Die Signa hat eben einen Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt. Das Unternehmen war zuletzt massiv in Schieflage geraten. KSV1870: Nicht einschätzbar, ob es zu einem Dominoeffekt kommen wird. Die Passiva wurden indes auf fünf Milliarden Euro beziffert.
Rien ne va plus! Die intensiven Verhandlungen mit dem Hedgefonds Elliott als letzten verbliebenen potenziellen Investor haben offenbar nicht gefruchtet. Die Geschäftsführung der Signa Holding GmbH wird daher heute einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung für die Signa Holding GmbH beim Handelsgericht Wien einbringen. Sie beantragt die Annahme eines Sanierungsplans mit dem Ziel einer „geordneten Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens“, so die Signa via Aussendung. Mit dem zu bestellenden Masseverwalter strebe man an, die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umzusetzen. Laut Signa habe man „trotz der erheblichen Bemühungen die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierungen nicht in ausreichendem Maße sicherstellen können“. Laut KSV1870 lägen nähere Informationen über die Höhe der Verbindlichkeiten sowie die Anzahl der betroffenen Gläubiger bis dato nicht vor. Erst am Montag ist die deutsche Gesellschaft Signa Real Estate Management Germany offiziell in die Pleite gerutscht.
Als Masseverwalter müssen nun Christof Stapf und Michael Neuhauser den weit verzweigten Komplex entflechten, die Passiva werden vorerst mit rund fünf Milliarden Euro beziffert. Die Signa Holding selbst sei laut KSV direkt an 36 in österreichischen Kapitalgesellschaften in unterschiedlichem Ausmaß beteiligt. Insgesamt würden 390 österreichische Unternehmen im Zusammenhang mit Signa stehen, wobei es sich größtenteils um Projektgesellschaften handle. Für den Insolvenzverwalter steht jedenfalls die Herkulesaufgabe an, das komplexe Konstrukt an Beteiligungen zu entflechten, wobei jede Gesellschaft separat geprüft werden müsse. Dabei stehe auch die Geschäftsführung dieser Gesellschaften in der Pflicht, da Haftungsfolgen drohen, wenn Insolvenzanträge verspätet gestellt werden.
Bis zuletzt verliefen Verhandlungen mit dem US-Hedgefonds Elliott über eine Kapitalspritze von 500 Millionen Euro, die dringend benötigt wurden, da morgen eine Anleihe in der Höhe von 200 Millionen Euro fällig gewesen wäre. Gegenüber immobilien investment wollte Elliott zu der Causa keinen Kommentar abgeben. Es handelte sich bei Elliott allerdings um den letzten Strohhalm, mit dem man noch verhandelt hatte, nachdem sowohl Gesellschafter als auch andere Investoren nicht bereit war, frisches Geld zur Verfügung zu stellen.
Ob es nun zu einem Domino-Effekt kommen werde, ist unklar. Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenzrecht beim Kreditschützer KSV1870 sagt in einer entsprechenden Aussendung: „Aus heutiger Sicht ist es seriös nicht einschätzbar, ob weitere Gesellschaften der ‚Signa-Gruppe‘ einen Insolvenzantrag stellen werden und es zu einem Dominoeffekt kommen wird.“ Der KSV habe bereits seit längere Zeit keine Bonitätsbewertungen für die wesentlichen Gesellschaften der Signa-Gruppe abgegeben, da „schlichtweg die Informationen dazu fehlen.“ Die „Signa-Gruppe“ habe jedenfalls in den vergangenen Monaten durch die sehr eingeschränkte Kommunikation nach außen massiv an Vertrauen eingebüßt, das hätte gerade in schwierigen Zeiten mögliche Geldgeber abgeschreckt, so der KSV weiter.
Der Kreditschützer verweist zwar bei einem derartigen Insolvenzverfahren auf eine gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent, innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Noch liege der Insolvenzantrag dem KSV nicht vor, weswegen man keine näheren Angaben zur konkreten Formulierung des Zahlungsvorschlags machen könne. Aber: Die Signa Gruppe bestehe jedoch aus mehreren 100 Gesellschaften in verschiedenen Ländern, wobei sich die wechselseitigen Beteiligungen als äußerst komplex darstellen würden.
Zuvor hatte die Signa Berichten zufolge im Oktober einen Teil ihrer Anteile am „Goldenen Quartier“ in der Wiener Innenstadt verkauft. Die Tochtergesellschaft Signa Prime Assets GmbH übertrug knapp 25 Prozent der Anteile an die deutsche RAG-S Real Estate GmbH. Diese gehört zur RAG-Stiftung, die wiederum fünf Prozent der Aktien an der Signa Prime hält.
Medienberichten zu einem Verkauf von Benkos Anteilen an der Signa-Holding ist in einem Artikel in der NZZ widersprochen worden. Es wurde behauptet, dass Benko 11,5 Prozent an den Thurgauer Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster abgegeben habe. Die NZZ berichtete jedoch, dass es sich nicht um einen Verkauf handelte. Die 11,5 Prozent seien bereits zuvor schon im Besitz von Eugster gewesen, wurden jedoch treuhänderisch von Benko verwaltet. Mit der Änderung im Firmenbuch scheint Eugster nun offiziell auf, nachdem er angeblich das Treuhandverhältnis gelöst hat, um direkte Kontrolle über seine Anteile auszuüben.