Stadt Hamburg und Viertel-Eigentümer Commerz Real hoffen auf neue Eigentumsverhältnisse, um den Turm doch noch zu bauen.
Der Ankündigung von Signa-Restrukturierungsvorstand Erhard Grossnigg zu weiteren Insolvenzen im verschachtelten Signa-Imperium folgte postwendend die Zahlungsunfähigkeit der Elbtower-Projektgesellschaft. Erst während des Oktobers im Vorjahr sind die Bauarbeiten für den Turm, der nun als halbfertiger Rohbau steht, eingestellt worden, weil der Baufirma die Rechnungen nicht bezahlt worden sind. Nun muss sich die Stadt Hamburg mit einer Bauruine, die als Fanal für die undurchsichtigen Geschäfte von Benko betrachtet werden kann, herumschlagen.
Kritiker monierten, dass die Insolvenz hätte schon längst angemeldet werden müssen, da sich zunehmend herauskristallisiert hat, dass der Elbtower von Anfang an nicht ausfinanziert war und die Zahlungsunfähigkeit sich damit schon früher abgezeichnet hatten. Spätestens innerhalb von drei Wochen ab Eintritt der Zahlungsunfähigkeit hätte der Schritt gesetzt werden müssen, so Branchenbeobachter, ansonsten würde ein Verfahren wegen Insolvenzverschleppung virulent.
Zumindest sieht die Stadt Hamburg gemeinsam mit der Commerz Real, die 25 Prozent am Elbtower hälft, nun die Chance, die Eigentumsverhältnisse neu zu ordnen, um dann die Bauarbeiten wieder so rasch wie möglich aufnehmen zu lassen. Hamburg etwa möchte in dem Zusammenhang ihr vertraglich gesichertes Wiederverkaufsrecht geltend machen, womit sich die Stadt auch wieder mehr Kontrolle über das Projekt einräumen könnte, sollte keine tragfähige Lösung mit bestehenden Proponenten – allen voran wurde der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne genannt – gefunden werden. Wenngleich Hamburg betont, dass man den Elbtower rein als privatwirtschaftliches Projekt betrachtet.
Erst kurz vor Jahreswechsel hatte die Signa Prime wie auch Signa Development im Zuge der Pleite der Signa Holding Insolvenz angemeldet, weitere Gesellschaften im weitverzweigten Imperium folgten. In Signa Prime sind vor allem die prestigeträchtigsten Immobilien – wie auch der Elbtower – gebündelt, darunter fallen überdies das Lamarr Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße in Wien sowie die Projektgesellschaften für den Umbau des ehemaligen Hertie- und Karstadtkomplexes am Münchner Hauptbahnhof, der ebenfalls Insolvenz angemeldet hatte, das Goldene Quartier, das Park Hyatt Vienna und viele mehr.
Erst vor wenigen Tagen wurde in der jüngsten Gläubigerversammlung zwar festgestellt, dass man zwar genug Liquidität für Signa Prime und Development hat, um den operativen Betrieb für die Sanierung fortzuführen, der Betrag von rund 350 Millionen Euro, den Erhard Grossnigg kurz vor Jahreswechsel in einem Bittbrief gefordert hatte, konnte allerdings nicht zusammengekratzt werden. Den bestehenden Gesellschaften dürfte das Finanzloch zu tief – und wohl auch der Vertrauensverlust durch die Pleite zu stark – gewesen sein.