Coole Städte statt Hitzeinseln

Neuer Markt - Foto:© Zoomvp

„Die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal“ heißt es in einem Song von Reinhard Fendrich. Da dies wegen des Klimawandels heute mehr denn je gilt, setzen Österreichs Städte auf Begrünung.

Im Hochsommer staut sich die Hitze in den Straßen und Gassen einer Stadt. Wenn auch die nächtlichen Stunden keine Abkühlung mehr bringen, flüchten viele Stadtbewohner aufs Land. Sie suchen die Sommerfrische. Aber warum ist es eigentlich in Städten oft so besonders heiß? Der Grund liegt in der bebauten Struktur, die Wärme aufnimmt, speichert und langsam wieder abgibt. Da diese Speicher – also die betonierten und asphaltierten Flächen – ihre Hitze erst in der Nacht wieder abgeben, kühlt es in der Stadt weniger ab. Wachsen Städte auch noch, verstärkt die zunehmende Baudichte diesen Effekt. Für ältere oder chronisch kranke Personen wird die Hitzeinsel „Stadt“ dann rasch zum Problem.

Reininghauspark - Foto:© zwoPK
Reininghauspark – Foto:© zwoPK

Der Wald als Vorbild
Kopenhagen, Singapur oder Kapstadt – einige Metropolen haben diese Problematik, aber auch das Potenzial kühler grüner Städte längst erkannt. Deren Maxime: die sinnvolle Begrünung der wenigen verfügbaren Flächen. Denn mit städtebaulichen Maßnahmen und dem Einsatz von Pflanzen lässt sich der urbanen Hitzeentwicklung effektiv begegnen. Auch zahlreiche Studien verraten, dass Pflanzen nicht nur die Schadstoffkonzentration verringern, sondern auch kühlende Effekte zeitigen. Vorbild ist hier der Wald. An warmen Tagen verdunsten die Bäume dort große Mengen Wasser. Diese Feuchtigkeit kühlt die Umgebung wie eine natürliche Klimaanlage. Aus diesem Grund ist die Begrünung eine praktikable Möglichkeit, auch die Hitze der Stadt zu mildern. Räume und Höfe in begrünten Gebäuden sind in der Regel kühler als in unbegrünten Häusern, da die Pflanzen die Gebäude vor Erwärmung schützen und deren verdunstetes Wasser gleichzeitig kühlt. Ob mehr Bäume, Sträucher und Grünzonen, Fassaden- und Dächerbegrünungen oder Entsiegelungen, um auch im Boden Verdunstung stattfinden zu lassen – coole Maßnahmen gibt es reichlich, eine einheitliche Lösung jedoch nicht. Denn die Maßnahmen müssen sich stets an der Umgebung sowie an den regionalen Klimaeigenschaften orientieren.

Vertical Green Promenade – Foto:© Luif W

Die Grünwerdung der Städte
Der Klimawandel und der damit einhergehende Temperaturanstieg ist auch in Österreichs Städten zum Problem geworden, weshalb man hier den Extremtemperaturen bereits den Kampf angesagt hat. Allein Wien plant bis 2025 die Pflanzung von nicht weniger als 10.000 neuen Bäumen. Auch bei der aktuellen Umgestaltung der Thaliastraße, der Zollergasse sowie des Neuen Markts steht der Kampf gegen die klimawandelbedingte Hitze in der Donaumetropole im Mittelpunkt. „Die Entschärfung von Hitzeinseln ist das oberste Ziel auf urbanen Plätzen, wir pflanzen hier erstmals sogenannte XL-Bäume – sie sind zehn Meter hoch und schaffen mit ihrer großen Baumkrone von Anfang an Schatten“, so Planungsstadträtin Ulli Sima über die bis 2022 dauernden Arbeiten am Neuen Markt, wo sechs Platanen gepflanzt werden. Weiters initiierte die Stadt das größte Klima-förderprogramm in der Geschichte Wiens. Gemeinsam mit den Bezirken setzt man damit voll auf Begrünungen, Kühlungsmaßnahmen, die Entsiegelung von Beton- und Asphaltflächen, Beschattungen, mehr Wasser sowie den Ausbau von Parks. Allein in dieser Legislaturperiode werden 100 Millionen Euro an Förderungen für nachhaltige Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen ausgeschüttet.

