Kann man auch in Zukunft noch leistbar wohnen?

Isabella Stickler - Foto:© Stephan Huger

Isabella Stickler - Foto:© Stephan Huger

Vorstandsmitglied der Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen.m.b.H.

Der Kampf gegen Corona und die Rettung von Betrieben prägen seit Monaten unseren Alltag mit dem Ergebnis, dass viele andere Themen zurückgedrängt werden. Die Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft sind vielschichtig: Während viele Mieter einen geplanten Wohnungswechsel aufgrund der Unsicherheit und der damit verbundenen Kosten mittelfristig verschoben haben, sind immer mehr Mieter gezwungen, rasch eine neue Wohnung zu finden. Die häufigsten Gründe dafür sind Trennungen und Scheidungen, die seit Beginn der Krise zunehmend als Motiv angegeben werden, aber ebenso die Notwendigkeit einer (noch) günstigeren Wohnung, bedingt durch Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder geänderte Anforderungen, denn die eigene Wohnung war zuletzt für viele Menschen mehr als nur Wohnraum: Sie wurde zum Büro, zur Schule, zum Fitnesscenter u. v. m.

Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungen und der befürchteten weltweiten Währungskrise investieren Anleger vermehrt in Betongold, was dazu führte, dass Miet- und Immobilienpreise trotz oder wegen Corona weiter durch die Decke gingen. Der gemeinnützige Wohnbau steht nun vor der schwierigen Aufgabe, bei steigenden Grundstücks- und Baupreisen dem Bedarf nach dauerhaft leistbarem Wohnraum nachzukommen und den geänderten Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen.

Das braucht aber ein Umdenken in der Politik: Weg von der kompakten SMART-Wohnung – hin zu lebenswerten Quartieren mit Freiflächen und -räumen. Die Nachfrage nach Wohnraum ist ungebrochen hoch, doch mit der Corona-Krise bekommt leistbarer Wohnraum einen besonders hohen Stellenwert und hat noch einmal an Brisanz gewonnen.

Isabella Stickler,
Vorstandsmitglied der Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen.m.b.H.

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