Klein, aber fein lautet das Credo des Premium-Projektentwicklers AIRA. CEO Roman Ascherov setzt bei all seinen Vorhaben auf nachhaltige Qualität und schlägt mit Altbau-Revitalisierungen ein neues Kapitel auf.
Energieengpässe, Inflation & Co.: Welche Herausforderungen hat die Immobilienbranche derzeit zu meistern?
Zunächst denke ich, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Derzeit sind Mehrkosten das große Thema, die aber für uns mit adäquaten Sparmaßnahmen noch zu kompensieren sind. Oder mit nachhaltigen Investitionen. Beispielsweise haben wir bei unserem Wohnprojekt BEL ATRIUM in der Klenaugasse im 22. Bezirk nochmals eine beträchtliche Summe in die Hand genommen, um die gesamten Sanitärbereiche der Wohnungen massiv aufzuwerten. Wir investieren in Qualität.
Ihre aktuellen Wohnprojekte werden daher „in Plan“ fertiggestellt?
Richtig. Mit dem BEL ATRIUM in der Klenaugasse liegen wir perfekt im Zeitplan. Andere Projekte befinden sich in der Pipeline, so etwa die Revitalisierung zweier wunderschöner Altbauhäuser in Wien – eines davon befindet sich in der Schönngasse im 2. Bezirk, ein anderes in Ottakring in der Herbststraße 65. Letzteres ist meiner Meinung nach eines der schönsten Häuser im 16. Bezirk mit einem unglaublich tollen Ausblick. Es wird ein „fancy mix“ aus Altbau und Neubau entstehen: Wir gestalten den Innenhof komplett neu und erweitern das Gebäude um einen 800 Quadratmeter großen Zubau.
Sie haben also nun auch Altbausanierungen im Portfolio …
Ja, ich bin ein großer Altbau-Fan, wohne selbst in einer Altbauwohnung und ja, punktuell in bestimmten Lagen – ich nenne sie immer „B“- wie „beste“ Lagen – sehe ich in der Revitalisierung von Zinshäusern großes Potenzial. Um ein Projekt umzusetzen, muss es aber unserer Unternehmensphilosophie entsprechen, das heißt, es sollte eine Geschichte haben, Geräumigkeit bieten oder gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden sein. Bei derartigen Projekten schlagen wir gern zu, ansonsten sind wir aber im Neubau zu Hause. Wir haben in Penzing gerade ein Wohnprojekt mit Hanglage in der Robert-Fuchs-Gasse am Wolfersberg in der Entwicklungsphase. Es wird ein unglaublich interessantes Projekt, das die Synergien zwischen Umgebung, Licht und Modernität perfekt kombinieren wird. Und wir legen hier extrem Wert darauf, jeder Familie ihre Privatsphäre zu geben. Es wird einzigartig!
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihren Projekten?
Für mich persönlich ist ein Projekt nachhaltig, wenn es gesund geplant ist und die Wohneinheiten gesund ausgestattet sind. Niemand hat etwas davon, wenn eingesetzte Materialien nach kurzer Zeit schlicht und einfach kaputt werden. Die Käufer unserer Immobilien investieren viel Geld und sollen daher auch nachhaltige Qualität erhalten.
Wie sieht es mit dem Einsatz erneuerbarer Energieträger aus?
Überall, wo es möglich und sinnvoll ist, planen wir sie ein. Beim Projekt BEL ATRIUM haben wir beispielsweise allein 250.000 Euro investiert, um das Gebäude mit Fernwärme zu beheizen. In der Schönngasse hätten wir dafür wiederum Millionen Euro bezahlen müssen, weil die Leitungen weiter entfernt gelegen sind. Daher haben wir uns für den Einsatz einer Erdwärmepumpe entschieden, mit der wir vor Ort heizen wie auch kühlen können. Es ist also immer abhängig davon, was sich wo umsetzen lässt und finanziell auch vertretbar ist.
Apropos finanziell vertretbar: Welche Auswirkungen werden Ihrer Meinung nach die verschärften Kreditbedingungen auf die Immobilienbranche haben?
Nun, aktuell sehen wir, dass man einfach viel, viel länger auf eine Kreditfreigabe warten muss. Waren es früher maximal vier Wochen, kann man heute dankbar sein, wenn man sie nach acht Wochen erhält. Ich denke aber, dass die Nachfrage nach Eigentum weiterhin steigen wird und die verschärften Kreditbedingungen nur einen Teil wirklich treffen werden. Man darf nicht vergessen: Österreich ist ein Erbland. Wer gescheit erbt, kauft sich idealerweise gleich eine Immobilie. Sie sind das beste Investment.
Wie bewerten Sie den Immobilienstandort Wien?
Wir leben in der lebenswertesten Stadt der Welt. Wohnen ist bei uns definitiv noch leistbar, wenn man etwa die Quadratmeterpreise in München mit jenen in der Bundeshauptstadt vergleicht. Obwohl es in München eine schlechtere Infrastruktur gibt, zahlt man dort das Doppelte, wenn nicht gleich das Dreifache. Oder nehmen wir die teuerste Stadt der Welt: Tel Aviv. Hier hat man schon immer 50 Prozent Eigenmittel für einen Kredit gebraucht und ist mit hohen Zinsen – nicht unter vier bis fünf Prozent – konfrontiert. Plus: Dort sind die Preise jährlich um mindestens 30 Prozent gestiegen. Das ist ein Wahnsinn! Daher muss man sich immer vor Augen halten, dass wir hier in Wien vergleichsweise „luxuriös“ leben.
Nächstes Jahr feiern Sie Ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Mit Blick zurück auf die letzten Jahre: Was ist Ihnen besonders gelungen?
Wir haben immer gesund gekauft und gesund verkauft, nie zu viel und wenn, musste es wirklich passen. Das war immer – schon zu Beginn, als ich mich mit 20 mit der A&Co Investments GmbH selbstständig gemacht habe – mein Credo und wird es auch weiterhin sein. 2013 habe ich meinen jetzigen Partner Arthur Iliyav kennengelernt und mit ihm gemeinsam die AIRA – die vier Buchstaben stehen für die Initialen von Arthur Iliyav und Roman Ascherov – gegründet. Wir haben ein Topteam, auf das ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Es ist für mich wie eine weitere kleine Familie neben der eignen, auf die man sich freut. Natürlich gibt es da und dort mal Reibereien, aber das Schöne ist, dass die Dinge dann am selben Tag gleich im gemeinsamen Gespräch bereinigt werden.
Wird sich nach zehn Jahren etwas ändern?
Unser Markenauftritt ist gerade einem Redesign unterzogen worden. Wir bleiben weiterhin erkennbar, treten aber unseren Werten entsprechend ab jetzt moderner, zeitloser und dynamischer auf. Wir haben nicht vor, die Mannschaft zu vergrößern, und wollen auch unsere Projekte weiterhin überschaubar halten. Dafür möchten wir uns mehr auf die noch besonderen Lagen konzentrieren und Projektkonzepte noch spezieller machen.
Zieht es Sie manchmal in die Ferne?
Manchmal schon. Beispielsweise in Tel Aviv ein Projekt zu entwickeln wäre schon ein Traum. Dort ist alles ein wenig anders, es wird viel geboten, es wird in die Höhe gebaut, es herrscht dort „Little America“.
Tel Aviv – also eine Option?
Ja, durchaus – you never know.