In Linz hat das Umweltressort inzwischen ebenfalls die Stadtklimaförderungen ausgebaut. Neben der Begrünung von Dächern und Fassaden wird hier jetzt auch das Pflanzen von Bäumen sowie die Begrünung und Entsiegelung von Innenhöfen gefördert. Darüber hinaus wurde im März 2021 im Gemeinderat eine städtische Baumpflanzungsoffensive beschlossen. 1.000 neue Bäume sollen demnach das innerstädtische Klima künftig nachhaltig verbessern. „Die Linzer Baumpflanzoffensive ist ein wichtiger Schritt für die nächsten Generationen. Denn die jährlich in den Sommermonaten steigenden Temperaturen zeigen uns, wie wichtig der Baumerhalt und die Neupflanzung von Bäumen in der Stadt sind“, so der Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier. Wie schön Fassadenbegrünung sein kann, zeigt sich in seiner Stadt auch in den Promenaden-Galerien, die das erste „Vertical Green“-Haus in Linz beherbergen.

Zollergasse – Foto:© CR Korbwurf u. janusch

Bäume für Graz und Salzburg
Auch in Salzburg tut sich etwas. Die Mozartstadt stampfte in den letzten Jahren sieben Gemeinschaftsgärten in verschiedenen Stadtteilen aus dem Boden. Schon bald wird auch auf der Wiese des alten Lehener Stadions die Nachbarschaft erblühen und gemeinsam im Grünen gegartelt werden. Bereits 2020 abgeschlossen wurde die Straßenraumgestaltung in der Louise-Piëch-Straße, der Lagerhausstraße sowie in der Gnigler Straße. Dabei wurden auch neue Grüninseln geschaffen und 23 neue Bäume gepflanzt.

In Graz wiederum stellt die neue Schmiedgasse inzwischen alles in den Schatten. 13 zusätzliche Bäume sorgen in der Fußgängerzone seit Herbst 2020 für mehr Abkühlung. Auch die Sporgasse entpuppte sich als gutes Pflaster, um schon bald neue Bäume Wurzeln schlagen zu lassen. Im Westen der Stadt laufen wiederum seit November 2020 die Bauarbeiten für den drei Hektar großen Reininghauspark, der ab 2022 das grüne Herz der Stadt kräftiger schlagen lassen soll. Insgesamt werden mehr als 100 Bäume den Park attraktivieren, darunter zahlreiche heimische Arten wie Ahorn, Linden, Weiden und Eichen. Schon 2019 wurde in Graz ein Fonds für nachhaltige Projekte eingerichtet. Im vergangenen März hat die Stadt dann ihren ersten Klimaschutzfondsbericht vorgelegt. Er dokumentiert, dass bereits neun Millionen Euro in 17 Projekte investiert wurden – etwa in ein Begrünungspaket für Gebäude, in das Fassadenbegrünungssystem „BeRTA“, mit dem sich bestehende Objekte nachträglich unkompliziert begrünen lassen, sowie in das Maßnahmenprogramm „Grazer Stadtbaum 2020–2022“, das der Stadt an der Mur bis 2022 mehr Bäume in Aussicht stellt. „Wir wollen bis zum Jahr 2030 – und damit zehn Jahre früher als die EU und Österreich – als Haus Graz klimaneutral werden. Die Pilotprojekte, die im ersten Klimaschutzfonds-Bericht vorgestellt werden, machen Mut und animieren zu weiterem Tun“, freut sich der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl.

Die mobile Version verlassen