Breite Kritik an Eigenheimbonus

Der Eigenheimbonus für Einfamilienhäuser ist im Zuge der Bodenversiegelung das falsche Signal, so die Bundeskammer der Ziviltechniker. Foto: pixabay.com

Bundeskammer der Ziviltechniker, Verband der Ziviltechniker/IG Lebenszyklus Bau: Förderung des Einfamilienhauses zu kurz gedacht.

Der jüngste Vorstoß von Wirtschaftskammer-Präsident und Bau-Gewerkschafter Josef Muchitsch, Einfamilienhäuser mit einem Eigenheimbonus zu fördern, um die Bauwirtschaft anzukurbeln, löste breite Kritik sowohl bei der Bundeskammer der Ziviltechniker, dem Verband der Ziviltechniker und IG Lebenszyklus Bau aus. Einerseits deswegen, weil man damit dem Bodenfraß in Österreich weiter Vorschub leisten würde, andererseits, weil man ein Steigern der Sanierungsrate und Nachnutzungskonzepte als erheblich sinnvoller betrachten würde.

„Planer sind ein wichtiger Teil der Bauwirtschaft. Architekten und Zivilingenieure sehen aber eine Förderung des Einfamilienhauses als zu kurz gedacht. Wir müssen Verantwortung für die Zukunft tragen und daher Nachhaltigkeit in den Fokus der Bauwirtschaft stellen“, so Architekt Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer der Ziviltechniker in einer Aussendung Donnerstagvormittag. Im Zuge der Bodenversiegelung sei der Eigenheimbonus ohnehin das falsche Signal.

Laut EU-Vorgaben soll bis 2050 ein Netto-Null-Bodenverbrauch erreicht werden. In Österreich werden täglich gigantische 11,3 Hektar Boden beansprucht, so die Zahlen des Umweltbundesamtes. „Einfamilienhäuser, die vorrangig in der Peripherie auf die grüne Wiese gestellt werden und die Ortskerne zu Geisterstädten durch Zersiedelung mutieren lassen, sind da leider kontraproduktiv“, so Fügenschuh, der zudem darauf hinweist, dass die Infrastrukturkosten, die durch die Zersiedelung entstehen, volkswirtschaftlich gesehen nicht mehr leistbar seien, so Fügenschuh weiter. Dieses Geld fehle dann bei wichtigen Projekten wie Bildungsbauten, Kinderbetreuung oder sozialem Wohnbau.

Dominik Philipp von IG Lebenszyklus Bau betont die Bedeutung von staatlichen Vorgaben und Anreizen für eine Verhaltensänderung der Akteure: „Das Einfamilienhaus ist ein stark emotional besetztes Thema. Die Frage nach der Wohnform wird man daher weniger mit einer Gebäudeform beantworten können. Die Antwort liegt vielmehr in der richtigen Programmierung und Reaktivierung unserer Ortskerne“.

Anstelle dessen fordern die Verbände eine Förderung für die Sanierung bestehender Objekte, ebenso für den Ankauf und die Sanierung bestehender Objekte auszuschütten. Dies würde zu einer höheren Sanierungsquote, einer Nachverdichtung und dem Erhalt der bestehenden Infrastruktur führen. Zudem könnten damit Schadstoffe fachgerecht entsorgt werden, was besonders im Hinblick auf die Gesundheit wichtig ist.

Thomas Hoppe, Präsident des VZI: „Die Umplanung von Einfamilienhäusern auf Zwei- oder Mehrfamilienhäuser ist nicht nur eine Chance der Weiternutzung und der Vermeidung von Bodenversiegelung, sondern ermöglicht auch ein Wohnen der Generationen und eine Wiederbelebung des halburbanen Raums. Es ist eine in mehrerer Hinsicht lohnende Planungsaufgabe für die Zukunft.“

Insgesamt plädieren die Verbände für einen zukunftsweisenden Umgang mit dem Gebäudebestand: Wichtig ist aus meiner Sicht, uns davon zu lösen, dass das Einfamilienhaus die einzige Möglichkeit zur Erfüllung unserer emotionalen (Wohn)Bedürfnisse wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Freiraum, Grün etc. ist. Vielmehr müssen wir alternative Wohn-Lösungen in den Vordergrund stellen und fördern, die diese Bedürfnisse in umweltverträglicher Form befriedigen,“ so Wolfgang Kradischnig, IG Lebenszyklus Bau und VZI.

Die mobile Version verlassen