PwC: Bauindustrie unter Druck, Digitalisierung steht

Die Bauwirtschaft in Deutschland ist nicht nur unter erheblichem Druck, auch bei der Digitalisierung geht nix weiter. Illustration: OpenAI

Umfrage: Fortschritte gibt es bei der Bauindustrie zwar bei ESG, bei Digitalisierung herrscht jedoch Stillstand.

Inflation, hohe Zinsen, Ressourcenknappheit und die Klimakrise setzen der Bauindustrie deutlich zu, wie eine aktuelle Studie im Auftrag von PwC Deutschland unter 100 Bauunternehmen, Planern und Projektsteuerern zeigt, die am Montag veröffentlicht worden ist. Demnach bekommt jedes zweite befragte Unternehmen die Auswirkungen dieser multiplen Krisen deutlich zu spüren. Während Fortschritte in der Nachhaltigkeit zu verzeichnen sind, herrscht bei der Digitalisierung in der Branche Stillstand. Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure: „Der Boom in der Bauindustrie ist vorbei. Die Unternehmen der Branche müssen derzeit viele Krisen gleichzeitig bewältigen: Kostendruck, Nachfrageprobleme, Projektstopps und Fachkräftemangel sind nur einige Probleme, mit denen die Baufirmen aktuell zu kämpfen haben.“

Besonders die Preisschwankungen machen den Unternehmen zu schaffen, was von 86 Prozent der Befragten beklagt wird. Zusätzlich belasten zunehmender Kostendruck und Projektstopps die Bauunternehmen. Das zeitigt bereits konkrete Folgen: In der aktuellen Studie berichten drei Viertel der Unternehmen (77 Prozent), dass ihnen derzeit Aufträge wegbrechen. Die Mehrheit der Befragten erwartet dafür große Veränderungen in der Branche: Rund zwei Drittel planen die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, und jeder zweite geht von einer Neuausrichtung des Unternehmens aus, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Doch bei der Digitalisierung hapert es offenbar: Die Einführung digitaler Technologien in der Bauindustrie stagniert, während Nachhaltigkeitsbemühungen voranschreiten. Obwohl knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) angibt, dass der Digitalisierungsgrad in der deutschen Bauindustrie hoch ist, ist dies ein Rückgang um drei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Zwei Drittel der Unternehmen sehen Nachholbedarf beim Einsatz digitaler Lösungen wie Laserscanning oder Virtual Reality. Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure an: „Der Hype um die Digitalisierung ebbt ab. Stattdessen setzt eine gewisse Ernüchterung ein.“ Lösungen wie Simulation und Visualisierung oder Building Information Modelling (BIM) verlieren an Bedeutung.

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstandards in der Bauindustrie hingegen nimmt zu: 70 Prozent der Unternehmen haben allgemeine oder projektspezifische Nachhaltigkeitsstandards eingeführt – ein Anstieg um neun Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind kein Selbstzweck, sondern dienen der wirtschaftlichen Zukunftssicherung in der Bauindustrie“, betont Rebekka Berbner. „Um Fortschritte in diesen Bereichen zu erzielen, ist ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft erforderlich.“

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