickelt und für den Einsatz in bewohnten Mehrparteienhäusern optimiert.
„Wir zeigen, dass die Heizungsumstellung im Bestand einfach umsetzbar und wirtschaftlich sinnvoll ist“, erklärte Gerald Stangl, Co-Geschäftsführer von Roots Energy. Nach seinen Angaben werde damit ein System standardisiert, das bisher für jedes Projekt neu geplant werden musste. Das System basiert auf einem modularen Konzept, bei dem zentrale Heizkessel oder dezentrale Gasthermen schrittweise ersetzt werden. Wärme wird dabei aus Umweltquellen wie Luft und Erde gewonnen und über ein sogenanntes Solenetz verteilt. „Die zentrale Hydraulik, die Steuertechnik und alle wichtigen Komponenten sind in einem kompakten Modul zusammengeführt“, erläuterte Stangl.
Im Roots Haus, einem sanierten Gebäude aus den 1970er Jahren, wurde das komplette System verbaut und in Betrieb genommen. „Wir haben mit dem Roots Haus einen Ort geschaffen, an dem man die Wärmewende nicht nur verstehen, sondern auch erleben kann – mitten in einem typischen Wiener Bestandsgebäude“, sagte Hüseyin Özcelik, ebenfalls Co-Geschäftsführer von Roots Energy. Das Konzept sieht vor, dass Eigentümergemeinschaften mit Mehrheitsbeschluss eine Umstellung einleiten können, ohne die Zustimmung aller Eigentümer einholen zu müssen. Jede Wohnung erhält dafür einen eigenen Anschluss, an den eine Sole-Wärmepumpe angeschlossen werden kann.
Das Roots Haus soll künftig auch als Schulungs- und Informationszentrum dienen. Unterstützt wurde das Projekt unter anderem durch Fördermittel des österreichischen Klimafonds. Roots Energy plant nach eigenen Angaben weitere Projekte in Wien und Salzburg sowie eine mittelfristige Expansion nach Deutschland. Im Fokus stehen dabei institutionelle Eigentümer, Fachplaner und Bauträger.