Wachsende Bedeutung für europäische Immobilienmärkte für internationale Investoren. Deutschland kämpft mit Abwanderung des produzierenden Gewerbes wegen hohen Energie- und Personalkosten.
Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland beeinflussen maßgeblich die Investitionsstrategien institutioneller Immobilienanleger. Europa rückt vermehrt in den Fokus, während sich die Situation auf dem deutschen Markt verändert. Dies geht aus Online-Pressekonferenz „Adieu sicherer Hafen Deutschland – verlagern sich Immobilieninvestments zunehmend ins Ausland?“ hervor, an der Experten wie Manuel Schrapers, Geschäftsführer bei Metroplan, Michael Keune, Managing Director bei Catella Residential Investment Management, Matthias Brodeßer, Head of Transaction Management Office International bei HIH Invest, und Jan Philipp Daun, Geschäftsführer von Garbe Industrial Real Estate, über die verschiedenen Aspekte des derzeitigen Marktumfelds diskutierten.
Manuel Schrapers, Geschäftsführer bei Metroplan, erläuterte die Schwierigkeiten, denen produzierende Unternehmen in Deutschland derzeit gegenüberstehen: „Es gibt einige Branchen, die zu einer Verlagerung ihrer Produktionskapazitäten ins Ausland tendieren. Das sind Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch oder einem hohen Personalbedarf, Unternehmen mit internationalen Absatzmärkten, die durch eine Verlagerung Personal- und Logistikkosten reduzieren können, und Unternehmen, die ein großes Maß an staatlicher Unterstützung benötigen.“ Um dem entgegenzuwirken, betonte Schrapers die Notwendigkeit von Lösungsansätzen wie der Gewinnung internationaler Fachkräfte und der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Er unterstrich auch die Bedeutung einer klaren Investitionsstrategie und des Abbaus von Bürokratie, um Deutschland als attraktiven Standort zu erhalten.
In einer Umfrage unter Industrie- und Produktionsunternehmen Anfang 2024 wurden die Arbeitskräfteverfügbarkeit, die Planungssicherheit und die Infrastruktur als wichtige Faktoren für die Attraktivität Deutschlands genannt. Dennoch sehen viele Unternehmen auch Potenzial außerhalb Deutschlands, insbesondere in West- und Osteuropa sowie außerhalb Europas. „Deutschland ist bereits ein gut entwickelter Markt mit moderaten Wachstumszahlen. Produktionskonditionen und Kosten machen ausländische Märkte mitunter attraktiver, vor allem für Geschäftserweiterungen“, so Schrapers
Die europäischen Wohnimmobilienmärkte zeigen weiterhin eine gemischte Dynamik, wobei Finnland als besonders agiler Akteur hervorsticht. Michael Keune, Managing Director bei Catella Residential Investment Management, betonte, dass sich die Bedingungen auf dem finnischen Wohnungsmarkt im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert haben, während der deutsche Markt nach wie vor mit Herausforderungen zu kämpfen hat. Keune erklärte: „Finnland hat einen der liberalsten Wohnungsmärkte Europas. Es gibt annähernd keine Mietregulierung. Die Erhöhung der Bestandsmieten ist an den Verbraucherpreisindex gekoppelt, aber man ist frei in der Erst- und Nachvermietung. Das hat zu einer hohen Neubautätigkeit in Finnland und einem liberalen Eigentümermarkt geführt.“ Aus Sicht von Keune bleibt Deutschland gleichwohl langfristig ein interessanter Investitionsmarkt. Den Hauptgrund dafür sieht er in dem hohen Nachfrageüberhang, der zu Mietsteigerungen führt, der aber auch Ursache für die deutlich langsamere Preisanpassung ist. „Aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen finden Käufer und Verkäufer derzeit nur selten zueinander. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb in Deutschland derzeit kaum Transaktionen stattfinden“, resümiert Keune
Matthias Brodeßer, Head of Transaction Management Office International bei HIH Invest, erklärte, dass Investoren verstärkt Büroimmobilien außerhalb Deutschlands in Betracht ziehen, um ihr Portfolio zu diversifizieren und attraktivere Renditen zu erzielen. Deutschland bleibt zwar langfristig interessant, jedoch nehmen Investoren auch andere europäische Büromärkte wieder stärker in den Blick. Jan Philipp Daun, Geschäftsführer von Garbe Industrial Real Estate, hob hervor, dass der deutsche Logistikimmobilienmarkt weiterhin stabil bleibt. Die zentrale Lage und der große Absatzmarkt machen Deutschland attraktiv für Investoren und Entwickler, trotz der zunehmenden Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland.