Dramatischer Rückgang beim Wohnbau: WKO fordert Deregulierung

Die Neuflächenproduktion von Wohnungen in Wien stehen vor einem signifikanten Einbruch. Die Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder fordert eine Deregulierung im gewerblichen Wohnbau. Foto: pexels/Emma Dani

Bis 2026 rechnet die Wiener Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder mit einem Rückgang von 40 Prozent, in den darauffolgenden Jahren sogar um 80 Prozent. Appell der Immo-Branche: Gesetzliche Regulierungen im gewerblichen Wohnbau abbauen.

Die Neuflächenproduktion im Wohnbau in Wien befindet sich laut dem ersten österreichischen Neubaubericht der Exploreal GmbH in einem dramatischen Rückgang. Während 2023 noch rund 17.000 Wohnungen fertiggestellt wurden, wird für dieses Jahr ein Rückgang um 10 Prozent auf etwa 15.300 Einheiten prognostiziert. Bis 2026 könnte der Rückgang auf bis zu 40 Prozent ansteigen, in den darauffolgenden Jahren sogar auf 80 Prozent. Dieser Trend bedroht das Angebot an leistbarem Wohnraum und sorgt in der Immobilienbranche für Alarmstimmung.

„Diese Entwicklung ist höchst besorgniserregend“, warnt Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in Wien. Er sieht die Ursachen unter anderem in einem „Zuviel an gesetzlichen Regulierungen“, die den gewerblichen Wohnbau erschweren. Gewerbliche Bauträger hätten zuletzt über 65 Prozent des gesamten Wohnungsneubaus in Wien übernommen, doch fehlende Anreize und schwierige Rahmenbedingungen gefährden laut Pisecky diese Leistungen.

Der Exploreal-Neubaubericht zeigt, dass die Bauaktivitäten zunehmend in die Außenbezirke verlagert werden. Mit 18,55 fertiggestellten Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner weist der Bezirk Donaustadt die höchste Bauaktivität auf, gefolgt von anderen Flächenbezirken wie Penzing, Floridsdorf und Liesing. In den inneren Bezirken hingegen bleibt die Innenentwicklung, also die Sanierung und Wohnraumschaffung im bereits bebauten Stadtgebiet, zurück. Hans Jörg Ulreich, Bauträger und Branchenexperte, erklärt: „Regulierungen wie die Stellplatzverpflichtung im Neubau oder Vorgaben zur Wahrung des Stadtbildes verhindern wichtige Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen. Das treibt die Bauaktivitäten weiter an den Stadtrand.“

Die mangelnde Innenentwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf das Wohnungsangebot, sondern auch auf Klimaziele. Nicole Fürntrath, Hausverwalterin, betont die Bedeutung der thermischen Sanierung in der Stadt: „Die Umrüstung auf nicht-fossile Heiz- und Kühlsysteme erfordert einen stärkeren Fokus auf die Innenentwicklung. Ohne Sanierungen und Umrüstungen können die Klimaziele und das Programm ‚Raus aus Gas‘ nicht erreicht werden.“ Fürntrath fordert Anreize für Eigentümer und Mieter, die eine Umstellung auf nachhaltige Systeme unterstützen. Gleichzeitig sei es wichtig, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Sanierung und den Wohnungsneubau angepasst werden.

Die Immobilienbranche fordert von der Stadtregierung und der zukünftigen Bundesregierung klare Maßnahmen, um die Entwicklung zu unterstützen. „Neben Änderungen im Wohnrecht benötigen wir auch eine Reevaluierung von Normen und Vorschriften, wie etwa der Stellplatzverpflichtung. Zudem sollten Einreichprozesse beschleunigt und entbürokratisiert werden“, so Pisecky. Er betont, dass Sanierungen und Neubauten wirtschaftlich rentabel bleiben müssen, um die Versorgungssicherheit mit Wohnraum in Wien gewährleisten zu können. „Es braucht klare politische Vorgaben und gesetzliche Anpassungen, um die Baukosten zu senken und das Angebot an leistbarem Wohnraum zu sichern“, appelliert Pisecky.

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