Bondi Consult: Schwache konjunkturelle Lage hat Vielzahl an Bauprojekten gestoppt, Leerstand sinkt weiter. Gewerbeprojekt TwentyOne mit Laborflächen auf Schiene.
Der Markt für Labor- und Life-Science Immobilien in Österreich erlebt trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen eine anhaltend hohe Nachfrage. Laut dem nunmehr zweiten Marktbericht des Developers Bondi Consult, der auf den Siemensgründen aktuell das Quartier TwentyOne realisiert, verzeichnete die DACH-Region im vergangenen Jahr Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die über 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betrugen, was etwa 0,8 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt. Dennoch hätten jüngste fiskalpolitische Entwicklungen und hohe Baukosten in den letzten Monaten eine Vielzahl von Bauprojekten, insbesondere im Bereich Labor- und Life-Science, verzögert oder gar ganz gestoppt. Trotzdem steht einer großen Investitionsbereitschaft eine äußerst niedrige Leerstandsquote von weniger als 3,5 Prozent gegenüber.
Ungeachtet dessen hat sich im Immobiliensektor die Assetklasse Labor aufgrund dessen Krisenresilienz und Robustheit etabliert, wenngleich Investments in Life-Science-Immobilien in Europa nach wie vor ein Nischensegment darstellen würde. Laut Studie würden weniger als ein Prozent der europäischen Immobilieninvestments in Laborobjekte fließen – allerdings ziehe die Nachfrage institutioneller Investoren vor allem aufgrund des wachsender F&E-Intensität in Österreich, Deutschland und der Schweiz spürbar an. Speziell die Nachfrage nach kombinierten Labor- und Büroimmobilien würde laut Studie demnach wachsen. Der Anteil der reinen Laborflächen betrage bei solchen „Lab-Offices“ ca. 60-70 Prozent. Im Vergleich zu anderen gewerblichen Immobilien erzielen Investoren überdurchschnittliche Renditen.
In Österreich hat sich vor allem die Stadt Wien zu einem attraktiven Forschungsstandort entwickelt, geht aus dem Marktbericht weiter hervor. Vor allem Pharmakonzerne würden ihr Engagement am Standort Wien verstärken. Takeda Pharma GmbH investiert 120 Millionen Euro in eine neue Laborimmobilie in der Seestadt. AstraZeneca Österreich GmbH errichtet ihr neues Headquarter im Vio Plaza, während Octapharma Pharmazeutika Produktionsgesellschaft m.b.H. für 200 Millionen Euro den Produktionsstandort in Wien-Favoriten ausbaut.
Zu den wichtigsten Forschungszentren gehören das Biotechnologiezentrum in Favoriten und das Vienna Biocenter im 3. Wiener Gemeindebezirk, das über 110.000 Quadratmeter an Büro- und Laborflächen bietet. Die Realisierung des BioTech Zentrums in der Muthgasse in Döbling sei derzeit ungewiss. Weitere 3.000 Quadratmeter Büro- und Laborflächen wurden im Business-Quartier TwentyOne in Floridsdorf errichtet, wobei bis Anfang 2025 dort noch weitere 5.000 Quadratmeter Laborfläche und Arbeitsplätze entstehen werden.
Allerdings, so der Marktbericht von Bondi Consult: Die Entwicklungs- und Baukosten für Laborflächen sind jedoch höher als bei anderen gewerblichen Immobilien aufgrund der hohen technischen Anforderungen und Sicherheitsaspekte. Der größte Projektentwickler im Bereich Laborimmobilien in Österreich ist der Bund (BIG – Bundesimmobiliengesellschaft), der sich jedoch auf den Laborbau für den universitären Bereich konzentriert. Viel Potenzial für solche Flächen gebe es aber für junge BioTech-Unternehmen, die seit Jahren verstärkt nachfragen – und das mittlerweile intensiver. Der Grund dafür ist, dass es früher für solche Unternehmen leichter gewesen sei, temporäre Flächen in öffentlichen Universitäten oder Inkubatoren zu finden, was aber mittlerweile immer schwieriger geworden ist.