Micro-Living erobert die Wohnwelt. Eine Vielzahl an Konzepten spricht eine bunt gemischte Zielgruppe an.
In kaum einem anderen aktuellen Wohntrend manifestieren sich die sozio-demografischen Veränderungen und die Flexibilisierung der Arbeitswelt so wie in der Assetklasse Micro-Living. Von einer einheitlichen Neudefinition des „temporären Wohnens“ sind die europäischen Märkte weit entfernt – zu divergent sind die Ansprüche der Bewohner. In der Regel bieten die Micro-Living-Apartments den gleichen modernen Komfort wie herkömmliche Wohnungen. Allerdings setzen die Designer auf raffinierte Multifunktionsmöbel sowie kompakte Techniklösungen, um jeden Quadratzentimeter ideal zu nutzen. Mikroapartments bieten zu klassischen Ein- und Zweizimmerwohnungen eine willkommene Alternative für Auszubildende, junge Berufstätige, Pendler sowie für Geschäftsleute. Eine neue Idee war es nicht, denn Studentenheime in den Universitätsstädten funktionierten nach dem gleichen Prinzip. Was aber einst nur für Studenten galt, hat mittlerweile eine große Akzeptanz am Markt gefunden. Dass dieses Wohnkonzept nun gerade im urbanen Raum wieder auflebt, ist nicht ungewöhnlich. Das Konzept hat sich über Jahre hinweg bewährt und bietet den Bewohnern viele Vorteile, sei es beim Knüpfen sozialer Kontakte oder auf der Suche nach hochwertigem, bezahlbarem Wohnraum.
Gefragte Assetklasse
Work-Life-Balance als großes Vermischen von Arbeit und Freizeit hat die allgemeine Arbeits- und Lebenswelt längst erfasst. Hinzu kommen die viel zitierten Megatrends Urbanisierung, Individualisierung, Flexibilisierung und New Work. Micro-Living-Konzepte teilweise kombiniert mit Serviced Apartments haben sich im Zuge dieser Trends zu besonders gefragten Modellen des temporären Wohnens entwickelt. Zugleich sind sie im Hinblick auf die angespannten Wohnungsmärkte für Städte, Investoren, Entwickler und Betreiber zu wichtigen Problemlösern avanciert. Werden die Ressourcen unter mehreren Haushalten aufgeteilt, bringt dies klare finanzielle Vorteile mit sich. Die geringere Grundfläche der Objekte senkt zudem Bau- und Mietkosten.
Allein an den unterschiedlichen Zielgruppen sieht man, wie sehr sich Micro-Living quer durch die Gesellschaft zieht und mittlerweile auch etabliert hat. Die Hauptzielgruppe setzt sich aus Young Professional Singles und Selbstständigen zusammen. Diese Zielgruppe umfasst üblicherweise Personen, die jünger als 30 Jahre alt sind, und besteht aus mehr Männern als Frauen. Weitere Interessenten sind Paare und WGs sowie ältere, wieder alleinstehende Menschen, die auf weniger Platz leben möchten – ebenso wie Personen, die Micro-Living als Zweitwohnsitz in Anspruch nehmen.
Die Apartmentindustrie entwickelt immer neue Konzepte und spricht damit unterschiedliche Zielgruppen an. In den vergangenen Jahren hat sich diese Wohnform erst einmal in unseren Breiten etabliert, jetzt kommen die unterschiedlichen Ausformungen. Im wachsenden Serviced-Apartment-Segment orientieren sich die Marktbeteiligten in ihren Konzepten immer weniger an den klassischen Zielgruppen als vielmehr an Lebensstilen, Neigungen und Werten. Die einst starren Grenzen zwischen Serviced Apartments, Wohnwirtschaft und Hotellerie haben sich aufgelöst. Die modernen Wohnanlagen vereinen privaten Wohnraum mit gemeinsam genutzten Räumlichkeiten und Ausstattungsmerkmalen.
Die Dimensionen dieser Komplexe können variieren. Es gibt kleinere Anlagen, in denen sich die Bewohner auch Koch- und Wohnbereiche teilen, sowie größere Projekte mit Gärten und Freizeiteinrichtungen für die Allgemeinheit.
Letztendlich werden die „Wohnen-auf-Zeit-Konzepte“ auch zu einem Maßstab für künftige Wohnmodelle. Denn was in dieser Welt seine Berechtigung hat, das kann durchaus auch in zu neuen Wohnformen ganz allgemein führen.
Nicht nur in Wien, sondern auch in anderen österreichischen Ballungsräumen und Landeshauptstädten entstehen weiterhin neue Projekte. Auch in Graz, im oberösterreichischen Ballungsgebiet zwischen Linz und Wels sowie in Salzburg steigt die Nachfrage. Trotzdem bleibt für Investoren die Bundeshauptstadt die Nummer eins. Hier finden sich nämlich entsprechend viele Menschen, deren individuellen Ansprüchen auch der Trend zum Micro-Living entgegenkommt.