VÖPE und ÖVI: Keine Wiener Immobilienkrise

Anders als die Nachrichtenagentur Bloomberg sehen VÖPE und ÖVI keinerlei Anzeichen für eine besondere Immobilienkrise in Wien. Kritik gibt es auch an den angeführten Daten von Bloomberg. Foto: pixabay.com

Verbände widersprechen Bloomberg-Artikel, wonach Wien das Epizentrum der europäischen Immo-Krise sein soll. Exploreal-Auswertung zeigt: Vertrauen in Wiener Immobilienmarkt ist nach wie vor hoch.

Einem Artikel der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge, wonach Wien das Epizentrum der Immobilienkrise in Europa sein soll, erteilen die Vereinigung der Österreichischen Projektentwickler (VÖPE) und der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) eine klare Absage. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich der Wiener Markt schlechter entwickeln würde als andere Märkte in Europa. Untermauert wird das durch eine Auswertung von der Bauträgerdatenbank Exploreal, die für den Wiener Immobilienmarkt weiterhin eine positive Dynamik bescheinigt. Demnach wiesen die Angebotspreise zwischen Mai des Vorjahres und heuer eine nominelle Zunahme von 7,2 Prozent aus – anders als die Bloomberg-Analyse, die eine Abnahme von rund 12 Prozent ins Treffen führt.

Die Exploreal-Analyse basiere auf den für Investoren relevanten Bauträger-Neubaumarkt, während die Verbände damit argumentieren, dass Bloomberg als einzige Datenquelle die Monatsauswertung auf immobilien.derStandard.at herangezogen hatte. Demnach sei der mittlere Eigennutzer-Angebotspreis für Wien von 6.714 auf 7.200 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Aus der Trendentwicklung der Mietpreise für Wien sei ein Wert im Mai 2022 mit 13,14 Euro pro Quadratmeter und im Mai 2023 mit 13,38 Euro pro Quadratmeter errechnet, was eine Steigerung von 1,8 Prozent bedeutet. Dem zugrunde liegen Tausende abgebildete Angebote. Alexander Bosak, Geschäftsführer von Exploreal: „Im Gegensatz zur Stichprobenauswertung von Bloomberg weist unsere flächendeckende Analyse nominell steigende Preise bei Bauträgerprojekten aus, auch bei den Mieten gibt es keinen gravierenden Einbruch. Eine Wien-spezifische Krise sehen wir nicht.“

VÖPE-Präsidiumssprecher Andreas Köttl sagt, dass zwar die institutionellen Immobilieninvestments durch den Zinsanstieg zurückgegangen seien – aber nur deswegen, weil andere Anlageformen an Attraktivität zugelegt hätten. Das sei kein Österreich- oder Wien-Spezifikum: „Volkswirtschaftliche Daten von Eurostat – zum Beispiel der monatliche ‚Produktionsindex für das Baugewerbe‘ zeigen, dass sich Österreich weitgehend im Trend der Eurozone bewegt. Das Vertrauen in den Wiener Immobilienmarkt ist nach wie vor hoch.“

Auch ÖVI-Präsident Georg Flödl sieht keine Hinweise auf eine Wien-spezifische Krise: „Wien weist als bedeutendster Immobilienmarkt Österreichs nach wie vor ein starkes Bevölkerungswachstum und trotz einer gewissen Vorsicht durch die Zinserhöhungen eine gute Nachfrage auf. Es gibt keine Anzeichen, dass sich Wien maßgeblich schlechter als andere Märkte in Österreich oder Europa entwickelt.“

Einmal mehr fordern die Verbände Erleichterungen bei Immobilieninvestitionen. Dass die Marktsituation in Österreich – insbesondere durch die im europäischen Vergleich sehr hohe Inflation – trotzdem herausfordernd sei, streitenn die Verbände jedenfalls nicht ab. Daher fordert man von der Politik unter anderem eine Lockerung der überschießend strengen Kreditvergaberegeln für Immobilieninvestitionen (KIM-Verordnung) oder die Anpassung von Steuervorschriften an die geänderte Zinslage – insbesondere der Liebhabereifristen – und die Wiedereinführung der Berücksichtigung der Inflation bei der Berechnung der ImmoESt. 

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