Zahl an neuen Mietwohnungen geht bereits 2024 über mehr als die Hälfte zurück.
Der Wohnungsbau in Österreich wird im Jahr 2024 landesweit, insbesondere jedoch in den Großstädten, drastisch zurückgehen. Besonders betroffen ist die Fertigstellung neuer freifinanzierter Mietwohnungen, deren Zahl bereits im ersten Halbjahr stark abnehmen wird. Das geht aus einer Analyse von EHL Wohnen heute Vormittag hervor. In Wien, dem bedeutendsten Teilmarkt, seien demnach nur noch etwa 2.500 neue Mietwohnungen zu erwarten, ein Rückgang um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 5.350 Einheiten. Diese Entwicklung verschärfe die bereits 2023 spürbare Verknappung am Mietmarkt, verstärkt durch einen Rückgang der Mietvertragskündigungen. Ähnliche Trends zeichnen sich in den Landeshauptstädten Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck ab.
Die geringere Angebotssituation wirkt sich auf die Preisentwicklung aus. Je nach Lage, Ausstattung und Größe der Wohnungen stiegen die Mieten in Wien 2023 bei Neuvermietungen durchschnittlich um 6,5 bis 8,0 Prozent. Für 2024 wird ein etwas geringerer Anstieg erwartet. Die Kaufpreise blieben weitgehend stabil, mit einem Plus von 0,2 bis 1,8 Prozent, für 2024 prognostiziert EHL einen moderaten Anstieg von 0,8 bis 2,3 Prozent.
Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen: „Nach der starken Nachfrage nach Mietwohnungen im Jahr 2023 erwarten wir, dass die Nachfrage nach Eigentumswohnungen im kommenden Jahr wieder stärker steigen wird.“ Schunker prognostiziert aufgrund erwarteter Zinssenkungen im Jahr 2024 minimale Leerstände und kurze Vermarktungszeiten bei Mietwohnungen, was mit höheren Renditen einhergehen soll. Das Verkaufsvolumen wird zwar noch nicht das Niveau von 2021 und 2022 erreichen, aber 2023 deutlich übertreffen.
Gleichzeitig warnt Schunker vor einem möglichen weiteren Abwärtstrend in der Angebotsentwicklung. Die Mietpreisbremse für Richtwertmieten könne zu weniger Instandhaltungs- und Erhaltungsinvestitionen im Bestand führen. Projektverzögerungen und -stopps im Neubau könnten die Fertigstellungszahlen in den Jahren 2025 und 2026 stärker sinken lassen als derzeit prognostiziert.
Um dem drohenden strukturellen Wohnungsmangel in Wien und anderen österreichischen Großstädten entgegenzuwirken, werden weitreichende Maßnahmen gefordert. Schunker betont die Notwendigkeit von Impulsen, die eine Trendwende für 2025 und die Folgejahre initiieren könnten. Sie fordert eine Kombination von Maßnahmen für Bestand und Neubau, darunter Förderungen für Sanierungen, steuerliche Anreize im Neubau, beschleunigte Baugenehmigungsverfahren und die Reduktion kostentreibender Bauvorschriften.
Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe, sieht ebenfalls dringenden Handlungsbedarf, um die Rahmenbedingungen für zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Er warnt davor, dass ohne rasche und konsequente Maßnahmen in Ballungszentren zukünftig wenig qualitativer und leistbarer Wohnraum verfügbar sein wird.