Die Quatschveranstaltung von Glasgow ist vorbei. Die Frau „Auch-Umwelt-Minister“ ist mit dem Zug hingefahren. Welch großartige Entwicklung! Dafür ist der britische Premierminister nach London zum Abendessen geflogen. Rechnen die beiden den CO2-Ausstoß gegenseitig auf? Keiner weiß das.
Die mitteleuropäische Immobilienwirtschaft gibt sich echt Mühe. Als einer der größten CO2-Emittenten ist uns unsere Verantwortung auch bewusst. Wir diskutieren, wie wir zukünftig den CO2-Verbrauch reduzieren, streiten über die Baustoffe, klopfen ein Vorzeigeprojekt nach dem anderen aus dem in vielen Fällen schon versiegelten Boden, um den Grundverbrauch einzudämmen. Wir pushen Recycling, Upcycling und Wiederverwendung, reduzieren Abfall und erstellen ESG-Berichte, oft als Pioniere, da es keine Vorgaben gibt. Wir beantworten Fragen zur Taxonomie, bei der die EU es noch immer nicht geschafft hat, eine endgültige Version zu veröffentlichen, wir denken voraus und bilden jetzt schon ab, was alles noch kommen könnte.
Und die anderen?
Die Politik fährt zu lächerlichen Klimakonferenzen und lässt sich für die Bahnbenutzung feiern. Die LKWs auf unseren Autobahnen werden gefühlt immer mehr, es wird hin- und hertransportiert, was der Reifen hält. Der Einzelhandel verhökert Produkte aus weit entfernten Regionen, obwohl er sich der Nachhaltigkeit und Regionalität verpflichtet hat. Warum nicht – wird ja gekauft, gelt? Der dringend notwendige Schritt weg von der Wegwerfgesellschaft findet nicht statt. Für uns als Gesellschaft ist weiterhin nur Neues hip, Wiederverwendung, Reparatur, Instandsetzung – wo kommen wir denn hin?
Resignation ist nicht angebracht und gefährlich. Wir alle müssen die Immobilienwirtschaft auch weiterhin in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickeln. Dass die anderen nichts oder zu wenig tun, gilt nicht als Entschuldigung für unser Fehlverhalten. Aber wir haben sehr wohl das Recht, Engagement auch von den anderen einzufordern.
Nachhaltig leben lernen
Das vordringlichste Ziel aus unserer Sicht ist die Ausbildung unserer Gesellschaft. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind Verhaltensweisen, die unsere Gesellschaft wieder lernen muss. Aus der Geschichte wissen wir, dass sich Gesellschaften am schnellsten entwickeln, wenn es unsere Kinder begreifen. Also raus in die Schulen, es gilt, unsere Kinder zu überzeugen.
Umweltschutz, Klimapolitik und Nachhaltigkeit findet bei uns leider in Tropfenform statt. Umweltticket hier, „Raus aus Öl“ da, ein wenig Photovoltaik-Förderung, eine minimale CO2-Steuer, für die E-Mobilität gibt es auch ein bisschen was. Einzelmaßnahmen, die immer nur Teilaspekte des dringend nötigen Gesamten abbilden. Wir schaffen es nicht, gesamtheitlich zu Ende zu denken.
Wir müssen unsere Gesellschaft transformieren, das gemeinschaftliche Denken in eine nachhaltige Richtung lenken und müssen begreifen lernen, dass partieller Verzicht bei gleichbleibendem Wohlbefinden ein richtiger Weg ist.
Also raus in die Schulen, Nachhaltigkeit als Pflichtgegenstand! Da brauchen unsere Kinder nicht zu lernen, was irgendeine „Auch-Umwelt-Ministerin“ vorschreibt, sie sollen lernen, selbst zu denken und ihr Leben nachhaltig zu gestalten. Und sie sollen das Denken vor allem in ihre Familien bringen – so wie seinerzeit die Mülltrennung –, dann wird es gut funktionieren.