Veränderte Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr deutlich spürbar.
Ukraine-Krieg, rasante Inflation und verschärfte Kreditanforderungen: Die veränderten Rahmenbedingungen sind vor allem im Häusermarkt spürbar geworden. Laut dem Re/Max ImmoSpiegel mit Daten von IMMOunited ist für das heurige erste Halbjahr sind die Einfamilienhausverkäufe spürbar zurückgegangen, und zwar auf das niedrigste Niveau seit 2014. Mit 4.633 Kaufakten fehlten auf den Vorjahresvergleichszeitraum österreichweit 130 Einheiten oder -2,7 Prozent, auf das Spitzenjahr 2018 sogar -1.286 Häuser oder -21,7 Prozent, so die Analyse.
Dem gegenüber ist der Transaktionswert erneut kräftig angestiegen: Dieser lag im ersten Halbjahr 2022 bei 1,91 Milliarden Euro, um +105 Millionen Euro oder +5,8 % mehr als 2021 und, laut Re/Max, höher als jemals zuvor. Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Re/Max Austria, habe sich zwar die Nachfrage nach Einfamilienhäusern durch die Coronapandemie noch mal verstärkt, jedoch sei das Angebot immer stärker gesunken – und damit auch die Preise. Doch jetzt ist die Situation eine deutlich andere: „Mittlerweile sehen wir am Markt eine Situation, die in den Statistiken noch nicht angekommen ist. Aufgrund von stark steigenden Lebenshaltungskosten, einer Inflation, so hoch wie schon lange nicht mehr, den steigenden Zinsen und den Verschärfungen bei der Kreditbeschaffung, ist die Anzahl der Einfamilienhausinteressenten, die sich einen Kauf auch leisten können, deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig steigt seit drei Monaten das Angebot. Das wird dazu führen, dass es zu einer merklichen Entspannung bei den Einfamilienhauspreisen kommen wird.“
Das zeigt sich auch an der Entwicklung im Häusermarkt. Hatten zuvor, laut Re/Max-Researcher Anton Nenning, viele Eigentümer den Verkauf anhand des Mottos „Grundbuch statt Sparbuch“ vor sich hergeschoben und damit das Angebot reduziert, der Neubau aber aufgrund der aktuellen Umstände für viele außer Reichweite ist, kommt jetzt mehr Bewegung rein: „Mittlerweile wissen wir vom Markt im dritten Quartal, dass insbesondere Erben jetzt viel schneller reagieren und die Immobilie rasch auf den Markt bringen. Ihr Kalkül dabei: Schnell und professionell bei einer noch relativ guten Wirtschaftslage zu verkaufen und den Erlös rasch in die eigene Wohnsituation investieren zu können, bevor die Inflation die eigenen Pläne noch weiter strapaziert und die Wirtschaftslage die Nachfrage stärker einbrechen lässt.“