VÖPE-Kritik an österreichische Immokredit-Regeln

VÖPE-Präsidiumssprecher Peter Ulm übt Kritik an den verschärften Kreditrichtlinien in Österreich und schlägt ein schweizerisches Vorsorgemodell vor. Foto: © Katharina Schiffl

Forderung nach praxisorientiertem Gremium zur Neubewertung der Lage; Eigentumsaufbau für Junge muss leistbar bleiben.

Die verschärften Vergaberichtlinien für Immobilienkredite, die 1. August in Österreich gelten, stoßen bei der Vereinigung der Österreichischen Projektentwickler (VÖPE) auf herbe Kritik. Die österreichische Ausprägung der neuen EU-Richtlinie würden deutlich über das Ziel hinausschießen und verhinderten in erster Linie , dass sich junge Menschen leistbares Eigentum aufbauen könnten. Stattdessen fordert die VÖPE eine Neubewertung der Lage durch ein praxisorientiertes Gremium, als Vorbild könnte dabei ein Vorsorgemodell aus der Schweiz dienen, wo tilgungsfreie Wohnkredite mit sehr langer Laufzeit üblich seien. Peter Ulm, Präsidiumssprecher der VÖPE, erklärt in einer Aussendung, dass dieses Modell auch in Österreich Schule machen könnte: „Es ermöglicht der jungen Generation, unter anfänglich überschaubarem Kapitaleinsatz etwas aufzubauen, um dann erst bei steigendem Einkommen im Zuge des beruflichen Fortkommens Tilgungen des Kredites vornehmen zu können. Ein solches Modell zur höheren Resilienz gegen Wirtschaftskrisen und zur Schaffung von Eigentum als Vorsorge bräuchten auch wir in Österreich!“

Zugang für Junge verwehrt
Ulm sagt, dass es nicht Ziel sein kann, jungen Menschen durch überbordende Regelungen den Zugang zu Wohneigentum zu verwehren: „Im Gegensatz zum Kauf eines Konsumgutes dient der Kauf einer Immobilie dem Aufbau von Vermögen. Eine Immobilie hat auch nach 35, ja sogar noch nach 70 Jahren einen namhaften Wert als Sicherheit für einen Kredit.“ Er sieht die österreichische Regelung auch als nicht praxisorientiert an, da bei den geltenden Kriterien – 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital bei maximaler monatlicher Kreditrate von 40 Prozent des monatlichen Nettohaushaltseinkommens und einer Laufzeit von höchstens 35 Jahren – alle über einen Kamm geschoren würden. Doch die Lebensrealitäten seien individuell, gerade junge Menschen, die am Anfang ihrer Berufslaufbahn stehen, können in der Regel berufliche Funktions- und Gehaltssprünge erwarten, auch stiegen mit der Zeit auch Zuwendungen durch die Eltern.

Keine Überhitzung
Das Argument einer „Überhitzung“ des österreichischen Immobilienmarkts lässt Ulm hingegen nicht gelten, es entspreche auch nicht der Realität: „Steigende Zinsen und explodierende Baukosten sorgen schon jetzt für ein deutlich geringeres Bauvolumen, das in Zeiten einer sich abzeichnenden Rezession nicht noch durch unrealistische Kreditvergaberichtlinien weiter eingeschränkt werden soll.“ Die VÖPE fordert daher ein praxisorientiertes Gremium, in dem Regierungsverantwortliche, Immobilienprojektentwickler, Geschäftsbanken und die Nationalbank eine zeitgemäße Regelung erarbeiten, die es auch der jungen Generation ermöglicht, sich ein Eigenheim zu schaffen. Auch plädiert Ulm für Entlastungen bei den Nebenkosten, insbesondere bei der Grundbuchgebühr als überfällige Maßnahme.

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