In wohl keiner anderen Großstadt sind die Fassaden von Zinshäusern so prächtig wie in Wien. Das Mietzinshaus trägt entscheidend zur Identität des Stadtbilds bei.
Der Themenbereich Nachhaltigkeit, Klimaziele und ESG-Maßnahmen im Sinne der EU-Taxonomie spielt auch hier eine große Rolle. Es ergeben sich enorme Chancen, aber auch Unsicherheiten und Risiken. Es ist wichtig, die erhaltenswerte Bausubstanz zu sanieren, klimafreundliche Technologien zu integrieren und gleichzeitig die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch zu reduzieren. Energetisch sanierte Gebäude sind langfristig komfortabler und kosteneffizienter, was die Mieterzufriedenheit steigert. Aber rechtliche und technische Hürden erschweren die Implementierung von ESG-Maßnahmen enorm. Die Substanz birgt eine Vielzahl an Hindernissen. Investitionen sind kostenintensiv, ungeachtet der Fördermittel der Stadt Wien. Ein weiteres Hemmnis für Sanierungsmaßnahmen ist, dass Eingriffe in bestehende Mietrechte schwierig sind. Aktuelle Entwicklungen wie Preisdruck, steigende Zinsen und hohe Baupreise, aber auch fehlende Entscheidungen der Politik zu Richtwertmieten im Altbau und der Mietpreisbremse erschweren die Planbarkeit von Investitionen.
Neue Chancen
Die anstehende Richtwertsystem-Reform bietet die Chance, nicht nur die Lage, sondern auch die Qualität und Ausstattung der Mietzinshäuser und -einheiten in die Mietpreisgestaltung einzubeziehen. Langfristig ist zu hoffen, dass alle Beteiligten das klassische Zinshaus als Kulturgut der Stadt schätzen. Es müssen gemeinsame Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Eigentümern ermöglichen, ESG-Maßnahmen umzusetzen, um den Mietern attraktiven Wohnraum zu fairen Mieten anbieten zu können.
Ina Brunnbauer
Finanzmanagement & Projektentwicklung
Neuraum R/H GmbH (www.neuraumwien.at) und Salon-Real-Mitglied