Zentralverband Deutsches Baugewerbe warnt vor einer anhaltenden Krise.
Die von der deutschen Politik proklamierte Zielsetzung von 400.000 Wohneinheiten pro Jahr rücken in weite Ferne. Die am Montag vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau deuten auf eine anhaltende Krise hin, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbes, in einer Aussendung. „Für den Wohnungsbaumarkt beginnt das neue Jahr fatalerweise, wie das alte endete. Im Hochbau verzeichnen die Bauunternehmen einen nominalen Auftragsrückgang um knapp 5 Prozent, real um 6 Prozent. Das ist maßgeblich auf den Wohnungsbau zurückzuführen. Hier gingen die Order um ca. 16 Prozent zurück, real um ca. 17,5 Prozent. Diese Entwicklung macht uns große Sorgen. In der anhaltenden Abwärtsspirale am Markt wird es für die Wohnungsbauunternehmen immer schwieriger, die in den Vorjahren neu an Bord geholten Mitarbeiter zu beschäftigen“, so Pakleppa.
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe habe im Jänner ca. 5 Milliarden Euro erricht, nominal ein Rückgang von 3,7 Prozent und real etwa 5,3 Prozent. Der Umsatz im Wohnungsbau erreichte dabei ca. 1,2 Milliarden Euro, was einem nominalen Rückgang von rund 16 Prozent entspricht. Demgegenüber habe der gewerbliche Bau mit ca. 2,4 Milliarden Euro das Vorjahresergebnis gut halten können, während im öffentlichen Bau ein Zuwachs von etwa 3 Prozent verzeichnet wurde.
Anders bewertet Pakleppa die Entwicklung im Tiefbau. „Wir sehen im Tiefbau weiter einen anhaltend positiven Trend. Hier haben die Order um nominal 14 Prozent, real um 11 Prozent zugelegt. Dabei sind die Order im Wirtschaftstiefbau um nominal 22 Prozent gestiegen. Es sind weiter vor allem Großprojekte bei der Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die hier zu Buche schlagen. Der Baumittelstand partizipiert hier gleichwohl nicht adäquat.
Die Bautätigkeit selbst verlief verhalten. Bei einer gleichen Anzahl von Arbeitstagen fiel die Zahl der geleisteten Stunden gegenüber dem Vorjahr um ca. 8 Prozent geringer aus. Zum einen haben uns die vielen Niederschläge witterungstechnisch behindert, zum anderen sind die Auftragspolster, gerade im Wohnungsbau, zu niedrig.“
Pakleppa betont die Bedeutung des kürzlich beschlossenen Wachstumschancengesetzes, das mehr Investitionssicherheit im Wohnungsbau schafft. „Das am Freitag beschlossene Wachstumschancengesetz ist ein wichtiges Signal, für das wir dankbar sind. Im Wohnungsbau schafft es samt der degressiven Abschreibungsmöglichkeit bei Wohngebäuden mehr Investitionssicherheit. Bauherren und Branche sind froh, dass die Union dem Gesetz zugestimmt hat. Damit allein ist die deutsche Wohnungsbaukrise aber noch nicht gelöst.“
Pakleppa sieht eine zentrale Entscheidung der Bundesregierung als notwendig an: „Die neuen Zahlen machen eins deutlich: Früher oder später wird die Bundesregierung um eine Entscheidung nicht herumkommen: entweder senkt sie die Anforderungen im Wohnungsneubau oder sie erhöht die Förderungen. Denn bei den hohen Bauzinsen und Materialpreisen sowie den energetischen Anforderungen ist eine Zinsstütze für viele Bauherren die letzte Möglichkeit, überhaupt noch zu bauen. Die Förderprogramme müssen auf den EH 55-Standard ausgerichtet werden und sind langfristig budgetsicher auszustatten.“