Wohnungspipeline knickt ein

Die aktuellen geopolitischen Rahmenbedingungen sorgen für einen Knick in der Wohnungspipeline. Foto: pixabax.com

Rückgang wird sogar schärfer als erwartet.

Eigentlich hätte heuer ein absoluter Rekord bei der Fertigstellung neuer Wohneinheiten verzeichnet werden sollen. Doch der Krieg in der Ukraine, das veränderte Zinsumfeld und hohe Baukosten gepaart mit Lieferproblemen hat diesem Ansinnen ein jähes Ende gesetzt. Wie aus dem aktuellen Marktupdate zum Wiener Wohnungsmarkt für das dritte Quartal von EHL hervorgeht, hätten sich geplante Fertigstellungen aufgrund der erschwerten Lieferbedingungen verzögert, die heurige Prognose, die von ursprünglich 19.700 fertiggestellten Wohneinheiten ausgegangen ist, habe bereits im Sommer auf 18.600 nach unten korrigiert werden müssen. Es könnten aber noch weniger werden.

Damit ist laut EHL Wohnen zwar heuer noch ein vielfältiges Angebot gesichert, für die kommenden Jahre sieht die Situation aber anders aus. EHL erwartet, dass der Rückgang noch schärfer als ursprünglich erwartet ausfallen wird, da aufgrund der hohen Bau- und Baustoffpreise wiederum Baubeginne verzögert und eine Reihe von Projekten verzögert würden. Diese Projekte dürften erst bei einer Trendwende auf der Kostenseite wieder aufgenommen werden. Damit werde sich das Neuflächenangebot wieder verknappen, eine von manchen Marktbeobachtern zeitweise befürchtetes Überangebot schließt die EHL aus heutiger Sicht daher aus. Mittelfristig rechnet man sogar mit einem Rückgang auf 14.000 Einheiten.

Noch ein Umstand wird den Druck auf den Mietmarkt erhöhen: Während der Anteil von Wohnobjekten, die als Eigentumswohnungen abverkauft werden, kontinuierlich steigt – auch bedingt durch eine verringerte Nachfrage bei institutionellen Investoren -, geht das Angebot für den Mietmarkt zurück. Das, obwohl die Nachfrage nach Wohnimmobilien weiterhin hoch ist, diese sich aufgrund des veränderten Zinsumfelds und der erschwerten Kreditvergaberichtlinien der FMA allerdings in Richtung Mietwohnungen verlagert.

Noch verlaufe die Entwicklung der Wohnungsmieten bei Neuvermietungen auf moderatem Niveau stabil. In Lagen, wo noch ein vielfältiges Wohnungsangebot verfügbar ist, würden sich die Mietpreise verhaltener entwickeln. Während im Jahresvergleich die Mieten heuer um zwischen 5 und 7,5 Prozent angestiegen ist, liegt die aktuelle Inflationsschätzung bei über acht Prozent. Noch sieht EHL allerdings keine nominellen Rückgänge bei den Mieten.

Anders die Situation bei Eigentumswohnungen, die noch stärker von den Errichtungskosten bestimmt werden. Hier ist durch die gesunkenen Entwicklermargen kaum noch Spielraum gegeben, das Plus gegenüber dem Vorjahr liegt bei zwischen sieben und 9,5 Prozent, wobei die Entwicklung in überdurchschnittlichen Lagen besser ist, in schwächeren Lagen mit ausbaufähiger Infrastruktur entsprechend schlechter.

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