Wiener Retailmarkt schlägt sich wacker

Der Wiener Zinshausmarkt erweist sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen als eher resilient als andere Assetklassen. Foto: pixabay.com

Otto Immobilien: Flächenumsatz im ersten Halbjahr positiv entwickelt. Immer mehr Retailer setzen auf AR, VR und KI.

Der Wiener Einzelhandelsmarkt entwickelt sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durchaus positiv. Laut einem Halbjahres-Update von Otto Immobilien haben sich sowohl Passantenfrequenzen als auch der Flächenumsatz positiv entwickelt. Besonders gefragt seien Flächen zwischen 100 und 200 Quadratmeter, laut Anthony Crow Abteilungsleiter Immobilienvermarktung Gewerbe und Head of Retail Otto Immobilien mache dieses Segment rund 47 Prozent der Flächengesuche aus. Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen verändert, was sich auf modifizierte Anmietungsprozesse niederschlägt.

Seien vor kurzem breitflächige Expansionsvorhaben und Anmietungsprozesse vieler Einzelhändler zu begleiten gewesen, sind in fast allen Lagen nun verstärkt sorgfältig geprüfte Standortanalysen und Anmietungen über einen durchschnittlichen Zeitraum von rund 6-8 Monaten üblich, und das flächendeckend. Crow: „Neben kürzeren Mietvertragslaufzeiten mit flexibleren Ausstiegsklauseln und kreativ gestalteten Verlängerungsoptionen sind Staffelmieten, Baukostenzuschüsse, Pandemie- sowie Kriegsklauseln, aber auch verstärkt Umsatzmieten im stationären Einzelhandel mittlerweile Usus und Teil jeder Verhandlung.“ Auch sei ein starker Trend zur strategischen Portfoliooptimierung zu beobachten, was in Schließungen und Relocations vor allem von namhaften Playern in der Branche führt. Crow: „Speziell in B- und C-Lagen werden aller Voraussicht nach mehrgeschossige Großflächen ab etwa 500 Quadratmetern bei Nachvermietungen zukünftig weiter unter Druck geraten.“

Dafür erweist sich die Vermietungsleistung in den A-Lagen wie der Mariahilferstraße oder im Goldenen H als dynamisch bei konstantem Niveau der Nominalmieten. Eine aktive Rolle nehmen hierbei Luxusmarken ein. Der Wiener Kohlmarkt sowie das angrenzende Goldene Quartier waren die vergangenen Monate geprägt von teils signifikanten Veränderungen im Mieterbesatz. Dazu gehört beispielsweise die Einmietung von Louis Vuitton in der ehemaligen Meinl-Fläche. Wir beobachten aktuell weitere geplante Neuanmietungen und Flächenerweiterungen im Bestand diverser renommierter Luxusbrands, die die Dynamik unterstreichen werden“, sagt Crow. So liegen die Spitzenmieten in der Wiener City bei 500 bis 550 Euro pro Quadratmeter, in relevanten Seitenstraßen werden bis zu 200 Euro pro Quadratmeter ausgerufen.

Zunehmend passen sich die Retailer der geänderten Rahmenbedingungen und der Digitalisierung an, um ein entsprechendes Einkaufserlebnis zu generieren. Ebenso tauchen neue Betriebstypen, Marken und flexiblere Lösungen in den heimischen High-Streets auf. Crow: „Im Vordergrund aktueller Expansionsbestrebungen stehen derzeit hippe und architektonisch ausgefallene Monobrand-Stores mit Flagship-Store-Charakter, vorrangig zur Präsentation und Inszenierung ausgewählter Markenprodukte, als relevanter Point-of-Sale neben den Omnichannel-Aktivitäten. Wir beobachten außerdem mit Spannung die Entwicklung von Augmented Reality, Virtual Reality und künstlicher Intelligenz in Shops, die für den stationären Einzelhandel und die KonsumentInnen zukünftig neue Möglichkeiten bieten können.“

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