Wohnungsriese zieht wegen Inflation und Zinserhöhungen Reißleine. Daniel Riedl: „Wir werden heuer keinen Beginn von Neubauprojekten haben“.
Ein Schock für den ohnehin schon angespannten deutschen Wohnungsmarkt: Aufgrund der Inflation und der Zinssteigerungen durch die EZB zieht die Vonovia jetzt die Reißleine und stoppt sämtliche Neubauprojekte, die heuer hätten gestartet werden sollen. Das kündigte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung an. „Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubau-Projekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen, davor können wir nicht die Augen verschließen“, so Riedl gegenüber der Westdeutschen. Aussteigen aus dem Neubaugeschäft wolle man nicht, die Entwicklungsarbeiten laufen weiterhin, man sei „startbereit, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen“, so Riedl weiter.
Das betreffe eine „signifikante Anzahl von Baustarts zum Beispiel in Berlin und Dresden“, so Riedl. Diese seien nun auf hinten verschoben worden. Bereits am Montag hatte die Vonovia-Tochter Buwog erklärt, heuer in Österreich keine Neubauprojekte starten zu wollen (immobilien investment berichtete). Schon im November hatte hatte die Vonovia die Investitionen in Modernisierung und Neubau auf zwischen 800 und 900 Millionen Euro heruntergeschraubt, deutlich weniger als in den Jahren zuvor.
Unter den aktuellen Umständen könne man jedenfalls keine marktfähigen Mietpreise realisieren. Durch die Inflation habe müsste man bei Objekten, die früher für 12 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete angeboten hätten werden können eher in Richtung 20 Euro gehen, um die Baukosten von 5.000 Euro wieder hereinzuholen. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands völlig unrealistisch, so Riedl. Um aber den bundesweiten Bedarf von 700.000 Wohnungen decken zu können, seien aber eher Mieten zwischen acht und neun Euro erforderlich. Da müsse der Bund eingreifen und klare Förderrichtlinien liefern, so Riedl.
Das von der deutschen Bundesregierung ausgegebene Ziel, 400.000 neue Wohneinheiten jährlich zu schaffen, rückt damit in weite Ferne. Bereits 2021 seien gerade einmal 293.000 Wohnungen fertiggestellt worden, deutlich unter dem Ziel. Deutsche Branchenverbände gehen davon aus, dass dieses Ziel heuer erneut unterschritten werde.