RegioPlan-Veranstaltung beleuchtet Herausforderungen und Perspektiven für den Einzelhandel.
Beim diesjährigen Retail Symposium by RegioPlan am 7. Mai im Palais Ferstel in Wien diskutierten rund 300 Branchenvertreter die aktuellen Entwicklungen im Einzelhandel und bei Handelsimmobilien. Unter dem Motto „reloading retail – innovate, invest, transform“ standen Themen wie Digitalisierung, verändertes Konsumverhalten und neue Wettbewerbsdynamiken im Mittelpunkt.
Zentrales Ergebnis der Veranstaltung: Der strukturelle Wandel im Handel schreitet weiter voran. Während die Kaufkraft in Österreich seit 2016 trotz Inflation zugenommen hat, profitieren der klassische stationäre Einzelhandel und insbesondere die mittleren Segmente kaum davon. Der Markt verlagert sich zunehmend in Richtung Diskont und Premium, wodurch die bisher tragende Mitte unter Druck gerät.
Auch neue digitale Anbieter wie Temu, SHEIN oder der TikTok-Shop gewinnen an Relevanz und setzen etablierte Händler unter Zugzwang. Gleichzeitig bieten sich Chancen durch die physische Präsenz in Städten. Konzepte wie „Rebirth of City“ oder multifunktionale Nutzungskonzepte für Einkaufszentren zeigen mögliche Wege, Handelsflächen in Erlebnisräume zu transformieren.
Laut RegioPlan-Geschäftsführerin Romina Jenei ist der Wandel im Handel unumkehrbar. Digitalisierung, verändertes Konsumverhalten und ein wachsender Fokus auf Nachhaltigkeit führen dazu, dass sich Geschäftsmodelle, Standortstrategien und Flächennutzungen grundlegend verändern. Innovation sei dabei „nicht mehr Kür, sondern Pflicht“. Neue Handelskonzepte setzen zunehmend auf Dienstleistungen, Freizeitangebote und emotionale Erlebnisse – ergänzt um Regionalität, Nachhaltigkeit und soziale Aspekte.
Eine aktuelle Analyse von RegioData Research zeigt, dass die Kaufkraft der österreichischen Bevölkerung seit 2016 kontinuierlich gestiegen ist. Trotz hoher Inflationsraten verzeichnete 2024 erstmals wieder ein reales Plus – maßgeblich beeinflusst durch kräftige Lohnabschlüsse. Dennoch profitiert der stationäre Non-Food-Handel nicht proportional davon: Während 2014 noch 16 Prozent der Konsumausgaben in diesen Bereich flossen, waren es 2024 nur noch 12,6 Prozent. „Das Geld ist da, aber es landet nicht mehr automatisch im Einzelhandel“, erläuterte Amela Salihovic von RegioPlan. Die Ursachen seien struktureller Natur: Neue Konsumgewohnheiten, veränderte Prioritäten und digitale Angebote verdrängen klassische Vertriebsformen.
Ein zentrales Anliegen des Symposiums war die Frage, wie stationärer Handel Räume künftig nutzen kann. Herman Kok präsentierte internationale Beispiele multifunktionaler Einkaufszentren, die Handel, Freizeit, Wohnen und Arbeiten vereinen. Vertikale Mixed-Use-Modelle, Public-Private-Partnerships sowie kulturelle und soziale Nutzungen könnten urbane Zentren aufwerten und zugleich neue Zielgruppen ansprechen.