Colliers präsentierte beim Pressefrühstück Halbjahreszahlen – Wohn- und Hotelimmobilien im Fokus.
Im aktuellen Umfeld von Krisen, Insolvenzen und Verwerfungen zeigt der österreichische Immobilieninvestmentmarkt erste Anzeichen der Stabilisierung. Beim Pressefrühstück von Colliers am Donnerstag wurden die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2025 vorgestellt: Das Transaktionsvolumen belief sich auf rund 1,3 Milliarden Euro – ein Niveau, das an das Vorjahr anschließt und eine Seitwärtsbewegung bestätigt.
Dennoch sehe man in gewissen Assetklassen gewisse Lichtblicke und mehr Dynamik, betonte Thomas Belina, geschäftsführender Gesellschafter von Colliers Austria vor Journalisten: „Es ist zwar zu früh, von einer klaren Trendumkehr zu sprechen, jedoch verbessert sich das Investitionsklima schrittweise, wenngleich restriktive Finanzierungsbedingungen, schwache Konjunkturdaten und geopolitische Unsicherheiten weiterhin dämpfend wirken.“
Im ersten Halbjahr seien in Österreich rund 1,3 Milliarden Euro in den Immobilieninvestmentmarkt geflossen, sagt Dietmar Steger, Head of Capital Markets bei Colliers, man gehe davon aus, dass man für das Gesamtjahr rund drei Milliarden Euro erzielen könne, bedingt durch einige Abschlüsse im dritten Quartal, wie etwa der Verkauf des Brau Union-Geländes an die Linz AG.
Stark verändert hatten sich die Präferenzen bei den gehandelten Assetklassen, so Steger. Während vergangenes Jahr Büroimmobilien besonders stark vertreten waren – bedingt durch den Umstand, dass offene Fonds aufgrund von Kapitalabflüssen verstärkt verkauft hatten -, sind diese heuer von Wohnimmobilien abgelöst worden. Diese hatten einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, während Büroimmobilien gerade einmal 16 Prozent des Investmentvolumens ausmachten. Bei Büroimmobilien waren laut Colliers eher kleinere Tickets zwischen 20 und 50 Millionen Euro nachgefragt. Mit ein Grund für die verhaltene Dynamik am Büroimmobilienmarkt sei das konjunkturelle Umfeld: „Die Abschlussfreudigkeit entspricht nicht der Nachfrage, viele potenzielle Abschlüsse werden in letzter Minute abgesagt“, konstatiert Mario Stöckel, Head of Office Real Estate bei Colliers. Nachfrageseitig orientiere man sich verstärkt an FlexOffices, bei denen ein Flächenmangel herrscht.
Mit etwa 17 Prozent Marktanteil ist die Assetklasse Hotel wieder stark im Fokus internationaler Anleger. Verkäufe wie das Marriott Hotel am Ring um rund 100 Millionen Euro und die Transaktion des Ritz-Carlton Vienna um 109 Millionen Euro unterstreichen die Nachfrage. Mit Investitionen blieben mit 91 Millionen Euro im ersten Halbjahr überschaubar. „Bonitätsstarke Mieter und Standorte in etablierten Clustern wie Wien, Linz oder Graz sind entscheidend“, betonte Steger.
Obgleich der Retailinvestmentmarkt mit rund vier Prozent Marktanteil überschaubar war – Ausnahme bildete der Verkauf des Kaufhaus Tyrol um 140 Millionen Euro in Innsbruck -, zeigt sich der Vermietungsmarkt erstaunlich resilient. Tanja Tanczer, Head of Retail bei Colliers sagt, dass es durchaus Interesse von internationalen Retailern gibt, in den österreichischen Markt einzusteigen, jedoch zumeist von begrenztem Flächenangebot in Toplagen – Goldenes U, Kärntner Straße, Kohlmarkt – ausgebremst werden. In genannten Hotspots herrsche mehr Nachfrage als Angebot, was sich entsprechend in der Preisdynamik der Mieten widerspiegelt.
Mehr Bewegung gebe es auch an der Mariahilfer Straße, nachdem das ehemalige Lamarr der Signa von der Stumpf Gruppe übernommen wurde und mit Abwandlungen realisiert wird: „Das war ein nötiger Impuls“, so Tanczer, die mit Colliers exklusiv mit der Vermarktung der Einzelhandelsflächen mandatiert worden ist. Ebenso beim Kärntnerringhof, der von JP Immobilien angekauft wurde. Dort befinde man sich in fortgeschrittenen Verhandlungen bei sämtlichen Flächen, so Tanczer. Andere Lagen seien dafür erheblich unter Druck.
Colliers prognostiziert für 2025 ein Jahresvolumen von rund 3 Milliarden Euro – in etwa auf dem Niveau von 2024. „Investoren agieren hochselektiv, Fehler kann und möchte sich derzeit niemand leisten“, so die Einschätzung. Trotz restriktiver Finanzierung und geopolitischer Herausforderungen sehen die Analysten Chancen: stabile Cashflows, ESG-konforme Bestandsobjekte und internationale Nachfrage könnten den Markt weiter beleben.