Laut Gewos-Immobilienmarktanalyse erreichte der Handel mit baureifen Wohnbaugrundstücken im Vorjahr ein Allzeittief. Damit dürfte die Flaute am Wohnimmobilienmarkt in Deutschland wohl länger andauern.
In Deutschland deutet sich wohl eine längere Krise am Wohnimmobilienmarkt an. Nicht nur, dass viele Baustarts aufgrund der gegenwärtigen Marktverwerfungen auf Eis gelegt worden ist, auch der Handel an Grundstücken für den Wohnbau hat im Vorjahr einen historischen Tiefpunkt erreicht, ebenso bei werdendem Bauland gab es drastische Rückgänge. Laut einer vorläufigen Auswertung der der Immobilienmarktanalyse IMA des Forschungsinstituts Gewos seien im Vorjahr gerade einmal 4.400 Hektar umgesetzt worden – der geringste Wert überhaupt.
Bundesweit seien rund 46.700 Kauffälle von baureifem Wohnbauland registriert worden, ein Rückgang von 34,2 Prozent gegenüber 2022. Der damit verbundene Flächenumsatz sank um 39,5 Prozent auf rund 4.400 Hektar. „Sowohl die Transaktionszahl als auch der Flächenumsatz des Jahres 2023 markieren neue Tiefststände seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe der IMA im Jahr 1995“, so Sebastian Wunsch, Bereichsleiter Immobilienwirtschaftliche Analysen beim Hamburger Gewos Institut.
Im Vergleich zum Jahr 2021 ist die Zahl der Wohnbaulandverkäufe um 54,0 Prozent gesunken, während Flächen- und Geldumsatz um 57,8 Prozent bzw. 60,2 Prozent abnahmen. „Die stark gestiegenen Baupreise und Finanzierungskosten haben nun die kalkulatorischen Schwierigkeiten vieler Marktakteure deutlich verschärft. Das volle Ausmaß der Baukrise wird allerdings erst zeitverzögert sichtbar werden“, so Wunsch, der angesichts der hohen Wohnungsnachfrage in Deutschland ein fatales Signal für die kommenden Jahre ortet.
Denn, so Wunsch: Die Baulandverkäufe seien ein guter Frühindikator für die zukünftige Neubautätigkeit: „Die heute nicht verkauften Flächen sind die nicht erteilten Genehmigungen von morgen und die nicht gebauten Wohnungen von übermorgen. Mit Nachverdichtung und Aufstockung allein werden wir die Bedarfslücke nicht schließen können.“
Nicht nur der Handel mit baureifen Flächen ist eingebrochen, auch bei werdendem Bauland, also perspektivisch für den Wohnungsbau nutzbaren Flächen, ist ein erheblicher Rückgang festzustellen. 2023 wurden bundesweit rund 6.000 Kauffälle von werdendem Bauland registriert, ein Rückgang von 23,7 Prozent gegenüber 2022 und 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021. Der Flächenumsatz fiel um 30,4 Prozent auf 2.600 Hektar. Wunsch: „Das Niveau der Jahre 1982 bis 1994, das auf das frühere Bundesgebiet beschränkt ist, wurde durch die gesamtdeutschen Werte des Jahres 2023 deutlich unterschritten. Die derzeitige Entwicklung deutet auf eine längerfristig niedrige Neubautätigkeit in Deutschland hin.“