Am 30. September 2021 fand zum 23. Mal in Folge das Retail-Symposium von RegioPlan statt.
Topexperten und renommierte internationale Unternehmen aus der Handels- und Handelsimmobilienbranche diskutierten an diesem Tag über brandaktuelle Marktgegebenheiten, Trends und realistische Zukunftsausblicke rund um die Themen Handel, Investment
und Innovation. Den rund 280 Teilnehmern wurde ein Auftakt von Samantha Riepl (CEO RegioPlan Consulting GmbH) und ein spannender Einstieg in die Veranstaltung durch den Moderator des Tages, Gerald Gross (Owner/Manager gross:media), geboten. Relevante Daten und Fakten rund um den Handel lieferte Max Steinbauer (Key Account Manager, RegioData Research GmbH). Die Pandemie hat zwar mit einem durchschnittlichen Minus von vier Prozent einen massiven Einkommensverlust bewirkt, jedoch ist langfristig wieder mit einer Kaufkraftsteigerung der Konsumenten zu rechnen. Die überraschende und zugleich positive Nachricht: In Summe zeichnen sich kaum Auswirkungen auf den Einzelhandel ab. Innerhalb der Branchen kam es jedoch zu starken Veränderungen.
Neupositionierung des Einzelhandels
Lebensmittel sind gefragter denn je, Fashion ist „out“ und der Online-Handel im Vergleich zum stationären Handel stark im Rennen, derzeit mit einem Anteil von 16 Prozent am gesamten Einzelhandelsvolumen noch moderat, aber ansteigend. In mittlerer Zukunft wird ein Online-Anteil von über 20 Prozent, in einigen Branchen jedoch auch von 50 Prozent zu erwarten sein. Silvio Kirchmair (CEO, umdasch Store Makers) betonte die Bedeutung einer neuen Positionierung des Einzelhandels, die Stärkung der Beziehung zum Konsumenten und die Relevanz für den Handel, sich vom POS (point of sale) zum POE (point of experience) weiterzuentwickeln. Die Investition in Kundenerlebnisse und Technologie sieht auch Werner Girth (Partner Management Consulting, KPMG Advisory GmbH) als strategisch relevanten Ansatzpunkt für die Zukunft. Die Online-Welt hat sich während der Pandemie um fünf bis sechs Jahre beschleunigt. Einzelhändler sind dazu aufgerufen, auf Digitalisierung zu setzen und nicht zuletzt Plattformen für Regionalität verstärkt zu nutzen. Kann bereits von einem Ende des Konsums gesprochen werden? David Bosshart (Retail & Consumer Analyst, Präsident der Duttweiler-Stiftung) spricht deutlich von einer Handelsrevolution und plädiert für eine neue Funktionsübernahme des Handels. „Die Welt, in der wir leben, ist nur noch ein Klick“, so Bosshart.
Investment in Retail-Immobilien – stop or go?
Der Online-Handel wird der bestimmende Faktor im österreichischen Einzelhandel bleiben. Online-Pure-Player sind gefragt, die Suche nach Core-Objekten findet verstärkt statt. Der kontinuierliche Rückgang von Verkaufsflächen in Österreich erfordert nunmehr Mut und Kreativität. Thomas Beyerle (Managing Director, Catella Property Valuation GmbH) betonte per Live-Zuschaltung, dass trotz sichtbar fallender Mietpreise und steigender Leerstände die Innenstädte und der Handelsbesatz noch zu retten sind. Es wird jedoch mit zeitverzögerten Wertberichtigungen und Mischnutzungen zu rechnen sein. Omnichannel-Einkaufserlebnisse sind künftig der Schlüssel zum Erfolg. Diese Meinung vertritt auch Jan Tanner (Head of Retail & Site Management Schweiz). In Zukunft sei verstärkt auf kluge Quartiersentwicklungen unter Einbeziehung der Stakeholder und auf einen breiten Nutzungsmix zu setzen.