Wohnbau: Baubewilligungen brechen weg

Laut Wohnbauförderungs- und Baubewilligungsstatistik 2022 rasseln die Baubewilligungen stetig nach unten. Foto: pixabay.com

Fachverband der Stein- und keramischen Industrie und Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen: Im Vorjahr sind Baubewilligungen deutlich auf 63.000 gesunken. Ausgaben für Wohnbauförderungen auf tiefstem Niveau seit 30 Jahren.

Trotz des hohen Zuzugs und damit hohem Bedarf an Wohneinheiten befindet sich der österreichische Wohnraum in einer Abwärtsspirale. Laut der aktuellen Wohnbauförderungs- und Baubewilligungsstatistik des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie und dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) seien die Baubewilligungen von 85.000 Wohneinheiten 2019 auf nur mehr 63.000 Einheiten im Vorjahr gesunken. Noch dramatischer die Situation bei den Förderausgaben – diese seien mit 1,9 Milliarden Euro auf den tiefsten Wert seit 30 Jahren gerasselt. In Summe seien im Vorjahr österreichweit 18.500 Wohneinheiten gefördert worden.

Für heuer sieht die Prognose noch schlechter aus, geht aus der Statistik weiter hervor. Demnach rechnet man für heuer gerade einmal mit 51.000 baubewilligten Einheiten, 40 Prozent weniger als im Zehnjahresschnitt. Überdies befürchtet man, dass durch das aktuell ungünstige Marktumfeld viele baubewilligte Projekte nicht mehr zu Umsetzung geraten werden. Rechnet man die Wohnbaurate auf 1.000 Einwohner, so lag diese im 2021 bei noch 6,3 Einheiten – im Vorjahr sei dieser Wert auf 5,2 gesunken. Für das heurige Jahr werde sie nur mehr bei 3,9 Einheiten pro 1.000 Einwohnern liegen.

Ebenso niedrig der Förderdurchsatz, der bei Eigenheimen nur noch in Oberösterreich und Tirol bei über 30 Prozent liege, in Burgenland, Kärnten und Salzburg seien es nur noch 12 Prozent, in Wien und der Steiermark liege der Wert im einstelligen Bereich. Zumindest bei der Sanierungsförderung habe es eine gewisse Bewegung gegeben, da seien die Ausgaben aus den Wohnbauförderungsmitteln im Vorjahr um vier Prozent auf 530 Millionen Euro gestiegen, wenngleich es länderweise starke Unterschiede gegeben habe. Demnach seien die Zuwächse im Vorjahresvergleich zwar in Salzburg, Tirol und Kärnten gewesen, während die Entwicklung in Wien, der Steiermark und in Oberösterreich rückläufig gewesen ist.

Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie, zeigt sich in einer Aussendung zu den Ergebnissen besorgt: „Wackelt die Bauwirtschaft, bebt der gesamte Standort. Die Bau- und Immobilienwirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben. Die verschärften Kreditvergaberichtlinien, das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation sorgten dafür, dass der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist.“ Gleichzeitig werde die Nachfrage durch die steigende Bevölkerungszahl größer – steuert die Politik nicht aktiv dagegen, würden Kollateralschäden auf wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ebenen drohen“, so Schmid, der für eine Aufhebung der Schuldendienstquote oder eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau oder Sanierung plädiert.

Laut Schmid brauche es nun „dringende Impulse, um der dramatischen Entwicklung entgegenzusteuern“: Aus unserer Sicht gibt es zwei wesentliche Hebel. Erstens eine praxisnähere Ausgestaltung der Vergaberichtlinien bei Wohnbaukrediten. Der 40 Prozent-Deckel auf das verfügbare Haushaltseinkommen ist sehr realitätsfremd und trifft gerade junge Familien. Hier braucht es eine An- bzw. Aufhebung. Zweitens braucht es unmittelbar wirksame Anreize, um den Wohnraumbedarf abzudecken. Etwa eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau und Sanierung durch Vorsteuerabzug oder nicht rückzahlbare Zuschüsse.“

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