Bürgermeister Michael Ludwig über Zukunftsprojekte, welche die Bundeshauptstadt noch attraktiver machen.
Seit fast zwei Jahren hält uns Covid-19 in Atem. Hat die Pandemie nur gebremst oder war bzw. ist sie auch eine Chance für Wien?
Die Pandemie hat uns allen sehr viel abverlangt. Trotzdem habe ich auch sehr viele positive Erfahrungen gewonnen. Wenn ich an den Zusammenhalt – speziell im ersten Lockdown – denke, wenn ich an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen und in der Pflege denke, die seit Monaten aufopferungsvoll und mit enormem Einsatz täglich an ihre Leistungsgrenzen gehen. Ich bin auch stolz, Bürgermeister einer Stadt zu sein, wo wir über ein derart gutes Gesundheitssystem verfügen. Und wir haben uns dieser Krise auch gestellt – und sie als Chance genutzt. So wurde etwa auch der PCR-Gurgeltest in Wien entwickelt. Und wir sehen auch viele andere innovative Leistungen, die wirklich eindrucksvoll sind. Einen ganz wesentlichen Schub hat etwa auch der Bereich der Digitalisierung erfahren.
Welche Herausforderungen sehen Sie für das nächste Jahr?
Die größte Herausforderung ist ohne Zweifel die Pandemie. Und damit verbunden die Herausforderungen im Gesundheitswesen. Und jene im Bereich der Wirtschaft, am Arbeitsmarkt, im Tourismus und auch im Sozialen, die wir ausgelöst durch die Pandemie zu stemmen haben. Aber bei all den Problemen, die da noch auf uns zukommen, stimmt mich sehr optimistisch, dass es die Wienerinnen und Wiener gewohnt sind, zusammenzuhalten.
In welche Projekte soll investiert werden?
Ein bekanntes Großprojekt ist mit dem Projekt U2/U5 und dem Bau der neuen U-Bahn-Linie bereits in Umsetzung. Weniger bekannt ist dafür die größte Grünraumoffensive, die Wien je gesehen hat. In den nächsten fünf Jahren wachsen knapp 400.000 Quadratmeter neues Grün in Form von neuen Parks, etwa im neuen Elinor-Ostrom-Park im 22. Bezirk, im Wanda-Lanzer-Park im 4. Bezirk oder in der Freien Mitte am Nordbahnhof im 2. Bezirk. Dazu kommen 25.000 neue Bäume in ganz Wien. Außerdem zünden wir eine Solaroffensive, um Wien bis 2040 CO2-neutral zu machen. In dieser Legislaturperiode werden wir die Stromerzeugung durch Fotovoltaik verfünffachen. Jedes Jahr wächst die Fläche für Solaranlagen um rund 100 Fußballfelder.
Was macht Wien unvergleichlich und zur „Vorzeigestadt“?
Ich kenne kaum eine Stadt, die so viel Flair ausstrahlt. Aber eben nicht nur im Zentrum, sondern in der ganzen Stadt. Von Kunst und Kultur über unser historisches Erbe und die Architektur bis hin zum ausgedehnten Grünraum etc. Welche vergleichbare Metropole hat einen eigenen Nationalpark, mehr als 70 Kilometer Naturbadestrände, Weinbaugebiete mit einem eigenen Qualitätswein, eine derartige Heurigen- und Beislkultur, vielfältigste kulinarische Angebote? Wir sind der größte Universitätsstandort im deutschsprachigen Raum und genießen Weltruf in Bildung, Forschung und Entwicklung.