JLL-Analyse: Im ersten Halbjahr machten Investitionen mit Private Equity rund zehn Prozent des Gesamtvolumens aus. Experten rechnen aber mit einer mittelfristigen Rückkehr der institutionellen Investoren.
Private Investoren nutzen die Zinswende und das volatile Marktumfeld der letzten Jahre, um ihre Position im Core-Segment des Immobilienmarkts zu stärken. Während institutionelle Investoren aufgrund steigender Zinsen und schwieriger Kreditvergaben aktuell (noch) abwarten, erweisen sich private Kapitalgeber aktiver denn je. Im ersten Halbjahr 2024 machten sie zehn Prozent des Gesamttransaktionsvolumens von 15,7 Milliarden Euro aus – das entspricht etwa 1,5 Milliarden Euro, geht aus einer aktuellen Analyse von JLL hervor.
Im Vergleich dazu lag ihr Anteil in den Jahren zwischen 2014 und 2023 bei durchschnittlich zwei Prozent. Rüdiger Herrmann, Experte für Private Capital bei JLL Deutschland, sieht dies jedoch als vorübergehenden Trend, er rechnet damit, dass institutionelle Investoren wieder zurückkehren, sobald sich die Finanzierungsbedingungen verbessern: „Der hohe Anteil im bisherigen Jahresverlauf markiert voraussichtlich einen Wendepunkt. Mittelfristig wird die institutionelle Konkurrenz wieder stärker werden, auch wenn das private Engagement absolut konstant bleibt.“
Die Bedeutung privater Investoren habe laut JLL in den letzten Jahren stetig zugenommen. 2023 lag ihr Anteil bei mindestens fünf Prozent des Gesamttransaktionsvolumens von knapp 31 Milliarden Euro. Herrmann: „Private Investoren sind eine vergleichsweise konstant investierende Akteursgruppe, insbesondere wenn institutionelle Akteure sich zurückhalten. Sie arbeiten oft diskret und sind in Regionen aktiv, die nicht im direkten Fokus der Immobilienwirtschaft stehen.“
Als Beispiel für die Aktivität von Private Equity im Core-Segment führt JLL den erkauf der Fünf Höfe in München an das Family-Office Athos der Hexal-Gründer Strüngmann an. Dieser Abschluss hat das Segment der Mischnutzung auf ein bisher ungewohntes Niveau gehoben. In den vergangenen Jahren lag der Anteil dieser Nutzungsart meist bei zwölf Prozent, 2024 erreichte er durch diesen Einmaleffekt bereits zwei Drittel des investierten Kapitals.
Büroimmobilien stehen weiterhin im Fokus privater Investoren und machten seit 2014 im Durchschnitt ein Drittel ihres Investitionsvolumens aus. Herrmann erklärt: „Büroobjekte waren fast immer das beliebteste Segment, gefolgt von Wohnimmobilien. Industrie- und Logistikimmobilien spielen bei privaten Investoren hingegen eine deutlich geringere Rolle.“
Für die kommenden Jahre wird erwartet, dass sich der Wettbewerb zwischen privaten und institutionellen Investoren intensiviert, insbesondere wenn sich die Kreditvergabebedingungen verbessern. „Wenn Finanzierungen wieder einfacher werden, müssen private Investoren kreativ sein, um sich gegen die großen institutionellen Investoren durchsetzen zu können“, so Herrmann.