Die Vorteile des integrierten Wohnens verschiedener Altersgruppen liegen auf der Hand, im Besonderen für Frauen, die immer noch die Hauptlast der Care-Arbeit tragen.
Betreuungsmöglichkeiten für Kinder durch die Großeltern, Pflege und Versorgung von Familienmitgliedern, die dies nicht (mehr) selbst können, Familienanschluss und Gesellschaft auf Abruf für Singles, all dies ohne lange Wege, die Zeit, Geld und Ressourcen kosten. Aber trotzdem: In der Praxis stellt Generationenwohnen die deutliche Ausnahme von der Regel dar. Liegt dies am fehlenden Angebot passender Wohnungen, die die Bedürfnisse verschiedener Generationen hinsichtlich Größe, Ausstattung, Erreichbarkeit und Umfeld erfüllen können? Oder ist der urbane Mensch vom Modell Kleinfamilie so stark geprägt, dass der „Rückzug“ in die eigenen vier Wände wünschenswerter ist als das Leben in einem größeren Verbund. Und wie gut ist Homeoffice mit Generationenwohnen vereinbar?
Neben diesen Überlegungen ist ein wesentlicher Aspekt in der Inflexibilität klassischer Wohnungen und Mietvertragsstrukturen zu sehen, die den Veränderungen, die in einer größeren Gemeinschaft naturgemäß häufiger auftreten, nicht Rechnung trägt. Eine Lösung stellen modulare Strukturen dar, die es erlauben, ohne Wohnungswechsel das Raumangebot anzupassen, und in ein großzügiges Angebot von Gemeinschaftseinrichtungen für alle Hausbewohner:innen eingebettet sind. Gelingt es Bauträger:innen, Planer:innen und Jurist:innen, diese nicht geringen Herausforderungen zu meistern, wird Generationenwohnen für immer mehr Menschen eine attraktive Alternative zu klassischen Wohnformen darstellen.
Daniela Witt-Dörring
Partnerin bei Weber Rechtsanwälte GmbH und Salon-Real-Vorständin