2. internationaler immobilien investment Kongress: Zukunft gestalten statt Abwarten

Othmar Karas, 1. Vizepräsident des Europäischen Parlaments a.D. und Präsident des Forum Alpbach sprach beim 2. internationalen immobilien investment Kongress über die aktuellen geopolitischen Herausforderungen. Foto: Richard Tanzer

Sich für die Zukunft rüsten: Zahlreiche Top-Speaker diskutierten im Palais Berg beim 2. internationalen immobilien investment Kongress des DMV della lucia Medienverlags über Lösungen in einem schweren Marktumfeld.

Preparing for Future – für die Zukunft gerüstet: Das war das Motto des 2. Internationalen immobilien investment Kongresses des DMV della lucia Medienverlags, der am Donnerstag im Palais Berg erfolgreich über die Bühne gegangen ist. Anlässlich der aktuellen geopolitischen Lage und der kürzlich erfolgten US-Wahl, bei der Donald Trump als Sieger hervorgegangen ist, waren sich die Besucher wie auch die hochkarätigen Diskutanten und Vortragen einig, dass sich Europa für die Zukunft rüsten muss – das gilt im Besonderen für die Immobilienwirtschaft.

In seiner Keynote verwies Othmar Karas, Erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments a.D. und nunmehriger Präsident des Forum Alpbach, dass sich Europa auf die neue politische Realität einstellen müsse um in einer Zeit beispielloser globaler Transformation handlungsfähig bleiben zu können. Karas leitete seine Keynote mit der politischen Verantwortung ein: „Politische Verantwortung bedeutet, die Zukunft zu gestalten. Wir dürfen nicht in kurzfristigem Denken verharren, sondern müssen die Weichen für eine nachhaltige und stabile Zukunft stellen.“

Mit Blick auf die Wahl in den USA sagte Karas: „Bereits am Morgen nach der Wahl wurde mir die Frage gestellt: Was bedeutet das für Europa?“ Er stellte fest, dass Europa seine Rolle als eigenständiger Akteur in der globalen Politik stärken müsse. „Europa muss souverän agieren, nicht nur reagieren,“ betonte er. Worte richteten sich auch gegen eine zu enge Fokussierung auf kurzfristige wirtschaftliche Erfolge: „Wir dürfen nicht nur auf die Umfragewerte von morgen schauen, sondern müssen langfristig denken und handeln.“

Elisabeth della Lucia, Geschäftsführerin des DMV della lucia Medienverlags, zog eine positive Bilanz: „Das Feedback der Teilnehmer und Speaker war fulminant. Vor allem der Themenmix und die Auswahl der Diskutanten in Zeiten globaler Unsicherheiten hat genau den Nerv getroffen und die Menschen zum Nachdenken angeregt. Das spornt uns immens für die dritte Auflage des immobilien investment Kongresses an, der im kommenden Jahr stattfinden wird. Die Lösung der Herausforderungen unserer Zeit gelingt uns nur gemeinsam – der internationale immobilien investment Kongress ist das perfekte Format, um Wissen und Menschen zusammenzubringen. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer und Sponsoren, die den Kongress tatkräftig unterstützt haben.“

Immobilien investment Chefredakteur Charles Steiner betont die Notwendigkeit von Wissensaustausch und Netzwerken in volatilen Zeiten: „Die Welt transformiert sich rasend schnell, Europa ist unter Druck. Die geopolitischen Spannungen sowie konjunkturelle Schwankungen sind Risiken, mit denen sich gerade die Immobilienwirtschaft auseinandersetzen muss. Ich freue mich, dass diese Themen von ausgezeichneten Speakern angesprochen worden sind und den Besuchern so nicht nur wichtige Informationen boten, sondern auch Möglichkeiten zu neuen Netzwerken gaben.“

