Studie Management Factory: Umfrage unter knapp 300 Fachleuten zeigt unter anderem erhöhten Liquiditätsdruck im Bau- und Immobiliensektor – Mehrheit erwartet mehr Restrukturierungsfälle als im EU-Schnitt.
Viele Unternehmen in Österreich sehen sich laut einer aktuellen Expertenbefragung vor umfassenden Restrukturierungen. Die Studie wurde im Auftrag der Management Factory von Makam Research im Oktober und November 2025 durchgeführt. Befragt wurden knapp 300 Fachleute aus dem Restrukturierungsbereich. Die Ergebnisse zeichnen ein deutlich eingetrübtes Stimmungsbild.
Laut Umfrage rechnen fast zwei Drittel der Expertinnen und Experten damit, dass der Anteil notwendiger Restrukturierungen in Österreich im kommenden Jahr höher sein wird als im EU-Durchschnitt. Besonders betroffen seien die Automobilbranche, die produzierende Industrie sowie der Bau- und Immobiliensektor. Insgesamt 39 Prozent der Befragten sehen Bau und Immobilien unter den drei Bereichen mit dem größten Restrukturierungsbedarf.
Im Bau- und Immobiliensektor stelle insbesondere der Liquiditätsdruck eine zentrale Herausforderung dar. Wegen der hohen Zinslast und niedriger Margen sind Refinanzierung und Liquiditätsverbesserung hier zentral, heißt es in der Analyse. In Industrie und Einzelhandel liege der Fokus hingegen stärker auf strategischer Neuausrichtung, Kostenanpassungen und Prozessoptimierungen.
Der Restrukturierungsexperte Gerhard Wüest betont die Notwendigkeit tiefgreifender Maßnahmen: „Der Anpassungsdruck ist in einigen Branchen massiv. Viele Unternehmen müssen ihre Strategien komplett überarbeiten und stehen vor tiefgreifenden Kostensenkungen. Wichtig ist, dass jetzt nicht nur kosmetische Korrekturen vorgenommen werden.“ Es brauche erfahrenes Management und oft auch externe Unterstützung, um Unternehmen in volatilen Zeiten neu auszurichten.
Zu den größten Belastungsfaktoren zählen laut Umfrage bürokratische und regulatorische Anforderungen (48 Prozent), steigende Personalkosten (44 Prozent) sowie Handelskonflikte und Zölle (39 Prozent). Gleichzeitig werden interne Ursachen deutlich: 61 Prozent der Befragten verweisen auf eine „unklare oder falsche Strategie“, 47 Prozent auf „Management- und Führungsprobleme“.
Zudem schätzen die Expertinnen und Experten die Widerstandsfähigkeit österreichischer Unternehmen gegenüber externen Schocks – etwa geopolitischen Konflikten oder Störungen in Lieferketten – mehrheitlich als unzureichend ein. „Unsere Studie zeigt klar: Unternehmen müssen ihre Abhängigkeiten von bestimmten Lieferanten oder einzelnen Absatzmärkten reduzieren. Außerdem sollten sie zusätzliche Reserven aufbauen, insbesondere auf der Liquiditätsseite“, erklärt Julian Wildpaner von der Management Factory.






