EZB senkt Leitzins um 25 Basispunkte

Die EZB hat den Leitzins um weitere 0,25 Prozent gesenkt. Foto: pixabay.com

Wie erwartet haben die europäischen Währungshüter am Donnerstag die Zinsschraube zumindest leicht nach unten gedreht.

Für viele ein Tropfen auf dem heißen Stein am darbenden Immobilienmarkt, aber zumindest ein wichtiger psychologischer Effekt, zumal er auch erwartet worden ist. Am Donnerstagnachmittag hat der EZB-Rat beschlossen, die drei Leitzinssätze der Europäischen Zentralbank jeweils um 25 Basispunkte zu senken. Wie aus einer entsprechenden Mitteilung der Zentralbank hervorgeht, erfolge die Entscheidung vor dem Hintergrund einer aktualisierten Beurteilung der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission. Nach neun Monaten unveränderter Leitzinsen sei nun eine Reduzierung des Grades der geldpolitischen Straffung angebracht gewesen.

Zusätzlich bestätigte der EZB-Rat, dass er die Wertpapierbestände des Eurosystems aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro reduzieren wird. Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere werden bis Ende Juni 2024 vollständig wieder angelegt. Der EZB-Rat betont, dass er bereit ist, alle Instrumente im Rahmen seines Mandats anzupassen, um die Inflation mittelfristig zu seinem Zielwert zurückzuführen und die geldpolitische Transmission zu gewährleisten.

Seit der EZB-Ratssitzung im September 2023 ist die Inflation um mehr als 2,5 Prozentpunkte zurückgegangen, und die Inflationsaussichten haben sich deutlich verbessert, so die Argumentation zur aktuellen Entscheidung. Auch die zugrunde liegende Inflation habe abgenommen, was darauf hindeutet, dass der Preisdruck nachgelassen hat. Die Inflationserwartungen für alle Zeithorizonte sind ebenfalls zurückgegangen.

Die Fachleute des Eurosystems haben ihre Prognosen für die Gesamt- und Kerninflation für die Jahre 2024 und 2025 nach oben korrigiert. Sie erwarten nun eine Gesamtinflation von durchschnittlich 2,5 Prozent für 2024, 2,2 Prozent für 2025 und 1,9 Prozent für 2026. Bei der Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel gehen sie von durchschnittlich 2,8 Prozent für 2024, 2,2 Prozent für 2025 und 2,0 Prozent für 2026 aus. Das Wirtschaftswachstum wird voraussichtlich auf 0,9 Prozent für 2024, 1,4 Prozent für 2025 und 1,6 Prozent für 2026 steigen.

Der EZB-Rat bekräftigt sein Engagement für eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen Ziel von 2 Prozent. Er wird die Leitzinsen so lange wie erforderlich ausreichend restriktiv halten, um dieses Ziel zu erreichen. Die Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird von Sitzung zu Sitzung erfolgen, basierend auf aktuellen Daten und der Einschätzung der Inflationsaussichten.

Zusätzlich bestätigte der EZB-Rat, dass er die Wertpapierbestände des Eurosystems aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) in der zweiten Jahreshälfte im Durchschnitt um monatlich 7,5 Milliarden Euro reduzieren wird. Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPP erworbenen Wertpapiere werden bis Ende Juni 2024 vollständig wieder angelegt. Der EZB-Rat betont, dass er bereit ist, alle Instrumente im Rahmen seines Mandats anzupassen, um die Inflation mittelfristig zu seinem Zielwert zurückzuführen und die geldpolitische Transmission zu gewährleisten.