Das aktuelle geopolitische und konjunkturelle Umfeld zog sich auch durch die hochkarätig besetzten Panels. Den Auftakt machte das Fondsbarometer: Investitionsstrategien und finanzielle Realitäten in der Immobilienbranche. Unter der Moderation von Gerald Groß (gross:media und ehemaliger Anchorman bei der ZIB) diskutierten Lisa Bennewitz (Roundhill Capital), Francesco Fedele (bf.direkt) und Friedrich Georg Warmbold (Union Investment) über aktuelle Fondsstrategien in einem volatilen Umfeld und veränderten Angebots- und Nachfragebedingungen. Gerade Globalinvestoren und Fonds müssen die politische und wirtschaftliche Lage genau im Auge behalten und in ihre Investitionsstrategien einbauen, so der Tenor – vor allem, weil durch die Zinswende auch andere Anlageformen wie Staatsanleihen rentieren würden.

Globale Trends, lokale Herausforderungen, Europäische Antworten: Immobilieninvestitionen im Spannungsfeld von Inflation und Zinserhöhungen: Unter der Moderation von immobilien investment-Chefredakteur Charles Steiner sprachen Pepjin Morshuis (Trei Real Estate), Mihai Paduroiu (One United Properties) und Stefan Scholl (Deka Investments) über die verschiedenen Risikobewertungen in verschiedenen Märkten und wie sie in der Immobilienwirtschaft antizipiert werden kann. Trotz der verschiedenen Kernmärkte der Diskutanten – Trei Real Estate investiert in den USA, Deutschland und Polen, One United Properties in Bukarest und Deka Investments in Europa aber auch im asiatisch-pazifischen Raum schätzten die Diskutanten den Wahlsieg Donald Trumps für die Immobilienwirtschaft als solche zwar als weniger dramatisch ein, gaben aber zu bedenken, dass ein allfälliger protektionistischer Wirtschaftskurs in den Vereinigten Staaten das konjunkturelle Umfeld in Europa beeinflussen und auch Spannungen im asiatisch-pazifischen Raum verstärken könnten.

Dazu braucht es ein entsprechendes Risikobewusstsein. Beim Panel Navigieren durch unsichere Gewässer: Risikomanagement in Zeiten geopolitischer Turbulenzen unter der Moderation von Hans Volkert Volckens (Blacklake Management Partners) richteten Florian Beckermann (Interessenverband für Kleinanleger), Dietmar Patjens (Experte für Risk Management, Compliance und Fraud Control) und Thomas Schober (LHI Kapitalverwaltungsgesellschaft) den Appell, dass geopolitische Risiken gerade auf Unternehmensseite in die strategische Ausrichtung einfließen und entsprechend skaliert werden müssen.

Das gilt auch für den Wohnbau, der sich in Europa aufgrund der hohen Baukosten und der Zinswende in einer Krise befindet, durch den Zuzug werde der Wohnungsmangel verschärft, was auch zu sozialen Problemen führen könnte. Wie man in dem Umfeld Wohnraum zur Verfügung stellen kann und welche Ansätze – auch politisch – nötig sind, darüber sprachen Marc Pamin (abrdn), Manuel Mokosch (SWM – Stadtwerke München Immobilien) und Gerhard Schuster, Vorstandsvorsitzender der Wien 3420 aspern Development AG. Es braucht ein Zusammenspielen aller Akteure – von Politik bis zur Immobilienwirtschaft -, um den Wohnbau wieder ankurbeln zu können.

Doch neben dem aktuellen Marktumfeld drohen auch noch andere Gefahren, und die lauern im World Wide Web. Cornelius Granig, CEO K-Advisors und anerkannter Experte im Bereich Cybersecurity erklärte in seinem Vortrag, dass sich die Anzahl cyberkrimineller Aktivitäten schon allein durch Internet of Things deutlich erhöht hat und auf staatlicher Seite vor allem China, Nordkorea und Russland eingesetzt wird – mit entsprechenden Folgen: Hacks in der Gebäudetechnik haben etwa ein Krankenhaus lahmgelegt, infolgedessen ein Patient verstorben ist. Er warnt davor, Cybersicherheit auf die leichte Schulter zu nehmen, denn Cyberkriminelle entwickeln sich weiter.

