Markt für Mieter und Investoren

- Foto:© Philipp Lipiarski

Wohnen auf Zeit und Micro-Living werden nicht nur von den Mietern, sondern auch von den Investoren bevorzugt. In den letzten Jahren haben sich die Konzepte weiterentwickelt.

Es ist schon 16 Jahre her – es war im Jahr 2006 –, dass die IG Immobilien mit einem Objekt Neuland betrat. Zumindest in Österreich. „Im OrchideenPark werden sich die zukünftigen Mieter wie in einem Fünf-Sterne-Hotel fühlen“, war IG-Geschäftsführer Hermann Klein damals überzeugt. Im Erdgeschoßbereich war ein Boardinghouse angesiedelt und ab dem ersten Geschoß gab es normale Wohnungen. „Durch diese Vermischung können wir mehr Features anbieten“, sagte Hermann Klein seinerzeit in einem Interview und meinte zu den Zukunftsaussichten: „Der Markt ist in Österreich nicht wirklich entwickelt und auch von Unternehmen kaum besetzt. Das ist für unsere Ausgangsposition sehr gut, da der Bedarf ständig steigt.“ Hermann Klein war weit vorausblickend und hatte mit seiner Einschätzung recht. Der Bedarf steigt ständig und es entwickeln sich auch neue Konzepte. „Die einst starren Grenzen zwischen Serviced Apartments, Wohnwirtschaft und Hotellerie haben sich aufgelöst“, erklärt Anett Gregorius, Gründerin und Inhaberin von Apartmentservice.

Im Windschatten von „Wohnen auf Zeit“ entwickelten sich auch neue Ideen und so wurden verstärkt Micro-Living-Projekte umgesetzt. Micro-Apartments bieten zu klassischen Ein- und Zweizimmerwohnungen in unseren Metropolen eine willkommene Alternative für Auszubildende, junge Berufstätige, Pendler sowie für Geschäftsleute. Eine neue Idee war es nicht, denn Studentenheime in den Universitätsstädten funktionierten nach dem gleichen Prinzip. Und der Markt ist nicht nur in Wien groß. In den österreichischen Landeshauptstädten wird mittlerweile auch „Wohnen auf Zeit“ angeboten.

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– Foto:© Zoomvp

Hohes Interesse
Micro- und Serviced Apartments sind in Wien quer durch die Stadt zu finden und Projektentwickler und Investoren setzen auf diese Sparte. Zu Recht, wie das Immobilienportal FindMyHome.at erhoben hat. „Es steigt das Interesse am Konzept ,Minimal Living‘ im urbanen Raum“, erklärt Geschäftsführer Bernd Gabel-Hlawa. Das verstärkte Wachstum im mittleren Preissegment herrscht vor allem entlang der U-Bahn und ist einerseits der Leistbarkeit und andererseits dem Trend zum Autoverzicht zuzuschreiben. Vor allem aber verzichten die Generation 50 plus und junge Menschen zunehmend auf große Immobilien und entscheiden sich bewusst für das sogenannte „Minimal Living“ – so die Conclusio von FindMyHome.at. Vor allem die junge Generation verbindet damit weniger Ballast, mehr Freiheit, Nachhaltigkeit und Glück.

Nicht nur Studenten und Menschen, die zeitweise in einer Stadt ihrer Arbeit nachgehen und Wohnraum suchen, gehören mittlerweile zu den Interessenten. Es hat sich noch eine neue Schicht aufgetan, die mit der Coronapandemie in Zusammenhang steht. Seit der Etablierung des Homeoffice haben sich einige Familien mit Wohnsitz auf dem Land für eine zweite Immobilie in der Stadt entschieden. Daher sind kleine Wohnungen in Toplagen gefragt und das Micro-Living betritt ein neues Segment, nämlich Luxus.

– Foto:© 2021 Manfred-Sodia photgraphy

Spannende Projekte
So hat sich unter anderem das Unternehmen CORESTATE diese Nachfrage zunutze gemacht. Ende März 2021 ging Turm 3 des „TRIIIPLE“ mit 671 komplett möblierten Micro-Apartments an seinen neuen Eigentümer, das Immobilien-Investmentunternehmen CORESTATE, das hier sein Smart-&-Temporary-Living-Konzept namens „Linked Living“ betreibt. Das 125 Meter hohe Gebäude mit 35 Etagen ist ein gemischt genutztes Projekt mit 671 Micro-Apartments, alle mit Balkonen oder Terrassen. Micro-Wohnungen mit Luxus eben.

Die ÖSW AG hat mit der MUSIC BOX nahe dem Hauptbahnhof in Wien-Favoriten mittlerweile den siebenten room4rent-Standort eröffnet. Mit den hier Anfang November fertiggestellten 161 Serviced Apartments befinden sich nun insgesamt rund 900 room4rent-Serviced-Apartments am Wiener Markt. Der nächste ÖSW-Standort – der Q-Tower im dritten Wiener Gemeindebezirk mit 94 Einheiten – ist bereits in Bau. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2023 geplant und so wird auch ein Zeichen für internationale Investoren gesetzt. Denn ein Projektentwickler, der seit über 70 Jahren in Wien aktiv ist, weiß genau, was der Markt braucht.

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