WKO: „Baukonjunkturpaket kann nur ein Anfang sein.“

Gerald Gollenz (Mitte) fordert eine rasche Reparatur des Bestellerprinzips. Foto: cjs/Archiv

Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder begrüßen zwar das Wohnraum- und Baukonjunkturpaket, es brauche aber mehr Maßnahmen – vor allem für gewerbliche Bauträger.

Das in der Vorwoche von der österreichischen Bundesregierung angekündigte Wohnraum- und Baukonjunkturpaket ist für den Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKO zwar ein wichtiger Schritt, dennoch bedürfe es weitergehende Maßnahmen, um die Bereitstellung von Wohnraum zu sichern. Bei einer Pressekonferenz Mittwochvormittag betonte Fachverbandsobmann Gerald Gollenz, dass man als Sozialpartner den drohenden Verlust der Bauwirtschaft, vor dem man seit langem gewarnt habe, damit abgemildert werden soll. Damit die Fachkräfte aber auch auf Baustellen der gewerblichen Wirtschaft weiter arbeitet, braucht es weitere Maßnahmen, vor allem der Länder sowie ein Einlenken der gemeinnützigen Bauvereinigungen: „Das Baukonjunkturpaket kann nur ein Anfang sein.“

Die gewerblichen Bauträger, die für zwei Drittel des Wohnbaus in Österreich verantwortlich sind, stehen aktuell mit dem Rücken zur Wand, so Gollenz, durch die nunmehr von Banken geforderten hohen Eigenkapitalquoten wäre es für diese auch wesentlich schwieriger, Finanzierungen für Wohnbauprojekte zu bekommen: „Die Gemeinnützigen Bauträger verfügen zwar über diese Rücklagen, die gewerblichen Bauträger haben diese nicht“, so Gollenz vor Journalisten. Zwar sieht man unter anderem die befristete erhöhte Absetzung für Abnutzung (AfA) von Wohngebäuden sowie die verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten von Sanierungsmaßnahmen sowie den Ökozuschlag und die Verlängerung des absehbaren Zeitraums in der Liebhabereiverordnung grundsätzlich positiv, „aufgrund der schwerwiegenden Krise braucht es jedoch noch mehr.“

Auf immobilien investment-Nachfrage, ob die Milliarde im Zuge des Wohnbau- und Baukonjunkturpakets ausreichend sei, nachdem laut Statistik im Jahr 2021 rund 22 Milliarden Euro in den Wohnbau investiert worden sind, sagte Gollenz: „Natürlich würden wir uns mehr wünschen, und auch, dass gewerbliche Bauträger darin berücksichtigt würden.“ Denn der Wohnbau im Allgemeinen steht für das kommende Jahr vor einem massiven Einbruch um 86 Prozent. Wurden im Vorjahr im gewerblichen Wohnbau österreichweit rund 30.000 Wohneinheiten neu errichtet, werden es ab dem kommenden Jahr knapp 4.200 Wohneinheiten sein.

Die Milliarde, die laut Bundesregierung 25.000 Wohnungen schaffen soll, würden aufgerechnet pro Jahr zwischen 7.000 und 8.000 Wohnungen mehr errichtet werden. Das werde die Nachfrage allerdings nicht in vollem Umfang abdecken können. Michael Pisecky, stellvertretender Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder sagt, dass der gemeinnützige Wohnungsneubau alleine die Herausforderungen in den kommenden drei Jahren nicht lösen könne: „Durch Zugangsbeschränkungen und hohen Einkommensgrenzen werden viele Menschen, die auch günstigen Wohnraum brauchen, von gemeinnützigen Bauträgern von vornherein ausgeschlossen. Gewerblicher Wohnbau wird zusehends knapper. Ohne Einlenken der GBV gerät der österreichischen Immobilienmarkt massiv aus dem Gleichgewicht. Rund 8.000 gemeinnützig errichtete und sanierte Wohnungen pro Jahr werden die Angebotsverknappung in Relation zur Nachfrage nicht decken.“

Was die Umsetzung des Konjunkturpakets betrifft, sieht Johannes Wild, stellvertretender Fachverbandsobmann sowie Obmann der niederösterreichischen Fachgruppe Niederösterreich auch die Länder in der Pflicht. Eine Leerstandsabgabe, wie jüngst politisch formuliert, lehnt er ab, stattdessen müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass unter anderem Wohnungshortungen im sozialen und Altbaubereich ein Ende gesetzt wird. Ebenso fordert er eine dezidierte Zweckwidmung der Wohnbauförderung, diese könne nicht dafür aufgewendet werden können, „um etwa Kreisverkehre zu errichten oder Budgets zu sanieren.“

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