Turbulenzen um Signa-Sanierung

Die Signa Holding sieht sich derzeit mit Forderungen in der Höhe von 7,8 Milliarden Euro konfrontiert. Foto: cjs

Prüfungstagsatzung der insolventen Signa Prime Selection und Development: Gläubiger haben Forderungen von knapp 6,3 Milliarden angemeldet, 3,7 Milliarden wurden bestritten. Fortführung vorläufig gesichert, nun wird versucht, ein Massekredit in der Höhe von 150 Millionen Euro aufzustellen. Bei Signa Development schoss Haselsteiner einen Massekredit von 25 Millionen Euro nach. Indessen laufen laut Wirtschaftsmagazin trend Versícherungen Sturm gegen die Eigenverwaltung der Prime Selection.

Bei den Prüfungstagsatzungen der insolventen Signa Prime Selection und Signa Development am Handelsgericht Wien am Montag wurden durchaus bemerkenswerte Zahlen offenbart. Insgesamt haben bei der Prime 219 Gläubiger Forderungen in der Höhe von knapp 6,3 Milliarden Euro angemeldet. Jedoch wurde der Großteil dieser Forderungen, nämlich 3,7 Milliarden Euro, bestritten. Im Rahmen der Tagsatzung am selben Tag für die Signa Development, die ebenfalls insolvent ist, hatten 171 Gläubiger Forderungen in der Höhe von 1,91 Milliarden Euro angemeldet. Davon seien jedoch rund 243 Millionen Euro bedingt angemeldet, was laut Creditreform zusätzliche Herausforderungen bei der Abwicklung des Sanierungsverfahrens aufzeigt. Bisher wurden Forderungen in der Höhe von 893 Millionen Euro anerkannt, während die restlichen 1,02 Milliarden Euro bestritten wurden. Es wird erwartet, dass sich die Passiva durch so genannte so genannte Intercompany-Forderungen innerhalb der Signa Gruppe weiter erhöhen könne, was durch geplante Immobilientransaktionen wiederum abgefedert werden könne. Macht in Summe 8,5 Milliarden Euro für beide Gesellschaften.

Die bestrittenen Forderungen werden derzeit weiter geprüft, wobei die Frist für die Prüfung auf zwei Monate festgelegt wurde. Karl-Heinz Götze vom KSV 1870 schätzt, dass die anerkannten Forderungen in diesem Zusammenhang noch „substanziell erhöhen“ werden. Mittlerweile laufen bei der Signa Prime Selection namhafte Versicherungen gegen die Eigenverwaltung Sturm.

Mittlerweile ist auch klar geworden, dass das ursprüngliche Vorhaben, die erforderliche Liquidität für die Umsetzung des Sanierungsplans der Signa Prime Selection über die Aufnahme von Kapital via Genussscheinen in der Höhe von 350 Millionen Euro gescheitert ist, bisherige Genussscheininhaber, Aktionäre und institutionelle Finanzgläubiger hätten sich nicht zur Finanzierung bereit erklärt. Nun versucht man, eine Massefinanzierung in der Höhe von 150 Millionen Euro aufzustellen. Auch sollen die notwendigen Mittel zur Sanierung über den Verkauf einzelner Immobilien, darunter das Park Hyatt, das Goldene Quartier, den Sitz des Verfassungsgerichtshofs in Wien sowie das Kaufhaus Tyrol eingebracht werden (immobilien investment berichtete).

Zumindest bei der Signa Development ist ein Massekredit in der Höhe von 25 Millionen Euro von einer Tochtergesellschaft der Haselsteiner Familien-Privatstiftung eingeräumt worden, womit laut Creditreform ein strukturierter und werterhaltender Verkauf von Immobilien „ohne zeitlichem Druck“ möglich sei. Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform: „Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform, kommentierte die aktuellen Entwicklungen: „Durch den Massekredit konnte eine Stabilisierung der Objektgesellschaften erreicht werden, wodurch nun der strukturierte und werterhaltende Verkauf der Immobilien möglich ist. Dies liegt im besonderen Interesse der Gläubiger, da es galt, einen chaotischen ‚Firesale‘ zu verhindern.“ Die Sanierungsplantagsatzung für Signa Prime und Development ist für den 18. März angesetzt worden.

