Expo Real 2023: Auf Zweckoptimismus folgt Ernüchterung

Die Stimmung auf der Expo Real war heuer eher gedämpft. Foto: Messe München

Die diesjährige Expo Real in München war anders als die Jahre zuvor. Die Euphorie der vergangenen Jahre ist verflogen. Die meisten Teilnehmer rechnen nicht mit einer Erholung im nächsten Jahr. Sondern eher mit dem Gegenteil. Die Parole für das nächste Jahr: Durchhalten.

Auch, wenn viele es sich nicht anmerken lassen wollten und sich in Zweckoptimismus übten. Die Auswirkungen der rapiden Zinserhöhungen, Inflation und geopolitische Unwägbarkeiten haben die Stimmung auf der diesjährigen Expo Real in München deutlich beeinflusst. Von Euphorie, wie sie in den vergangenen Jahren vorherrschend war, ist heuer nichts zu spüren. Im Gegenteil: Viele Aussteller aus dem Vorjahr haben heuer ausgelassen, auch die Besucherschar hat abgenommen. Das Motto für heuer: Survive `till 25. Denn obwohl man die aktuelle Schieflage, in der sich die Immobilienwirtschaft aufgrund der in Rekordgeschwindigkeit der Zinserhöhungen befindet, anerkennt, hört eher: Die wahre Krise kommt erst – und zwar im kommenden Jahr. Denn auch, obwohl die Banken nach wie vor prolongieren, ist im Hintergrund zu bemerken, dass man auf der Seite bereits damit begonnen hat, Auffanggesellschaften zu gründen – ohne viel Aufsehen zu erregen. Man rüstet sich auf Bankenseite also bereits auf den perfekten Sturm.

Dieser dürfte sich in Richtung Rezession in Europa bewegen. Viele Projekte werden auf unbestimmte Frist vertagt, weil sie sich im aktuellen Zinsumfeld nicht rechnen, schon gar nicht im Verhältnis zu den zuvor hohen Ankaufspreisen. Das, was es an Pipeline noch gibt, wird abgearbeitet. Doch letztendlich bleibt die Frage übrig, was passiert, wenn sich die Baubücher geleert haben und aufgrund der deutlich rückläufigen Baubewilligungen – da sind sich Österreich und Deutschland ähnlich – mittelfristig nicht füllen. Nämlich, dass man dort zunächst die Beschäftigtenzahlen „optimiert“, ähnliches gilt für Zulieferer. Eine Art Kettenreaktion, die letztendlich dazu führt, dass die Arbeitslosenzahlen wieder steigen, die ihrerseits ihren Konsum einschränken.

Natürlich bietet dieses Umfeld für eigenkapitalstarke Investoren Chancen, an Objekte zu kommen, bei denen sie aufgrund der Geschwindigkeit der Preisrallye zuvor nicht mithalten konnten. Dass diese aber institutionelle Investoren, die den Markt zuvor dominiert haben und die jetzt aufgrund der Zinsunsicherheit verhalten sind, eins zu eins ersetzen können, ist eher unwahrscheinlich. Was aber auch sehr viele Teilnehmer sagen: Die Immobilienmärkte befinden sich in einer Phase der Gesundschrumpfung. Diese mag zwar für viele weh tun, die bittere Pille mag schließlich niemand. Aber am Ende bleiben die Profis übrig, die die Langfristigkeit der Immobilien verstehen und nicht auf das schnelle Geld aus sind. Zu tun gibt es nämlich jede Menge: Nämlich den Bestand in Richtung ESG zu optimieren.

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