Nationalbank warnt vor Risiken im Gewerbeimmobiliensektor – Banken bleiben robust, aber steigender Wertberichtigungsbedarf erwartet.
Laut dem aktuellen Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt sich der österreichische Bankensektor trotz schwacher Konjunktur stabil, man sieht sich für einen Wirtschaftsaufschwung mit Kapital gerüstet, heißt es darin. Auch, wenn man den Beginn des Aufschwungs noch nicht benennen kann, ortet die Notenbank einen moderaten Wachstumspfad, vor allem durch öffentlichen Konsum getragen ist. Anders in den Bereichen Industrie und vor allem die Bauwirtschaft: Besondere Aufmerksamkeit richtet die Notenbank daher auf den Gewerbeimmobilienmarkt, wo der Anteil notleidender Kredite über dem Durchschnitt liegt. In diesem Segment wurde bereits ein sektoraler Systemrisikopuffer von einem Prozent eingeführt, über dessen Anpassung im Dezember entschieden werden soll.
Im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE) verzeichneten Banken laut OeNB weiterhin erhöhte Risiken. Insolvenzen in Bau- und Immobilienwirtschaft wirkten sich auf die Kreditqualität aus, während sich die Nachfrage nach Unternehmensfinanzierungen insgesamt verhalten entwickelte. Die Kreditvergabe im CRE-Sektor bleibe daher ein potenzieller Belastungsfaktor, insbesondere vor dem Hintergrund sinkender Bewertungen und höherer Zinskosten. Die OeNB rechnet in den kommenden Monaten mit einem höheren Wertberichtigungsbedarf für bestehende notleidende Kredite. Hintergrund sind europäische Vorgaben zur Risikovorsorge. Diese Entwicklung könnte sich negativ auf die Profitabilität und das Eigenkapital der Banken auswirken.
Trotz des herausfordernden Umfelds erzielten Österreichs Banken im ersten Halbjahr 2025 einen Nettogewinn von rund fünf Milliarden Euro und verbesserten ihre Kapitalquote auf 18,6 Prozent. Das harte Kernkapital stieg um etwa acht Milliarden Euro. Damit bleibt der Sektor nach Einschätzung der OeNB widerstandsfähig gegenüber möglichen Schocks. Die Verschuldungsquote lag mit neun Prozent beim Dreifachen des Mindestwerts. Der Kapitalaufbau stärke nicht nur die Stabilität der Institute, sondern auch deren Fähigkeit, die Kreditvergabe in einer Phase verhaltener Konjunktur fortzusetzen, ist im Report angeführt. Während die Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen zulegte, blieb die Kreditaufnahme von Unternehmen gering.
Ebenso hat die Notenbank Empfehlungen an die Kreditinstitute formuliert. Wesentlich für die Immobilienwirtschaft ist, dass sich Banken auf strengere Aufsichtsvorgaben im Bereich Gewerbeimmobilien vorzubereiten und nachhaltige Vergabestandards beizubehalten. Weiters sollen Banken eine konservative Bewertung von Sicherheiten, ein aktives Management notleidender Kredite und ausreichende Kapitalpuffer sicherstellen. Darüber hinaus wird zur Stärkung der Profitabilität Kostendisziplin und gezielte Investition in Digitalisierung und Cybersicherheit empfohlen.