Ungeachtet der Herausforderungen verfüge die Signa Development laut Angaben des Insolvenzverwalters weiterhin „über ausreichende Liquidität“, um die Fortführung des Unternehmens sichern zu können. Laut diesem seien noch 28 Mitarbeiter an den Standorten Wien und Innsbruck beschäftigt, die freie Liquidität wurde mit 7,6 Millionen Euro angegeben, von denen sich 1,5 Millionen Euro auf dem Massekonto befinden.

Inmitten der laufenden Insolvenzverfahren bei der Immobiliengruppe von René Benko, der Signa Prime Selection AG, zeichnen sich allerdings weitere Unruhen ab. Laut dem Wirtschaftsmagazin trend fordern bedeutende Versicherungen wie Uniqa und Wiener Städtische in einem Schreiben ein Ende der Eigenverwaltung bei der wichtigsten Signa-Gesellschaft. Darin führen die Versicherungen aus, dass den Gläubigern seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Signa eine Vielzahl von Umständen bekannt geworden sei, die eine akute Gefahr von erheblichen Nachteilen durch die Eigenverwaltung befürchten lassen.

Besonders der angekündigte Verkauf von Prime-Immobilien wie dem Park Hyatt, dem Kaufhaus Tyrol oder dem Goldenen Quartier stößt auf Widerstand bei österreichischen und deutschen Versicherern, die Signa-Anleihen gezeichnet haben. Die schlechte Lage auf dem Immobilienmarkt verstärkt die Bedenken. Die Antragsteller befürchten zudem, dass eine zeitlich begrenzte Sanierung mit Eigenverwaltung für eine derart komplexe Transaktion nicht geeignet sei.

Kritisiert werde in dem Schreiben auch, dass die Sanierungsverwalter der Signa Prime falsche und unvollständige Angaben machen würden. Die Gläubiger seien demnach einheitlich der Ansicht, dass nur durch den Entzug der Eigenverwaltung eine weitere Benachteiligung der Gläubiger vermieden werden könne. Zusätzlich wird gefordert, dass auf einer Gläubigerversammlung ein externer Immobilienexperte bestellt wird und der Gläubigerausschuss erweitert wird.

Ebenso haben laut trend die Geschäftsführer der Signa Holding, Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber sowie Insolvenzverwalter Christoph Stapf in einem Schreiben an den Vorstand und den Aufsichtsrat der Signa Prime Selection (SPS) die „unverzügliche Einberufung“ einer außerordentlichen Hauptversammlung gefordert. Das Schreiben beinhalte demnach die Forderung nach mehr Einblick in die Unterlagen der SPS, da dem Ersuchen der Holding „nicht ausreichend entsprochen worden“ sei.

Zusätzlich stellen die Vertreter der Holding die jüngst beschlossene Veräußerung von Prime-Immobilien in Frage. Es müsse geklärt werden, ob die Hauptversammlung den Immobilienverkäufen zustimmen müsse, heißt es in dem Schreiben. Überdies forderten die Vertreter der Signa Holding in dem Brief, dass neben Alfred Gusenbauer, Susanne Riess-Hahn und Karl Sevelda auch Karl Samstag sein Aufsichtsratsmandat zurücklegt. Als neue Aufsichtsratsmitglieder werden Karin Exner-Wöhrer, CEO der Salzburger Aluminium AG, und der Immobilienexperte Michael Mitterdorfer vorgeschlagen, so der „trend“. Erst am Donnerstag hatte der Aufsichtsratschef der Signa Prime und Signa Development, Alfred Gusenbauer, mitteilen lassen, dass er sich aus dem Gremium ehebaldigst zurückziehen werde und für weitere Aufgaben in der Signa nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

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