Sehnsucht nach Ruhe und Natur

Aufmacher Weitra Hauptplatz - Foto:© Oesterreich Werbung Wolfgang Weinhaeupl

Der Wunsch nach einem Leben abseits der Großstadt manifestiert sich besonders im Waldviertel. Diese Entwicklung ist nicht erst seit Corona zu beobachten, doch die aktuelle Situation hat eine enorme Dynamik in diese Region gebracht.

Denkt man an das Waldviertel, so steht dieses für gesundes Leben, für sozialen Zusammenhalt, wenig Kriminalität und für ein großes Angebot an Sport und Kultur. Aber auch gute Schulen, wie die HTL Karlstein, die HLUW Yspertal oder die Wirtschaftsakademie in jeder Bezirksstadt mit in Österreich einzigartigen virtuellen Klassenzimmern, Working-Spaces, interessante Lehrstellen und freie Arbeitsplätze für gut ausgebildete Personen und Fachkräfte sprechen für diesen Teil Niederösterreichs.

Infrastruktur wird ausgebaut
Die Verbindungen innerhalb des Waldviertels und die Anbindung an die Zentralräume werden laufend verbessert und bringen Städte wie Wien, St. Pölten, Krems und Linz näher heran. Mit einer „guten Verbindung sind längst nicht nur Straßen gemeint, sondern auch der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, die der Region viele Chancen bringt“, sagt Nina Sillipp, Projekt- und Marketingmanagerin bei Wallenberger und Linhard Regionalberatung. Durch die erhöhte Akzeptanz von Homeoffice, den fortschreitenden Ausbau der Glasfaser-Internetanbindung und wegen vieler freier Jobs in der Region wird ein Umzug ins Waldviertel auch für Personen und Paare, die mitten im Arbeitsleben stehen, immer einfacher möglich.

Das Waldviertel punktet als Wohnort, wenn es darum geht, ein leistbares Eigenheim zu schaffen, einen eigenen Garten und mehr Platz zu haben und die Natur vor der Haustür zu wissen statt dichtgedrängter Orte, wo das Abstandhalten kaum möglich ist. Nina Sillipp: „Viele Anfragen erreichen uns am „Wohnen im Waldviertel“-Servicetelefon und auf den 56 Gemeindeämtern. Auf der gemeindeübergreifenden Website www.wohnen-im-waldviertel.at haben sich die Besuche sowie die Aufrufe der Immobilieninserate mehr als verdoppelt.“ Hier suchen Website-Besucher nicht nur nach Immobilien und Bauplätzen, sondern auch gezielt nach einem neuen Arbeitsplatz oder nach Informationen zum Wohnumfeld, schauen sich an, wo es zum Beispiel Kindergärten, Schulen, Ärzte oder Einkaufsmöglichkeiten gibt.

Im Wohnweb haben seit Jänner 2020 die vier Bezirksstädte Horn, Gmünd, Waidhofen an der Thaya und Zwettl sowie kleinere Gemeinden wie Groß Gerungs, Litschau, Brunn an der Wild, Pölla und Raabs an der Thaya die meisten Inseratsaufrufe verzeichnet. „Diese Zugriffe haben sehr viel mit der Anzahl und der Qualität der verfügbaren Immobilien und Flächen zu tun, weniger mit der exakten Lage der Gemeinden“, erklärt Nina Sillipp. Denn die Anzahl der verfügbaren Immobilien ist klein. Da es im Waldviertel laut einer Studie der WKO in Zusammenarbeit mit EXPLOREAL aktuell lediglich 50 größere Wohnbauprojekte gibt, werden „von Menschen aus Großstädten vorrangig Einfamilienhäuser gesucht“, so Nina Sillipp; „Waldviertler selbst beziehungsweise Menschen aus dem ländlichen Raum suchen eher von Anfang an nach Baugründen. Diese müssen auch nicht zwingend in Hauptorten liegen, sondern werden gerne in den preisgünstigeren Katastralgemeinden gekauft.“

Preise ziehen an
Laut Raiffeisen Immobilien gab es zwischen Jänner und August 2020 im Waldviertel 1.100 Immobilienverkäufe (Grundstücke, Wohnungen und Häuser). Trotz des Lockdowns, in dem kaum Immobilientransaktionen abgewickelt werden konnten, bewegt sich die Zahl auf hohem Niveau. Es lässt sich laut RE/MAX auch feststellen, dass die „regionale Schere in Niederösterreich weiter zugeht“, sagt der Geschäftsführer von RE/MAX Austria, Bernhard Reikersdorfer. Sprich: Die Preise ziehen an. Dazu ein Vergleich: 2019 konnte man sich statistisch gesehen für den Preis eines einzigen Hauses im Bezirk Mödling 7,3 Einfamilienhäuser im Bezirk Waidhofen/Thaya leisten. 2020 erfolgte erstmals eine Trendumkehr, und der Wertfaktor ist auf 6,5 gesunken.

„Daraus jetzt zu schließen, dass Corona die Landflucht der Wiener ins billige Wein- beziehungsweise Waldviertel ausgelöst hat, ist wohl noch etwas zu früh“, so Bernhard Reikersdorfer. Wie sich die aktuellen Entwicklungen auf die Bevölkerungs- und Wanderungsstatistik, also auf die konkreten Zahlen auswirken, wird in einigen Monaten ersichtlich sein. Reikersdorfer: „Zwar verzeichnen zwei der vier günstigsten Bezirke Niederösterreichs, Waidhofen/Thaya und Zwettl, Preissteigerungen von über 16 Prozent, aber Gmünd und Horn, die beiden anderen im Schnäppchenquartett, weisen Preisrückgänge auf.“

Aber egal, wo und was man sucht, die Suchenden haben laut einer Erhebung von Marketagent immer die gleichen Gründe: die Sehnsucht nach viel Natur, frischer Luft, Ruhe und nach einem eigenen Garten, der die Möglichkeit schafft, eigenes Obst und Gemüse anzubauen.

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