Die Künstliche Intelligenz verändert unser Leben und Arbeiten – und auch, wie wir Immobilien managen, planen und vermarkten können. In der Diskussion unter der Moderation von Ronald Goigitzer (ivalu), einem KI-Avatar sowie Florian Huemer (PropX), Niki Stadler (PropCorn.ai) und Clemens Wasner (AI Austria) wurde klar, dass die KI zwar in manchen Bereichen Menschen ersetzen kann, aber grundsätzlich ein Tool ist, über die Menschen wesentlich effizienter arbeiten können.

Auch mit der so genannten Generation Z müssen sich Arbeitgeber auseinandersetzen und im Zuge des War of Talent ihre Bedürfnisse erkennen. Unter Moderation von Alexander Bosak (immQu) diskutierten Marianne Sar (TU Wien), Susanne Rath-Bebie (Universität für Weiterbildung Krems), Elena Berwanger (FHWien der WKW) und Nicole Hornischer (TU Wien) wurde über die Herausforderungen im Immobilienbereich, die durch die neue Generation von Arbeitskräften geprägt werden. Die Generation Z, oft zu Unrecht als weniger arbeitsbereit beschrieben, legt großen Wert auf die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit. Sie sucht nicht nur nach einem Job, sondern nach einer erfüllenden Karriere, die einen Beitrag zur Gesellschaft leistet.

Ein zentrales Panel drehte sich um die Frage, b die EU-Taxonomie für die Immobilienwirtschaft lediglich hohe Kosten bedeutet oder auch Einsparpotenziale bietet. Unter der Moderation von Gerald Groß wurde am Beispiel eines Immobilienkonzerns eine Best-Practice-Lösung vorgestellt. Andreas Millonig (CEO, Anda GmbH), Aline von Baumbach (Projektsteuerung, BIG) und Oliver Pessoa Huber (Managing Director, ESG Vienna, Michaeler & Partner) diskutierten, wie digitale Tools nicht nur dabei helfen, Verbräuche präzise zu messen und Wartungskosten durch Predictive Maintenance zu senken.

Auch Umnutzung bestehender Immobilien war Thema beim 2. Internationalen immobilien investment Kongress. nter der Moderation von Walter Senk (Immobilien-Redaktion) wurde beleuchtet, wie Immobilien am Ende ihres Lebenszyklus so transformiert werden können, dass sie die Identität einer Stadt nicht nur bewahren, sondern neu prägen.  Monika Hohenecker (Leitung Stadt- und Gemeindeberatung, RegioPlan Consulting), Gabriele Etzl (Partnerin, Deloitte Legal) und Mathias Mühlhofer (Vorstand, Immobilienrendite AG) präsentierten konkrete Best-Practice-Beispiele aus der Branche. Diskutiert wurden architektonische, rechtliche und ökologische Aspekte sowie die Frage nach der Finanzierung solcher Projekte. Beispiele wie die Umwandlung von Bürogebäuden in Wohnflächen oder die Transformation alter Fabriken in attraktive Einzelhandels- und Entertainment-Locations zeigen, wie eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung aussehen kann.

In der Abschluss-Keynote sprach Florian von Schreitter, Vice President bei der Thomsen Group über Faktor Emotion im Wirtschaftsleben und Unternehmensführung, die maßgeblich für die Motivation von Mitarbeitern ist und auch die KPI wesentlich steigern kann. Da brauche es allerdings dringend ein neues Bildungsideal: Mit klarer Vision und beeindruckender Tiefe legte er dar, wie die Bildung von morgen gestaltet sein muss, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Flo von Schreitter betonte, dass sich Bildung nicht länger ausschließlich an der Vergangenheit orientieren darf. Der Zugang zu globalem Wissen per Knopfdruck hat unsere Welt grundlegend verändert. Künftig wird es nicht nur um reines Wissen gehen, sondern um die Entwicklung von Herz, Haltung und praktischen Fertigkeiten. Nur so lassen sich innovative Lösungen für die großen Fragen unserer Zeit finden.

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