Wachsende Sorge wegen notleidender Immo-Kredite

Banken und Kreditinstitute sorgen sich wegen der wachsenden Anzahl notleidender Kredite. Foto: pixabay.com

NPL-Barometer der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. (BKS) und der Frankfurt School of Finance & Management sieht steigendes Risiko für Ausfälle. Besonders gefährdet sind Projektentwickler und Bauträger.

Das aktuelle Marktumfeld mit immer noch hohen Zinsen bei deutlich abgeschwächter Konjunktur dürfte dem deutschen Kreditmarkt bald stürmische Zeiten bescheren. Vor allem, was gewerbliche Immobilienkredite betrifft, könnte das Risiko von Ausfällen erheblich steigen. Das geht aus dem von der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. (BKS) und der Frankfurt School of Finance & Management berechneten NPL-Barometer hervor, der eine Zunahme von Kreditausfällen, Auslagerungen und Portfoliotransaktionen konstatiert. „Die Ergebnisse spiegeln die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland wider“, sagt Jürgen Sonder, Präsident der BKS.

Laut Barometer, der die Entwicklung von NPL-Beständen, die Kaufpreise, die Nutzung von Verkäufen und Outsourcings innerhalb der vergangenen zwölf Monate und der erwarteten Entwicklung in den kommenden zwölf Monate misst, liege der Gesamtklimawert für den Sommer bei 0,45, knapp unter dem Rekordwert von 0,46 im vergangenen Herbst. „Sowohl der Lage- als auch der Erwartungswert deuten auf steigende NPL-Bestände, sinkende Verkaufspreise und eine Zunahme von Portfolioverkäufen und Auslagerungen hin.“

Für Christoph Schalast, Vorsitzender des BKS-Beirats und Professor für Mergers & Acquisitions und Europarecht an der Frankfurt School of Finance & Management, stehen gewerbliche Immobilienkredite im Fokus. „Projektentwickler und Bauträger sind aufgrund der Marktturbulenzen besonders ausfallgefährdet“, so Schalast. Aber auch bei Konsumentenkrediten, Wohnimmobilienkrediten und KMU-Krediten rechnen die Experten mit steigenden NPL-Quoten.

Nach Jahren des Wachstums und steigender Preise verdichteten sich für den Immobilienmarkt jedenfalls die Anzeichen einer Trendwende. Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und wirtschaftliche Unsicherheit hätten die Nachfrage gedämpft und den Markt abgekühlt, geht aus der Studie weiters hervor. Ein Hauptfaktor für den Preisrückgang sind die gestiegenen Zinsen für Immobilienkredite. Seit Anfang 2022 haben sich die Bauzinsen mehr als verdreifacht, was die Finanzierung erheblich verteuert und die Zahl der Kaufinteressenten verringert.

Zusätzlich belasten hohe Baukosten den Markt, getrieben durch gestörte Lieferketten, Materialengpässe und Fachkräftemangel. Auch verschärfte Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden tragen zu den steigenden Kosten bei, was es Käufern erschwert, bezahlbare und den Ansprüchen genügende Immobilien zu finden.

Das Gesamtvolumen der NPLs in deutschen Bankbilanzen wird laut Prognosen bis Ende 2024 auf über 40 Milliarden Euro ansteigen. Zuletzt meldete die European Banking Authority (EBA) für März 2024 NPL-Bestände in deutschen Banken in Höhe von 39,8 Milliarden Euro – ein Anstieg um acht Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. „Wir müssen uns auf ein neues Normal mit höheren NPL-Beständen einstellen“, so Schalast.

Die mobile Version verlassen