ÖRAG: Ab 2024 sind Zinssenkungen realistisch

ÖRAG-Vorstand Stefan Brezovich rechnet im kommenden Jahr mit zwei (kleinen) Zinsschritten nach unten. Foto: ÖRAG/Wilke

Im kommenden Jahr ist eine Stabilisierung des Zinsniveaus möglich, auch ein bis zwei Schritte nach unten sind möglich.

Im kommenden Jahr könnte es zu einer Entspannung der Zinssituation kommen, wobei auch die einen oder anderen Zinsschritte nach unten möglich sind, so ein Ausblick zum Immobilienmarkt von der ÖRAG. Darin geht ÖRAG-Vorstand Stefan Brezovich davon aus, dass im kommenden Jahr durch die FED und die EZB ein bis zwei Zinssenkungen von jeweils 0,25 Prozent im Raum stehen. Das deswegen, da sich die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten unerwartet stark entwickelt habe, weswegen offen sei, ob die FED diese Schritte setzt. Normalerweise würde die EZB der FED folgen, wenngleich in manchen Fällen auch mit Verzögerungen.

Sollte die FED die Zinsen senken, rechnet Brezovich diesmal damit, dass die Zinssenkungsschritte der EZB zeitnahe erfolgen dürfte, da sich die Europäische Wirtschaft – allen voran Deutschland – wesentlich schwächer entwickelt habe. Überdies sei die Inflation im Euro-Raum signifikant gesunken, wenn auch nicht in dem Maße in Österreich, so Brezovich, der ein Zinsniveau in einer Bandbreite von drei bis vier Prozent grundsätzlich für sinnvoll und gesund für die Wirtschaft erachtet: „Auch die Immobilienwirtschaft hat viele Jahrzehnte mit einem derartigen Zinsniveau gut funktioniert. Jedoch hat der viel zu rasche Zinsanstieg von Mitte 2022 bis Mitte 2023 im Euroraum vor allem der Immobilienwirtschaft massiv geschadet, die zuvor einer der größten Nutznießer der Niedrigzinsphase war.“

Für 2024 gelte es, die kritischen Auswirkungen „dieser Zinsexplosion zu verdauen“, so Brezovich, mittlerweile seien namhafte Player am Immobilienmarkt insolvent geworden, andere wiederum stünden vor „ernsthaften Problemen“. Dennoch würden Banken auf diese Entwicklung ruhig reagieren, um Notverkäufe, die vor allem bei Developments anstehen könnten, zu vermeiden. Ab dem kommenden Jahr rechnet die ÖRAG damit, dass mehr Objekte aus notleidenden Finanzierungen auf den Markt kommen, weswegen die Preise fallen dürften. Für diese Objekte gebe es durchaus Interessenten, da die Preise in vielen Fällen zwischen 20 und 30 Prozent unter den Höchstwerten der vergangenen Jahre liegen würden. Stärkere Abschläge seien vor allem bei ertragsschwachen Immobilien in wenig attraktiven Lagen möglich, die weder über eine attraktive Sachwertentwicklung noch über einen emotionalen Käuferzugang verfügen.

Vor allem für eigenkapitalstarke Investoren dürfte das Marktumfeld gute Chancen bieten. Brezovich: „Zahlreiche eigenkapitalstarke Investoren warten derzeit noch die weitere Preisentwicklung ab und werden zuschlagen, sobald sich wieder ein klares Bild bietet. „First Mover“ können sich aber schon jetzt besonders attraktive Immobilien (die zuletzt kaum am Markt verfügbar waren) sichern, ohne dabei allzu viel Mitbewerb zu haben- mit entsprechend guter Verhandlungsposition.“ Das gelte auch für finanzstarke Projektentwickler, für die sich günstige Opportunitäten beim Zukauf eröffnen.

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