Edmond de Rothschild AM sieht steigende Unsicherheiten in den Vereinigten Staaten und Chancen für einen europäischen Aufbruch.
Mit einem für Europa positiven Marktausblick für das kommende Jahr ließ am Donnerstag Edmond de Rothschild Asset Management aufhorchen. Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz, an der auch immobilien investment teilgenommen hatte, skizzierte Edmond de Rothschild AM für die USA ein in zunehmend fragiles Umfeld, während Europa – nach Jahren struktureller Schwäche – 2026 zum Impulsgeber werden könnte, was von den Märkten auch positiv bewertet würde.
Im Mittelpunkt der US-Bewertung steht die Entwicklung im Segment Künstliche Intelligenz. Die Parallelen zur Dotcom-Ära seien auffällig: starke Momentum-Rallyes, wechselseitige Großdeals zwischen Tech-Konzernen wie OpenAI, Nvidia und Oracle sowie eine breite Beteiligung privater Anleger. Der massive Investitionsdruck im KI-Ökosystem übersteige zunehmend die bislang sichtbaren Erträge. Das Zusammenspiel aus extremen KI-Bewertungen, steigender Staatsverschuldung und einer möglichen geldpolitischen Verschiebung nach dem Ende der Amtszeit von Fed-Chef Jerome Powell erhöhe die systemischen Risiken.
Ein Platzen der KI-Blase werde damit „immer wahrscheinlicher“, so der Tenor der Analyse. „Die KI ist das Epizentrum der Exzesse“, sagte Benjamin Melman, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild AM. Zudem verschärfen strukturelle Faktoren das Risiko. In den USA steigen die Strompreise durch fehlende Kapazitäten bei gleichzeitig wachsender Nachfrage. Der Markt für Private Credit, der sich rasant zum bedeutenden Finanzierungsinstrument für Rechenzentren entwickelt, zeige erste Stresstests. Trotz dieser Risiken deuten die makroökonomischen Daten laut Analyse derzeit jedoch nicht auf eine Rezession hin – vielmehr auf ein Umfeld mit verringerter Visibilität.
Europa hingegen könnte 2026 überraschen. Frankreich bleibe verwundbar, aber stabil; Südeuropa profitiere vom NextGen-EU-Plan. Entscheidender sei jedoch der politische Kurswechsel Deutschlands: Ein Investitionsprogramm ab 2026, die Unterstützung einer Kapitalmarktunion sowie industriepolitische Maßnahmen gegen chinesisches Preisdumping könnten Europas Angebots- und Nachfrageseite stärken. Damit könnte der Kontinent stärker als bisher zu einem wirtschaftlichen Impulsgeber werden. Im Fokus stünden Big-Data-Anwender, europäische Small Caps und Unternehmen, die von Themen wie Resilienz, Souveränität und einer stärkeren europäischen Industriepolitik profitieren, sowohl weltweit als auch in Europa, wo die Umsetzung des Draghi-Reports zu den Prioritäten der EU-Kommission zählt..
In der Geldpolitik sieht das Haus ein Übergangsjahr: Die anstehende Neubesetzung an der Spitze der US-Notenbank sowie ein global expansiver Kurs der Fiskalpolitik sprechen gegen langfristige Anleihen. Das Investmenthaus favorisiert daher eine ausgewogene Allokation zwischen Aktien und Anleihen mit erhöhter Vorsicht zu Jahresbeginn. Melman: „Wir starten mit vorsichtigem Optimismus ins Jahr 2026. Wir lehnen den Komfort von Konsens und Blasen ab. Die Märkte bleiben teuer, doch die makroökonomischen Bedingungen rechtfertigen keinen massiven Rückzug aus risikobehafteten Anlagen. Unser Ziel ist es, das Portfolio rechtzeitig auf das nächste Marktregime auszurichten.“






