Sei es das Heizen, das Dimmen der Fenster oder Zutrittsbeschränkungen – intelligente Systeme erleichtern den Alltag und das Wohnen. Die Bandbreite ist groß.
„Es werde Licht“, ruft eine Stimme. Es ist jene von Haider Shnawa, der soeben seine Wohnung betritt. Am Fußboden vor ihm bewegt sich der Saugroboter surrend durchs Vorzimmer. Für den Geschäftsführer eines IT-Consulting-Unternehmens in Wien sind Smart-Home-Tools heute selbstverständlich und alltäglich. Verzichten will er darauf nicht mehr. „Durch meine App kann ich das Licht, die Heizung und auch den Staubsauger von auswärts steuern“, freut sich der 48-Jährige. Er ist nicht der Einzige, dessen Wohnung heute smart ist. Viele Wohnbauträger integrieren diese sowie weitere technische Raffinessen gleich in ihren Neubauten.
Doch was versteht man unter Smart Home? Es ist die digitale, intelligente Vernetzung einzelner Komponenten oder Geräte innerhalb eines Hauses oder einer Wohnung, die über Endgeräte wie Smartphone oder PC gesteuert werden können. Energiesparen, Komfort und Sicherheit stehen im Vordergrund. Zum Einsatz kommen beispielsweise Sensoren oder Kameras.
Grenzenlose Erreichbarkeit
„Wir verbauen im Luxussegment klassische Smart-Home-Lösungen, die die volle Kontrolle über die Wohnung ermöglichen“, sagt Sabine Treibenreif von WINEGG Realitäten. „Hierbei bieten wir in der Grundausstattung Licht, Kühlung, Heizung und Beschattung.“ Jeder Kunde kann diese dann über weitere Pakete wie eine Alarmanlage oder Smart-Home-fähige Einbaugeräte wie Staubsauger oder Kaffeemaschinen erweitern. Ein Mehrwert, heißt es, seien die Regulierung der Temperatur und die Verschattung der Wohnung, die viele ihrer Kunden bereits nutzen würden.
Um die künftigen Bewohner der DANUBEFLATS nicht nur untereinander, sondern auch mit den umliegenden Geschäften zu verbinden, wird eine eigene „Grätzel-App“ programmiert. Sie soll dem künftigen Facility-Manager außerdem die Arbeit erleichtern, weil er erfährt, wo Lampen oder Aufzüge ausfallen. „Auch sollen gleich diverse Wartungsintervalle hinterlegt sein, um die Verwaltung des Gebäudes leichter im Überblick zu haben“, kündigt Wolfdieter Jarisch, Vorstand der S+B Gruppe AG, an, der seine eigene Familie im Vorfeld einsetzt, um zu sehen, welche Systeme sich bei der täglichen Nutzung bewähren. „Oft vergesse ich auch, meinen Staubsauger durch die Wohnung zu schicken“, schmunzelt Haider Shnawa und lässt über seine Alexa im Hintergrund Musik spielen.
Stille Wasser
Nicht nur die Wohnräume können aus der Ferne überwacht werden – auch die Wasserleitungen. Feuchtigkeitssensoren prüfen sie auf Lecks und erkennen unerwünschten Wasserverbrauch. Per Alarmton und Push-Nachricht über eine App wird etwa ein Rohrbruch oder eine undichte Abwasch schnell erkannt und dem Wohnungsinhaber gemeldet. „Sensoren werden dafür überall dort angebracht werden, wo Schäden durch unkontrollierten Wasseraustritt, Frost, Luftfeuchtigkeit oder ungewöhnliche Temperatur verhindert werden sollen“, heißt es seitens des Armaturen-Unternehmens Hansgrohe, das ein eigenes System dafür entwickelt hat. Werden eingestellte Grenzwerte überschritten, schlägt das System umgehend Alarm. Im möglichen Schadensfall stoppt die „Pontos Base“, wie Grohe das System nennt, automatisch die Wasserzufuhr zur Wohnung. Abweichungen werden am Gerätedisplay angezeigt. Nachdem der Wohnungsinhaber die Wasserleitung über das Smartphone kontrolliert hat, kann er sie über das Display wieder öffnen.
Wie durch Geisterhand
„Auch Zutrittssysteme, die über das Smartphone kommunizieren, werden bei uns verbaut“, erklärt Sabine Treibenreif. Dabei öffnet sich die Tür, und der Lift wird gerufen, der den Bewohner automatisch in das richtige Stockwerk bringt. Smarte Zutrittskontrollen ersparen den Schlüssel. Eingangs- sowie Wohnungstüren lassen sich durch Fingerprints öffnen. Darauf spezialisiert hat sich das oberösterreichische Unternehmen ekey biometrics systems. Der Fingerprint kann in der Tür oder im Rahmen verbaut werden. „Die Administration des Systems, aber auch das Öffnen der Tür ist jederzeit möglich – selbst aus der Ferne“, heißt es bei ekey. Die Verwaltung der Benutzer und die Einstellung der Funktionen erfolgt in einer eigens entwickelten App, durch die auch Zugangsberechtigungen oder Zeitfenster vergeben werden können. Doch nicht nur die Eingangstüren können so gesteuert werden – auch die Garagentore in Wohn- und Bürohäusern. Eine Kamera erkennt automatisch das Kennzeichen des Wagens und öffnet in der Folge das Tor.
Der IT-Experte Haider Shnawa ist von den Smart-Home-Tools hellauf begeistert. Spielereien sind sie für ihn heute keine mehr. Bald will er auch seine Heizung aus der Ferne steuern, um die Stromkosten zu senken. „Ja, wir stehen erst am Anfang einer spannenden Entwicklung“, ist er überzeugt.