Sanierungsverfahren über Signa Retail eingeleitet. Passiva liegen bei 1,1 Milliarden Euro bei aktiven Mitteln von gerade einmal 1,5 Millionen Euro.
Der Dominoeffekt um das finanzmarode Signa-Imperium setzt sich unaufhaltsam fort. Wie die Kreditschützer Creditreform, KSV1870 und AKV Dienstagnachmittag via Aussendung bekannt gaben, ist nun auf Eigenantrag der Signa Retail ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet worden. Es handelt sich bei Signa Retail um eine Zwischenholding-Gesellschaft, zu ihren bedeutendsten Beteiligungen zählen die mittlerweile insolvente KaDeWe-Group, Globus, die Selfridges Group sowie Galeria Karstadt Kaufhof. Betroffen sind etwa 26 Gläubiger, laut Angaben der Creditreform sei nur ein Mitarbeiter davon betroffen. Als Sanierungsverwalter wurde Christoph Stapf eingesetzt, der auch Masseverwalter der sich im Konkurs befindlichen Muttergesellschaft Signa Holding ist.
Als Grund für die Zahlungsunfähigkeit der Signa Retail ist die Insolvenz der Signa Holding, dem Mehrheitsgesellschafter, ins Treffen geführt worden. Haftungszusagen, die mangels finanzieller Unterstützung vonseiten der Gesellschafter kurzfristig nicht bedient werden konnten, seien in Folge fällig gestellt worden. Versuche, die Schulden außergerichtlich zu stunden und geordnet zurückzuführen, seien laut Angaben der Creditreform gescheitert.
Die Signa Retail GmbH steht unter der mehrheitlichen Kontrolle der Signa Retail Beteiligung GmbH, die 92,17 Prozent der Anteile hält. Diese ist wiederum eine vollständige Tochter der Signa Holding GmbH, die als Zwischenholding an Gesellschaften der Signa Gruppe in der Schweiz fungiert, in denen die Einzelhandelsaktivitäten der Gruppe gebündelt sind. Zusätzlich besitzt die Signa Holding GmbH direkt 3,16 Prozent der Anteile an der Signa Retail GmbH. Weitere Beteiligungen umfassen 2,67 Prozent durch die SiRe Beteiligung GmbH und 2 Prozent, die von Roland Berger gehalten werden. Geschäftsführer der Signa Retail ist Marcus Mühlberger, der seit dem 13. Dezember 2023 die Gesellschaft eigenständig vertritt. Über die wesentlichen Beteiligungen der Gesellschaft, die Signa Retail Selection AG und die Signa European Invest Holding AG, sind Nachlassverfahren anhängig, die einem Insolvenzverfahren entsprechen, geht aus einer Mitteilung von Insolvenzverwalter Christoph Stapf hervor.
Die Aktiva der Signa Retail GmbH belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Euro, während die Passiva rund 1,1 Milliarden Euro betragen. Das Unternehmen hat den Gläubigern einen Sanierungsplan vorgelegt, der eine Quote von 20 Prozent vorsieht, zahlbar binnen zwei Jahren. Gemäß Angaben der Signa Retail im Eigenantrag halte man eine Fortführung der Geschäftstätigkeit für wirtschaftlich darstellbar, da kaum laufende Kosten anfallen würden. Gläubiger haben die Möglichkeit, ihre Forderungen bis zum 6. Juni 2024 anzumelden. Die Sanierungsplantagsatzung ist für den 25.Juli terminiert.
Unterdessen plant die angeschlagene Warenhauskette Galeria Kaufhof Karstadt, die vor einer Übernahme durch ein Konsortium durch die US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz steht, künftig nur mehr unter Galeria firmieren zu wollen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, erklärte darin Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus, dass die Entscheidung, die Namensbestandteile Karstadt und Kaufhof zu entfernen, darauf zurückzuführen sei, dass diese Namen eng mit den jüngsten Insolvenzen verbunden seien. Diese Zöpfe wolle man abschneiden, wird er im Artikel zitiert.
Die geplante Übernahme durch die NRDC und BB Kapital SA steht noch aus. Die Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan wird am 28. Mai erwartet, eine Bestätigung durch das Amtsgericht Essen soll folgen. Im Rahmen der Umstrukturierung wird das Unternehmen voraussichtlich 16 seiner 92 Filialen schließen. Denkhaus äußerte sich aber optimistisch über die finanzielle Erholung des Unternehmens, betonte die bereits erreichte Profitabilität und die Erwartung einer weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nach der Reduktion der Mietkosten im August. Olivier Van den Bossche, Chef von Galeria, merkte an, dass das Ziel sei, jede Filiale eigenständig profitabel zu machen.