Fachverband Immobilien- und Vermögenstreuhänder: Kreditabschlüsse um 80 Prozent eingebrochen, Transaktionen um über die Hälfte gesunken. Auslaufen der KIM wertet der Fachverband als „Last Minute-Erfolg“.
Die Situation am Wohnungsmarkt ist nach wie vor durchwachsen. Im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag zog der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder eine ernüchternde Bilanz und rief einmal mehr die Politik dazu auf, die Rahmenbedingungen für den Wohnbau so anzupassen, damit wieder mehr bezahlbarer Wohnraum produziert werden könne. „Wir sind im Jänner 2024 mit einer sehr pessimistischen Prognose für die Neubauzahlen gestartet und wissen jetzt, dass uns die Realität eingeholt hat“, sagte Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vor Journalisten.
Demnach seien die Abschlüsse bei Kreditvergaben um 80 Prozent eingebrochen, die Transaktionszahlen bei Wohnungsverkäufe hätten um über die Hälfte nachgegeben. Gollenz: „Der österreichische Immobilienmarkt ist nicht nur eingebrochen, er ist quasi erloschen.“ Zwar wertet Gollenz das im Frühjahr von der scheidenden Bundesregierung angekündigte Baukonjunkturpaket als einen Hoffnungsschimmer, auch wenn laut Gollenz bislang „kein Cent geflossen ist.“ Gollenz rechnet damit, dass das kommende Jahr mindestens ebenso herausfordernd werden wird wie 2024, für 2026 könne man erst gar keine Prognosen abgeben. Der Fachverbandsobmann kündigte an, dass sich die Vertreter im Fachverband weiterhin „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für den österreichischen Immobilienmarkt einsetzen werde.
Die im Sommer auslaufende KIM-Verordnung wertet Johannes Wild, stellvertretender Fachverbandsobmann und Obmann der WKNÖ-Fachgruppe, jedenfalls als einen Last-Mimute-Erfolg der Interessensvertretung und betonte die negativen Auswirkungen der erschwerten Kreditvergaberichtlinien: „Diese Verordnung hat die Krise am Immobilienmarkt nicht entschärft, sondern vielmehr ausgelöst. Dass sie 2025 nicht verlängert wird, ist ein später Erfolg der Interessenvertretung. Das zeigt, dass wir mit konstruktiver Kritik gemeinsam etwas erreichen können.“ Die Branche habe mit „akribisch recherchierten Daten“ überzeugende Argumente geliefert , um die KIM-Verordnung zu Fall zu bringen. „Wesentliche Hürden bleiben dennoch bestehen, etwa durch Rechtsunsicherheiten im Miet- und Wohnrecht.“
Besorgt äußerte sich der Chef der Wiener Fachgruppe und stellvertretende Fachverbandsobmann Michael Pisecky über die Auswirkungen der Neubaukrise: „Die Wohnbauversorgung wird bald nicht mehr gegeben sein. Unseren Berufsgruppen geht es nicht gut, was nicht notwendig wäre.“ Ein Sanierungsturbo sei bislang ausgeblieben, vielmehr hätten die Sanierungsvorhaben sogar abgenommen. „Es braucht dringend leistbaren Wohnraum und eine Anpassung der Rahmenbedingungen für den mehrgeschossigen Wohnbau“, forderte Pisecky.
Wild und Pisecky betonten die Notwendigkeit eines fairen Interessenausgleichs sowie Deregulierungsmaßnahmen, die die Baukosten senken könnten, „ohne dass die Qualität leidet.“ Dies würde laut Wild die aktuell schwache Konjunktur wieder beleben und Wohnungssuchenden zugutekommen. Die Branchenvertreter zeigten sich einig, dass 2025 ebenso herausfordernd wie das abgelaufene Jahr sein wird. „Wir setzen alles daran, dass der Markt wieder läuft und unsere Mitglieder arbeiten können“, so Gollenz. Gleichzeitig hofft Wild auf einen Aufschwung unter einer neuen politischen Konstellation: „Wir brauchen Lösungen und die richtigen Rahmenbedingungen, um den Markt nachhaltig zu stabilisieren.“