Unsere Heimat

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Was bezeichnen wir als Heimat? Ist es der Ort, wo wir uns auskennen, wo unser Dialekt gesprochen wird und wo die aktuellen Themen einfach zu begreifen sind? Oder ist es zukünftig nötig, viel weiter zu blicken?

Oftmals sind wir versucht, unseren Fokus auf den Umkreis zu richten, in dem wir uns auskennen, wo Probleme überschaubar sind und die Lösungen manchmal auch. Unser Grätzel, unser Dorf, unsere Wohnsiedlung, da fühlen wir uns wohl, da sind wir bereit zu kämpfen, zu beschützen und das Bestmögliche herauszuholen – ohne Rücksicht auf all das andere, das sich nicht in unserer Komfortzone befindet.

Wenn es Spitz auf Knopf steht, denken wir auch ein bisschen weiter. Unser Bundesland kann auch Heimat sein, Österreich ebenso, aber da wird es schon kompliziert. Da muss schon populistisch und falsch vereinfacht werden, wie etwa in der Formulierung „Festung Österreich“ eines verhaltensoriginellen kleinen Politikers. Denn Kompliziertes wollen wir in unserem Heimatbegriff nicht, wir wollen verstehen und durchschauen. Bitte nicht erschrecken: 20 bis 35 Prozent der wahlberechtigten österreichischen Bevölkerung sehen das so, und mit jeder neuen Krise, die nicht sofort gelöst werden kann, werden es mehr.

Was wir trotz der vielen Krisen nicht begriffen haben, ist, dass wir in dieser globalisierten, gerade aus dem Ruder laufenden Welt viel weiter denken müssen. Auch wenn es schwerfallen mag, sich das einzugestehen: Unsere Heimat ist Europa, und nur wenn wir uns mit der gleichen Inbrunst für Europa engagieren wie für unser Grätzel, können wir im internationalen Konzert die Rolle spielen, die wir uns für uns wünschen.

Größer denken zahlt sich aus, die Immobilienbranche macht es vor. Jede Immobilie, die sich nicht nur auf sich selbst konzentriert, sondern auch die Umgebung in die Planungen miteinbezieht, wird den eigenen, aber auch den Wert ihrer Umgebung steigern. Was im Kleinen funktioniert, funktioniert auch in der Entwicklung des ländlichen Raums, der Stadtentwicklung, bei der Planung des öffentlichen Verkehrs und vielem mehr. Also spricht vieles dafür, weiterzudenken – warum tun wir es nicht?

Gemeinsam Lösungen finden
Immer ist die EU am eigenen Versagen schuld. Stakkatoartig wiederholt, glauben das bald viele. In die EU werden oftmals Politiker entsandt, die ihre besten Zeiten im Heimatland bereits hinter sich haben. Wieso, wo doch eigentlich bei der EU die Musik spielen sollte? Warum tun die EU-Staaten noch immer so, als hätten sie allein die Handlungsvollmacht, während auf EU-Ebene eigentlich schon alles gut geregelt wurde? Beispiel EU-Green-Deal: ausformuliert, eigentlich umsetzungsbereit und nationale Ministerien, die noch immer herumschwurbeln statt umzusetzen und Verwirrung anstelle anständiger Förderregime schaffen. Übrigens: nicht nur in Österreich.

Mein Appell: Konzentration auf Europa! In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, gemeinsam mit Verbündeten die Probleme anzugehen und Lösungsversuche zu unternehmen. Bei Corona hat es auch funktioniert. Beenden wir das Schimpfen, bringen wir uns proaktiv ein. Beispiel: die Biodiversitätsverordnung. Erstmalig könnte Enteignung für Grundeigentümer aus Umweltschutzgründen im großen Stil gesetzlich legitimiert werden. Und was heute für Bauern und Forstwirtschaft gültig werden könnte, kann im nächsten Schritt auch für Immobilieneigentümer gelten. Keine Sanierung? – Enteignung. Dagegen gilt es zu kämpfen.

Natürlich engagieren wir uns für unsere nähere Umgebung, unser Bundesland, unser Österreich. Den größten Hebel haben wir aber mit einem Engagement für Europa. Bitte nicht vergessen.

Peter Engert, ÖGNI-Geschäftsführer

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