Schwaches deutsches Investmentjahr

Der makroökonomische Ausblick hat sich in Deutschland eingetrübt, dennoch ist ab der heurigen zweiten Jahreshälfte Licht am Horizont. Foto: pixabay.com

Colliers: Niedrigstes Jahresergebnis bei Gewerbeimmobilientransaktionen seit 12 Jahren. Leichte Marktbelebung in der zweiten Jahreshälfte.

Das vergangene Investmentjahr in Deutschland ist unter Durchschnitt verlaufen, wenngleich sich eine leichte Marktbelebung in der zweiten Jahreshälfte eingestellt hat. Nach aktueller Analyse von Colliers International sind im Jahr 2023 demnach in Deutschland Immobilien im Gesamtwert von 32,9 Milliarden Euro gehandelt worden. Diese Summe verteilt sich auf das institutionelle Wohnsegment mit 8,8 Milliarden Euro und Gewerbeimmobilien mit 24,1 Milliarden Euro. Dabei verzeichneten letztere im letzten Quartal des Jahres einen Rückgang von 11 Prozent im Transaktionsvolumen im Vergleich zum Vorquartal.

Das gesamte Transaktionsvolumen für das Jahr 2023 entspricht dem Niveau von 2011 und liegt somit über dem Tiefpunkt während der Finanzkrise von 2008 bis 2010. Im Vergleich zum durchschnittlichen Transaktionsvolumen des Zeitraums von 2013 bis 2022, der als zinsgetriebener Superzyklus betrachtet wird, hat sich das Transaktionsvolumen um mehr als die Hälfte reduziert. Achim Degen, CEO bei Colliers weist darauf hin, dass die Bremsspuren der Zinswende aus dem Jahr 2022 mit Verzögerung auf dem Markt spürbar sind. Die verbesserte Finanzierungsumgebung und die Überzeugung der Investoren, dass der Höhepunkt im Zinserhöhungszyklus erreicht sein dürfte, sollen sich in den kommenden Monaten positiv auswirken. Jedoch trübe sich der makroökonomische Ausblick aufgrund globaler Krisen und unsicherer Haushaltslage ein.

Im Bürosegment, das historisch als liquideste Nutzungsart galt, beeinträchtigt das hybride Arbeiten die Marktaktivität. Obsoleszenzrisiken durch steigende Anforderungen an neue Arbeitswelten und ESG-Vorgaben betreffen bis zu 69 Prozent des Büroflächenbestands in den TOP 7. Diese Veränderungen lösen hohe Kapitalaufwendungen aus, die sich auf die Kaufpreise auswirken. Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight bei Colliers, betont, dass der Bürosektor im Jahr 2023 gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt um rund 82 Prozent eingebrochen ist. Industrie- und Logistikimmobilien setzen sich mit 28 Prozent erstmals an die Spitze aller Segmente: „Landmarkdeals, die in den Vorjahren vor allem das Transaktionsgeschehen in den sieben Bürozentren prägten, blieben 2023 nahezu komplett aus. Der Anteil der Investmentzentren am gesamtdeutschen Investmentvolumen schrumpfte drastisch auf rund ein Drittel und betrug 7,9 Milliarden Euro. Das letzte Mal, als das Transaktionsvolumen der Top 7 unter die 10 Milliarden Euro Marke sank, befanden wir uns auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.“

Die Renditeanpassungen im Logistikbereich seien nahezu abgeschlossen, während im Bürosektor noch weitere Anpassungen erwartet werden. Für 2024 wird trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen ein Transaktionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro als realistisch eingeschätzt.

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