Gemischte Reaktionen aus der Immobilienwirtschaft

Zwar begrüßt die Immobilienwirtschaft den Schritt zum größten Teil, von allzu großen Bewegungen für den Immobilienmarkt geht man allerdings nicht aus. Francesco Fedele, CEO von bf.direkt sagt in einer ersten Stellungnahme, dass man nicht davon ausgehe, dass die EZB zur Nullzinspolitik zurückkehren dürfte: „Allerdings darf man nicht den Fehler machen und allzu große Auswirkungen auf die Immobilienmärkte erwarten. Der Leitzins hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Zinsen von zehnjährigen Immobilienfinanzierungen, die für den Immobilienmarkt entscheidend sind. Dennoch erwarte ich, dass auch die langfristigen Zinsen perspektivisch eher fallen und sich im Jahr 2025 bei den Einstandszinssätzen in Richtung Zwei-Prozent-Marke bewegen.“

Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden bei HCOB, merkt an: „Wir vermuten, dass die nächste Zinssenkung um weitere 0,25 Prozentpunkte erst im September stattfinden wird. Daher werden sich aus unserer Sicht die langfristigen Renditen auch nicht groß nach unten bewegen.“ Für Patrick Brinker, Head of Real Estate Investment Management bei Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, ist die Zinssenkung vor allem ein psychologisches Signal an den Markt: „Die Bodenbildung bei den Preisen ist erreicht. Immobilien rücken damit wieder stärker in den Fokus von Investoren.“

Keine direkten Auswirkungen für den darbenden Markt sieht hingegen Achim Degen, CEO von Colliers: „Die Zinssenkung hat kaum direkte Folgen für die mittel- bis langfristigen Finanzierungszinsen, da sie bereits am Markt eingepreist war. Für den weiteren Jahresverlauf bleibt die EZB unkonkret und hat sich nicht auf weitere Zinsschritte festgelegt. Dennoch scheint eine bessere Planbarkeit des Zinspfades die Unsicherheit im Finanzierungsumfeld zu reduzieren. Für den Immobilienmarkt ist der heutige Zinsentscheid ein wichtiges Signal in Richtung Aufbruch. Investoren, die auf die erste Zinssenkung gewartet haben, könnten nun verstärkt aktiv werden.“

Felix Schindler, Head of Research & Strategy bei HIH Invest: „Die heutige EZB-Leitzinssenkung entspricht unseren Erwartungen, kann aber nur ein erster kleiner Schritt für einen nachhaltigen Impuls an den Immobilieninvestmentmärkten sein.“ Es bedürfe weiterer Stabilisierungseffekte, um die Nachfrage der Investoren zu beleben.“

Auch in Österreich wird der Schritt der EZB begrüßt. Michael Schmidt, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, bewertet die Zinssenkung als großartig für die Branche: „Die Phase des Abwartens, wann die Trendwende eintritt, ist endlich vorbei. Nicht nur klassische Immobilien, auch Zinshäuser werden dadurch wieder attraktiver. Ich erwarte durch diesen Schritt ein Steigen der Nachfrage nach Wohnraum und in Folge ein Steigen der Wohnungspreise für Objekte in guten Lagen und mit guter Ausstattung.“

Deutlich verhaltener reagiert hingegen Stephan Brezovich, Vorstand bei der ÖRAG. Aus seiner Sicht ist es noch verfrüht, von einer echten Zinswende zu sprechen, wenngleich die Senkung des Leitzinses für die Immobilienwirtschaft ein erfreulicher Schritt ist: „Der Zeitpunkt unmittelbar zur Wahl des EU-Parlaments hat vielleicht auch den Hintergrund, Wirtschaft und Kreditnehmer milde zu stimmen. Man könnte die Senkung daher auch als politisches Signal interpretieren.“ Gerade auf der Inflationsfront könne man laut Brezovich noch keine Entwarnung geben, „weitere Zinsschritte nach unten (aus meiner Sicht maximal noch 1-2 im Jahr 2024), hängen von der weiteren Entwicklung der Inflation ab. Die hohen Lohnabschlüsse in vielen europäischen Ländern haben sich hier noch nicht final ausgewirkt.“ 

Davon seien auch allfällige weitere Zinsschritte abhängig, diese seien laut Brezovich nur dann verantwortbar, wenn die Inflation gesichert und dauerhaft im Griff erscheint: „Das ist derzeit noch nicht der Fall.“ Damit seien die Hintergründe dieser Zinssenkung wohl eher ein Signal der Stabilisierung und Beruhigung als eine echte Trendwende. Brezovich: „Man beachte auch die Zurückhaltung der FED beim gleichen Thema.“  

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